Berlin. Er steht dort wie immer, seit Wochen, seit Monaten: am Kurt-Schumacher-Damm, direkt gegenüber von der Autobahnabfahrt. Einige Kommentare im Netz behaupten sogar: Seit einem Jahr. Genau weiß es wohl nur der Fahrer, und der ist nicht zu ermitteln. Der letzte Besitzer hat den roten Opel Astra laut Auskunft des europäischen Fahrzeug- und Führerscheininformationssystems Eucaris in Polen verkauft, ein neuer Besitzer hat ihn nicht angemeldet. Der alte Besitzer antwortet nicht auf amtliche Schreiben. Und doch haben nun die letzten Stunden des roten Opel Astra geschlagen.
Am 15. Februar hat das berlinweit für Schrottautos zuständige Amt für regionalisierte Ordnungsaufgaben in Lichtenberg (RegOrg) den orangefarbenen Punkt angebracht, der besagt, dass das Fahrzeug aus öffentlichem Straßenland zu entfernen ist. Das Klebesiegel sieht aus wie der rote Punkt, ist aber speziell für Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen. Nun ist die einmonatige Wartefrist abgelaufen.
Pfand und Autoradio sind noch vorhanden
Wer genau hinsieht, stellt fest, dass die letzten Wochen Berlins berüchtigtstem Autowrack zugesetzt haben: Jemand hat die Seitenscheibe zertrümmert, die Motorhaube wirkt, als habe sie jemand mit Gewalt öffnen wollen und die polnischen Nummernschilder hat auch jemand mitgenommen.
Auf dem Beifahrersitz liegen nun neben den Scherben auch eine Tube Sekundenkleber und ein Spray für frischen Duft in Turnschuhen. Im Handschuhfache lagert eine volle Tube Tomatenmark. Im Kofferraum finden sich zwei Scheibenkratzer und ein Wagenheber. Noch immer finden sich im Fußraum Büchsen und Bierflaschen im Pfandwert von knapp zwei Euro und auch das Autoradio (JVC, mit CD) ist noch vorhanden.
Das Amt hält sich an die gesetzlichen Fristen
Anruf beim Amtsleiter des RegOrg. „Sobald der Außendienstler Zeit hat, wird der Opel abgeholt“, verspricht Steffen Krefft. Er weiß um die Bekanntheit des Autos. „Es haben sich ja einige Leute öffentlich zu Wort gemeldet und gefordert, dass wir schneller handeln. Aber wir handeln innerhalb der gesetzlichen Grundlagen. Wer will, dass wir schneller agieren, muss die Gegebenheiten anpassen.“
Der Opel werde „baldmöglichst“ wenn es ins normale Tagesgeschäft passt, zur Schrottpresse gefahren, so Krefft. „Vielleicht schon morgen, vielleicht erst auch Montag, es kommt auf die Auftragslage an“.
Denn für Krefft ist der Astra zwar ein besonders prominentes Beispiel, aber bei weitem nicht das einzige Problem-Auto: „Wir haben bisher in diesem Jahr schon 4000 Anzeigen wegen Schrottautos bekommen“, sagt der Amtsleiter und seuzft dabei nicht einmal.
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