Der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration, Andreas Germershausen, hat am Dienstagabend seine Gesprächsreihe „Integration im Dialog“ in Reinickendorf gestartet. An sechs Tischen sprach er im Hermann-Ehlers-Haus mit rund 120 Reinickendorfern darüber, wie die Integration und Partizipation Geflüchteter besser gelingen kann. Unterstützt wurde er von Sozialstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) und Bezirks-Integrationsbeauftragten Oliver Rabitsch.
Neues Integrationskonzept im März 2018 angestrebt
„Wir planen im März 2018 ein neues Senatskonzept und wollen die Vorschläge, Unzufriedenheiten und Bedenken der Akteure aus den Bezirken einfließen lassen“, sagte Germershausen. Die Dialogreihe werde in den anderen elf Bezirken fortgeführt. Neun Fachgremien würden sich parallel mit dem Konzept beschäftigen.
Am ersten Gesprächstisch wurden gleich zu Beginn durch Ehrenamtliche, Bezirks- und Senatsmitarbeiter sowie Mitarbeiter des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten zahlreiche Problemlagen diskutiert – beispielsweise die unklare Zuständigkeiten der Behörden, die Verteilung der Flüchtlinge und die strikte Wohnraumvergabe der senatseigenen Wohnungsbaugesellschaften.
Es sei absurd, dass eine sechsköpfige Familie nur eine Sechs-Zimmerwohnung beziehen könnte, kritisierte beispielsweise eine Ehrenamtliche. „Wenn sie auch mit zwei oder drei Zimmern zufrieden sind, dann soll man die Familie doch einziehen lassen.“ Schließlich sei alles eine Verbesserung zu Feldbetten in Turnhallen oder Gemeinschaftsunterkünften.
Kitas werden alleine gelassen
Zudem wurde problematisiert, dass die Kitas mit den geflüchteten Kindern alleine gelassen würden. Es gäbe keine mobilen Kitas, keine Sozialarbeiter als Unterstützung und auch keine zusätzlichen Hilfen wie sie in Schulen gegeben sind. Außerdem wurde angeregt, die Arbeitsvermittlung in die Flüchtlingsunterkünfte zu verlegen und an die Deutschkurse zu koppeln.
Ein weiteres Problem: Wer hilft den Helfern, die bei ihrer Ehrenamtsarbeit auch unschöne Erfahrungen machen mussten? Vertreter der Johanniter-Unfall-Hilfe Reinickendorf kündigten in dem Zusammenhang an, sich dieses Themas in einem neuen Projekt anzunehmen.
Germershausen machte sich unentwegt Notizen, verwies an Beratungsstellen und versprach bei einigen Punkten direkte Hilfe. Beispielweise wolle er abklären, ob man die Regelung der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften noch einmal überdenken könnte.
Germershausen „geplättet“ über Kritik
„Das war das erste Mal, dass der Senat sich mit uns ausgetauscht hat. Das war sehr wichtig“, sagte Hansjörg Behrendt, Organisator des Netzwerkes „Willkommen in Reinickendorf“. Auch der Reinickendorfer Integrationsbeauftragte Oliver Rabitsch fasste zusammen: „Es ist spät losgegangen, aber jetzt bewegt sich vieles und das müssen wir positiv hervorheben.“
Germershausen war über die konstruktive Art des Austausches begeistert, gleichzeitig aber auch erschrocken: „Mein Eindruck war vor der Veranstaltung, dass sich in der Verwaltung schon sehr vieles verbessert hat. Dann war ich ziemlich geplättet, weil unglaublich viel Kritik am Verwaltungshandeln deutlich wurde. Es gibt offensichtlich noch viele Probleme mit wenig einfachen Lösungen“, resümierte er.
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