Berlin. An der Ollenhauerstraße wurde wurde eine Radfahrerin von einem LKW überrollt. Noch in dieser Woche wird der Radweg eröffnet.

Auf der rechten Spur der OIlenhauerstraße in Reinickendorf verläuft Berlins bekanntester Radweg. Er war im Prinzip fertig, wurde dann aber nach der Wiederholungswahl von der neuen Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) gestoppt und wie alle Radprojekte überprüft. Die Fahrradsymbole auf dem Asphalt wurden einstweilen gelb überklebt.

Tragischerweise ist am Dienstagnachmittag ausgerechnet an der Ollenhauerstraße, wenn auch auf einem Radwegteil, der nicht neu gebaut wurde und auch nicht werden soll, eine 42-jährige Radfahrerin von einem links in die Lindauer Allee einbiegenden Lkw-Fahrer mit seinem Muldenkipper überrollt und dabei mutmaßlich schwer verletzt worden. Sie wurde nach dem Unfall ins Krankenhaus eingeliefert, Details zum Gesundheitszustand liegen der Polizei nicht vor.

Vorwurf an die Politik: „Eine Art Mitschuld“

Mathias Adelhoefer, Sprecher der Initiative Changing Cities, kritisiert die Verkehrspolitik in Land und Bezirk scharf: „Es ist ein tragischer Unfall und ich wünsche dem Oper alles Gute. Leider war fast zu erwarten, dass solche schrecklichen Unfälle passieren. Und da besteht auch eine Art Mitschuld bei der Politik, weil der Radstreifen, der Aufmerksamkeit schon vorher auf Fahrradfahrende gelenkt hätte, noch immer nicht eröffnet ist.“

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) wünschte der Fahrradfahrerin auf Morgenpost-Anfrage „von Herzen eine gute und schnelle Genesung“ und sie werde weiter hart für den Schutz von Verkehrsteilnehmer arbeiten. „Verkehrssicherheit ist eines der wichtigsten Themen meiner Amtszeit. Dazu gehört ein sicheres Radwegenetz, das planen meine Mitarbeiter weiter unter Hochdruck.“

Der Radweg an der Ollenhauerstraße soll nun freigegeben werden.
Der Radweg an der Ollenhauerstraße soll nun freigegeben werden. © Dirk Krampitz

Reinickendorfs Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU) zeigt sich gegenüber der Morgenpost erschüttert von dem Unfall: „Jeder Unfall trifft uns zutiefst. Ganz gleich, ob es Fußgänger, Radfahrer oder Menschen in ihren Fahrzeugen betrifft – das körperliche und seelische Leid, das durch jeden Zusammenstoß verursacht wird, berührt nicht nur mich.“

Allerdings weist sie auch jeden Zusammenhang zwischen bisher nicht erfolgter Eröffnung des Radstreifens und dem Unfall zurück, denn am Unfallort besteht bereits ein Radwegabschnitt ohne Pläne zur Veränderung. „Der Unfallort ist vom neuen Radfahrstreifen nicht betroffen. Es handelt sich um den Kreuzungsbereich Ollenhauerstraße/Lindauer Allee, der von der aktuellen Maßnahme nicht umfasst ist.“

„Die Ollenhauerstraße wird gefährlich bleiben“

Für die leidenschaftliche Radfahrerin und Reinickendorfer BVV-Politikerin Kai Bartosch, die zufällig am Unfallort vorbeikam, ist darum auch die Gesamtsituation in der Ollenhauerstraße das Problem. „Wenn ein eigentlich sicherer und ausreichend breiter Radweg nicht durchgehend ist, dann ist er einfach nichts wert. Der neue Radweg auf der Ollenhauerstraße wird also auch nach seiner Eröffnung für Radfahrende gefährlich bleiben.“

Ähnlich sehen es auch Rad-Lobbyisten. Karl Grünberg vom ADFC Berlin kritisiert generell Radwege auf den Bürgersteigen. „Fußgänger und Radfahrer kommen sich in die Quere und die Autofahrer sehen die Fahrräder nicht hinter den parkenden Autos. Wenn ein Fahrradfahrer dann eine Straße queren will, kommt das überraschend für viele Autofahrer.“ Sein Vorschlag: Man sollte zumindest auf den Metern vor der Kreuzung keine Autos parken lassen, für mehr Sichtbarkeit.

Datum zur Freigabe des Radwegs steht fest

Der Verkehrsexperte, der Reinickendorfer Grünen, Andreas Rietz, beteuert, dass er die Verkehrspolitik der CDU oft kritisiere, aber diese Situation „nicht politisch ausschlachten“ wolle. „So bedauerlich es ist, dieser Unfall wäre vermutlich auch mit bereits eröffnetem Radweg passiert.“ Aber auch er schlägt Maßnahmen an der Kreuzung vor: Eine veränderte Ampelschaltung oder farbliche Markierung des kreuzenden Radwegs und Kontrollen der vorgeschriebenen Schrittgeschwindigkeit beim Abbiegen von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen. Für ihn steht fest: „Hochbordradwege sind kein Modell für die Zukunft.“

Einstweilen kündigt Reinickendorfs Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel an: „Der Radweg in der Ollenhauerstraße wird am kommenden Freitag dem 29. September 2023 im Laufe des Tages eröffnet.“

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