Berlin-Reinickendorf. Die Humboldt-Bibliothek ist die dritte in Deutschland, die Robotik für medienpädagogische Programme einsetzt.

Er hat ein süßes Gesicht, blaue Kulleraugen und eine freundliche Stimme. Ohne Zweifel: Nao begeistert nahezu jeden, den er ansieht. Besonders, wenn er seinen Kopf neigt, tanzt oder mit den Anwesenden redet. Nao ist kein kleiner Junge, sondern ein Roboter, der von Schülern und Studenten zu dem programmiert wurde, der er ist. Fertig ist er noch lange nicht, er lernt aber von Woche zu Woche dazu.

Die Humboldt-Bibliothek in Reinickendorf hat bei einem berlinweiten Ideen-Wettbewerb des Verbunds der Berliner Öffentlichen Bibliotheken (VÖBB) teilgenommen und 50.000 Euro gewonnen. Von diesem Geld wurden der humanoide Roboter „Nao6“ sowie einige Robotik-Sets angeschafft. Damit ist die Bibliothek die erste öffentliche in ganz Deutschland, in der es den Roboter zu sehen gibt. Weiter ist die Humboldt-Bibliothek die erst dritte in ganz Deutschland neben Köln und Wildau, die Robotik für ihre medienpädagogischen Programme einsetzt.

Humboldt-Bibliothek geht mit der Zeit

„Was ist heiß und hoppelt über die Wiese?“, fragt Nao die Kinder, die vor ihm sitzen. Betretendes Schweigen. „Ein Kaminchen“, sagt Nao. Alle lachen. Seit wenigen Wochen gehört Nao wie auch weitere Roboter, die teilweise an den Film „Star Wars“ erinnern, zum festen Bestandteil der Bibliothek. „Wir möchten Technologien zugänglich machen und allen die Möglichkeit geben, das Programmieren zu erlernen. Es ist nämlich nicht so schwer, wie viele vielleicht meinen“, sagt Christiane Bornett, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek.

Verstaubt sei die Bibliothek nicht. Im Gegenteil: „Wir gehen mit der Zeit“, sagt Bornett. Coding sei die Sprache des 21. Jahrhunderts. „Öffentliche Bibliotheken bieten seit jeher offene Zugänge zu Wissen für alle Bevölkerungsschichten. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier die Möglichkeit schaffen, zukunftsorientierte Themen wie Coding und Robotik der Öffentlichkeit nahe zu bringen“, betont Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU). Schon im vergangenen Jahr hatte die Bildungsstadträtin für die MINT-Messe des Bezirks das Schwerpunktthema „Coding“ gewählt.

Es wurden Roboter für jede Altersgruppe angeschafft

Bei der Anschaffung der Roboter haben die Mitarbeiter der Bibliothek darauf geachtet, etwas für jede Altersgruppe anbieten zu können. So gibt es neben Nao und fünfzehn kleineren Robotern, den so genannten „Dash“, auch ein Paket zur Sprach- und Leseförderung. Etliche Schulen hätten sich schon gemeldet, sagt Christiane Bornett, kommen regelmäßig vorbei, um das Programmieren zu üben.

Während Nao eher von Schülern der Leistungskurse Informatik oder Studenten programmiert wird, sind die kleinen Roboter schon für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Christiane Bornett und ihre Kollegen lesen beispielsweise Geschichten vor, während vor den Kindern ein großes Plakat mit verschiedenen Wörtern oder Sehenswürdigkeiten liegt. Die Fachleute stellen Fragen, die Kinder steuern die kleinen käferähnlichen Roboter so, dass sie auf das richtige Feld mit der Antwort fahren.

Senioren sind von Roboter Nao begeistert

Nicht nur Kinder und Jugendliche sind von dem Angebot begeistert. Auch Senioren nutzen es. So wie Monika Raatz, die im Rahmen ihres Studiums an der Technischen Universität Berlin den Nao-Roboter aus nächster Nähe beobachten möchte. „Wir haben die Aufgabe, eine kleine Videosequenz zum Thema ‚Mensch und Maschine‘ zu erstellen“, sagt die Besucherin. Sie ist von dem Fortschritt der Technik begeistert, hört aufmerksam zu, als Mitarbeiter erklären, wie der Roboter funktioniert. Programmieren sei nicht nur etwas für die jungen Menschen. Nach dem Motto: Wer rastet, der rostet, ist Monika Raatz vorne mit dabei.

Jeden Donnerstag kann jeder unter Anleitung programmieren

Wer selbst Nao oder auch die anderen Roboter sehen beziehungsweise so programmieren möchte, dass die sich bewegen, hat jeden Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr (außer in den Ferien) in der Humboldt-Bibliothek, Karolinenstraße 19, die Möglichkeit. In dieser Zeit sind Fachleute vor Ort, die genau erklären, wie es funktioniert.

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