„Im Känguru“

Bedrohte Kita aus Prenzlauer Berg hofft auf Asyl im SEZ

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Joachim Fahrun
Früher ein teurer Verlustbringer, heute eine wertvolle Immobilie: das Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee.

Früher ein teurer Verlustbringer, heute eine wertvolle Immobilie: das Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Die Kita „Im Känguru“ in Prenzlauer Berg sucht dringend neue Räume. Nun gibt es Hoffnung auf ein Haus im Garten des alten Spaßbades.

Berlin.  Der Eigner des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee setzt seine Charme-Offensive gegenüber dem Land Berlin fort. Nachdem Rainer Löhnitz vergangene Woche via Berliner Morgenpost ein Gesprächsangebot an die neuen CDU-Politiker im Senat abgegeben hatte, will der Leipziger Unternehmer nun eine akut bedrohte Berliner Kindertagesstätte retten.

Bei einem Ortstermin am Montag im idyllischen Garten hinter der von Bauzäunen verstellten Fassade des früheren DDR-Spaßbades stellte Löhnitz den Eltern des Trägervereins der Kita „Im Känguru“ in Aussicht, auf dem SEZ-Gelände ein 200 Quadratmeter großes Holzhaus zu bauen und es ihnen langfristig zu vermieten. Für die Eltern wäre das die Rettung. Ihre seit 20 Jahren bestehende Kita mit 30 Kindern und fünf Beschäftigten in einem Hinterhaus inklusive großem Garten an der Marienburger Straße im Prenzlauer Berg ist akut bedroht.

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Der Hauseigentümer habe die Miete um ein Drittel erhöht. Das sei nicht zu bezahlen, sagte Vereins-Vorständin Juliane Scheel der Berliner Morgenpost. Im nächsten Sommer endet der Mietvertrag. Darum sucht man schon länger Ersatz, bislang ohne Erfolg. „Wenn es mit dem SEZ klappen würde, wäre das super“, sagte Scheel: „Wir wären auf jeden Fall dabei.“

Löhnitz hatte das marode und stark defizitäre frühere Spaßbad 2003 für einen symbolischen Euro vom Land Berlin erworben, weil Finanzsenator Thilo Sarrazin die Verluste loswerden wollte. Jahrelang werkelte Löhnitz in dem riesigen Komplex, eröffnete den Fitnessbereich, die Badminton-Halle und eine große Saune samt Außenbecken. 2016 änderte der Senat aber seine Haltung und versucht seither vor Gericht, den Deal rückgängig zu machen und das auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzte Filetgrundstück zurück zu bekommen. Der Streit ist eskaliert, im Herbst soll sich der Bundesgerichtshof mit dem Thema befassen. Nun möchte Löhnitz den Streit mit dem Land beilegen und eine gemeinsame Entwicklung anstreben.

Der West-Teil des SEZ-Areals könnte genutzt werden

Für den größten Teil des SEZ-Geländes gilt ein vom Gericht für die Dauer der Unsicherheit verhängtes Bauverbot. Nicht aber für den Teil ganz im Westen des Areals in Richtung Krankenhaus Friedrichshain. An der Straßenbahn-Wendeschleife überspannt das so genannte Brückenhaus die Einfahrt auf das Gelände. Hier könnte Löhnitz bauen oder sanieren.

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Weil aber das Brückenhaus zu groß wäre für die 30 Kita-Kinder, steht nun die Idee eines Holzneubaus im Raum. Für die Kinder wäre das SEZ-Gelände mit seinem ausgedehnten Garten traumhaft. Löhnitz hält dort sogar Pferde, plant ein Zentrum für therapeutisches Reiten.

Kontakt zum SEZ-Eigner hat Jugendstaatssekretär Falko Liecke vermittelt

Was die Kita-Eltern optimistisch macht für das Vorhaben ist, wie der Kontakt zu Löhnitz zustande gekommen ist. Jugend-Staatssekretär Falko Liecke war neulich an der Marienburger Straße zu Besuch. Dabei habe der CDU-Politiker selbst den Kontakt zum SEZ vermittelt. Inzwischen sei man auch mit der Kita-Aufsicht im Gespräch über das Projekt, sagte Vereins-Vorständin Scheel. Man rede auch über die Finanzierung eines Neubaus. Es sei ein Beitrag aus dem Fonds für verdrängte Kitas in Aussicht gestellt worden. Um daraus Geld zu erhalten, brauchen die Kängurus aber einen Mietvertrag über mindestens zehn Jahre.

Die Verdrängung von Kinderläden und anderen sozialen Einrichtungen aus den gefragten Innenstadtlagen ist ein Problem, für das der Senat bislang kein wirksames Gegenmittel gefunden hat.