Reinickendorf
Neuer Standort

Montessori-Schule Heiligensee zieht jetzt in den Container

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Janine Richter
Jan Vollendorf (v.l.n.r), Alinda Boekhoff (Schulleiterin PepperMont) und Sandra Hennemann (Schulleitung Montessori-Schule Heiligensee) freuen sich mit den Kindern über ihren neuen Schulstandort

Jan Vollendorf (v.l.n.r), Alinda Boekhoff (Schulleiterin PepperMont) und Sandra Hennemann (Schulleitung Montessori-Schule Heiligensee) freuen sich mit den Kindern über ihren neuen Schulstandort

Foto: Janine Richter

Nach langem Kampf hat die Montessori-Schule Heiligensee eine neue Heimat in Tegel – vorerst in Containern.

Gerade werden im Inneren die letzten Kisten ausgepackt, Regale eingeräumt und Klassen- und Themenräume eingerichtet. Parallel wird draußen Rasen für einen Fußballplatz gelegt und gepflastert. Noch sieht alles ein bisschen nach Baustelle aus an der Gabrielenstraße in Tegel.

Eigentlich sollten der Schulbetrieb der Montessori-Schule Heiligensee und der Freien Sekundarschule Pepper-Mont sowie die Kita-Betreuung schon am 20. August starten. „Die Bauarbeiten haben sich aber vier Wochen wegen Abstimmungsschwierigkeiten verzögert“, erklärt Jan Vollendorf, Vorstand der Montessori Stiftung Berlin, die Bauträger des gesamten neuen Schulstandortes ist. Angesichts eines eng gesteckten Zeitrahmens sei dies aber nicht verwunderlich. In der Zwischenzeit wurden die Kinder im Haus Holon in Konradshöhe und im Kinderwald Tegeler Forst betreut und unterrichtet. „Für die Klassenbildung und den Zusammenhalt war es super“, sagt die Geschäftsleiterin der Montessori-Schule, Christiane Ostrin. Der Unterricht fand einfach aus gepackten Notfallkisten statt. In der vierten Woche gingen die Schüler erst einmal auf Klassenfahrt.

Die Montessori-Schule Heiligensee ist wohl geübt im Improvisieren. Erst seit Ende Mai ist klar, dass der Bildungsbetrieb nach einem jahrelangen Kampf um einen Schulstandort in Reinickendorf endlich dauerhaft an die Gabrielenstraße, auf ein Grundstück neben dem Schloss Tegel, ziehen kann. Dort kehrt nun für 295 Schulkinder beider Schulen (145 Grundschulkinder) sowie für 45 Kinder der Kita Zwergenstube endlich wieder so etwas wie Alltag ein.

Gutes Zusammenspiel mit Bezirksamt

Die große „Montessori-WG“ konnte Anfang dieser Woche in ihren neuen Container-Bau einziehen. „Die Eltern haben sich alle über den endgültigen Standort gefreut. Ich bin froh, dass wir jetzt angekommen sind“, sagt Claus Heydolph, dessen drei Kinder hier zur Schule gehen. Er selbst ist hier Hausmeister und wird liebevoll „HC“ gerufen. Noch vor Monaten bangten er und seine Kinder um ihre Schule. Die Aufteilung auf andere Berliner Standorte der Stiftung stand im Raum. Denn der Vertrag mit dem Bezirksamt für die Liegenschaft am Stolpmünder Weg war ausgelaufen und der Bezirk brauchte die Gebäude für die dringende Erweiterung der Albrecht-Haushofer-Schule. In der Not unterschrieb die Stiftung einen Zwei-Jahresmietvertrag an der Trettachzeile 9/13. In letzter Sekunde ergab sich spontan dieser langfristige Standort. „Stress pur“, fasst Ostrin die letzten Monate zusammen. „Ich bin richtig abgekämpft jetzt und könnte Wellnessurlaub gebrauchen.“

Doch es hat sich gelohnt: Im Mai war der Bauantrag eingereicht worden. Seit August stehen nun 226 gemietete Container auf dem 8600 Quadratmeter großen Areal. Es liegt im Grünen, fußläufig zum Tegeler Forst, zum Tegeler See, zur Humboldt-Bibliothek und zur Tegeler Innenstadt. Mit der Familie von Heinz, den Humboldt-Nachfahren, die im Tegeler Schloss leben, unterschrieb man erst einmal einen zweijährigen Pachtvertrag. Ein langfristiger Erbbaupachtvertrag sei angedacht. Dann werde auch der richtige Schulneubau begonnen.

„Unsere Anträge sind unglaublich schnell bearbeitet worden. Dafür sind wir dem Bezirksamt sehr dankbar“, sagt Vollendorf. Man habe Wort gehalten. Nun fehle nur noch die Genehmigung der permanenten Gehwegsüberfahrt für die Behindertenparkplätze.

Auch das von den Anwohnern befürchtete Verkehrschaos auf der schmalen Gabrielenstraße sei ausgeblieben. Dafür sorgt der umtriebige Hausmeister „HC“ jeden Morgen. Er regelt den Verkehr, Eltern lotsen die Schüler sicher vom Bus zur Schule. Der dreistöckige, mobile Containerbau beherbergt im Erdgeschoss Krippe, Kita und Elementarbereich, Hort, Bibliothek, Mensa und einen Raum fürs Nähen und Bauen. „Wir haben großzügige Flure umgesetzt, viele Aufenthaltsbereiche, und unsere Mensa ist doppelt so groß wie bisher“, schildert Ostrin beim Rundgang durch die Räume. Die Kita hat ihren eigenen Eingang und Außenbereich. Im ersten Stock sind die Grundschulkinder untergekommen. Hier gibt es Klassen- und Teilungsräume, einen Musik- und Bewegungsraum. In der zweiten Etage ist die Sekundarschule mit fünf Klassenräumen, die Kunstwerkstatt, die Projektküche und die Verwaltung untergebracht. Die Jugendlichen können sich hier auf der Dachterrasse aufhalten. Beim Schulsport kooperiere man mit der Stötzner-Schule, erzählt Ostrin.

Zweites Grundstück belastet finanziell

Einziger Wehmutstropfen dieser Tage: Es fließt weiter unnötig Geld in das ungenutzte Grundstück an der Trettachzeile. „Leider besteht der Vermieter auf den zweijährigen Mietvertrag“, erzählt Stiftungsvorstand Vollendorf. „Das tut uns finanziell sehr weh.“ Immerhin fehle deshalb ein sechsstellige Betrag für zwei Jahre in der Montessori-Kasse. Für die Gestaltung des Außenbereiches müsse man laut Ostrin nun „jeden Cent umdrehen.“ Aber man mache sich auch keine Vorwürfe. Im März 2018 sei kein anderes Grundstück in Aussicht gewesen. Immerhin habe der Vermieter das Recht eingeräumt, einen Untermieter zu suchen. Und dies sei jetzt das nächste Ziel.

Nach dem Auspacken der Kisten, geht es an die Neubauplanung. „Dafür müssen wir Fundraising aufbauen. Die Rücklagen sind in dieses Projekt hineingeflossen“, sagt Vollendorf. In ein paar Jahren könnte dann neben dem Schloss Tegel eine architektonisch schöne Schule stehen. Die Montessori-Schule fände dann endlich ihren Frieden.