Reinickendorf
Vandalismus

U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz: Seit sieben Jahren ohne Decke

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Dirk Krampitz
Die Decke des U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz soll seit 2016 saniert werden.

Die Decke des U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz soll seit 2016 saniert werden.

Foto: Dirk Krampitz

Die Band Tocotronic ehrte den Bahnhof, aber eine Sanierung der Decke ist bisher noch nicht zeitlich abzusehen.

Berlin.  Sie stehen in einem krassen Kontrast: Der grün-gelb-weiß-geflieste U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz und seine grau-schmuddelige Betondecke mit den Kabeln und darauf montierten Kabelkanälen.

Seit 2016 soll die Decke des Bahnhofs der U-Bahnlinie 8 laut BVG saniert und umgestaltet werden. „Die Sanierung war nötig, da bei der tiefhängenden Rabitzdeckenkonstruktion leider immer wieder Vandalismus zu beklagen war. Einige Bereiche mussten beinahe wöchentlich repariert werden“, erklärt ein BVG-Sprecher auf Nachfrage der Morgenpost.

Wegen Vandalismus eine andere Decke

Die defekte Verkleidung der Decke wurde darum bereits vor Jahren abgenommen, anschließend sollte die Decke umgestaltet werden. „Die vandalismusanfällige Rabitzdeckenkonstruktion wird nun durch eine geputzte Decke mit Trockenbaukanälen für Beleuchtung und Kabel ersetzt“, kündigt der BVG-Sprecher an.

Maurermeister Carl Rabitz hat das Verfahren, Drahtputz auf einer tragenden Unterkonstruktion aus Metall aufzubringen, 1878 erfunden und zum Patent angemeldet. Aber damals hingen Decken noch höher und waren für Vandalen nicht so leicht erreichbar.

Im niedrigen Tunnelbau wurde die auffällige Deckenkonstruktion für die BVG zum Problem. Nun soll es eher praktisch als protzig werden. Allerdings lautet die Frage: Wann? Denn seit 2016 passiert nichts mehr in Sachen Deckensanierung. „Der lange Zeitraum für die Sanierungsarbeiten ergibt sich daraus, dass die Sanierungspläne noch einmal geändert werden mussten, da es Änderungen am ebenfalls geplanten Aufzug gab. Dies hatte Auswirkungen auf die nötige Ausschreibung der Bauleistung et cetera“, erklärt die BVG die Verzögerung. Zur zeitlichen Planung sagt die BVG nichts.

Viele Baustellen auf der U8

An den Bahnhöfen der U8 finden derzeit gehäuft Bauarbeiten statt. Am Rathaus Reinickendorf muss am südlichen Eingang das Dach erneuert werden, die Bauarbeiten werden gerade vorbereitet und sollen bis Ende 2023 andauern, der U-Bahnhof Pankstraße wird derzeit durch den Einbau eines Fahrstuhls barrierefrei, nichts passiert hingegen am Bahnhof Paracelsus-Bad, wo es seit Jahren auf die Schienen tropft.

Aber eigentlich sei die U8 gut in Schuss, befindet die BVG. „Der nördliche Bereich der U8 hat generell eine gute Bausubstanz. Selbstverständlich muss aber auch dieser Abschnitt allgemein instandgehalten werden. Im Vordergrund steht vor allem der barrierefreie Ausbau. Aber auch an den Aufgängen, den Beleuchtungsanlagen und den Bodenfliesen wird in Zukunft gearbeitet.“

Das Achtziger-Jahre-Design hat Fans

36 Jahre ist der nach dem SPD-Politiker benannte Bahnhof Franz-Neumann-Platz mittlerweile in Betrieb. Er wurde am 27. April 1987 zusammen mit den Stationen Paracelsus-Bad und Residenzstraße unter dem Namen Residenzstraßen-Strecke eröffnet. Die Nähe zum Schäfersee und seiner Parklandschaft gab den Impuls für die Ausgestaltung des Bahnhofs. Die Wände sind geschmückt mit Baum- und Vogel-Motiven, der Boden ist in Erdtönen gefliest. Dieses eigenwillige Design findet dreieinhalb Jahrzehnte nach der Eröffnung wieder mehr Anhänger: 2021 hat die Band Tocotronic auf dem Bahnhof einige Szenen ihres Musikvideos „Nie wieder Krieg“ gedreht. Die Betondecke ist allerdings nur kurz im Video zu sehen.

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