Kino-Hit im Kiez

Prenzlauerberginale: Wie Prenzlauer Berg ein Filmfest feiert

| Lesedauer: 5 Minuten
Lilli Roeder
Filmreifes Prenzlauer Berg: Ein eigenes Kinofestival erweckt die Geschichte zum Leben. 

Filmreifes Prenzlauer Berg: Ein eigenes Kinofestival erweckt die Geschichte zum Leben. 

Foto: DEFA Stiftung Heinz Wenzel / Berliner Morgenpost

Die kleine Berlinale von Prenzlauer Berg blickt zurück auf eine spannende Geschichte. Woraus ergibt sich ihr Zauber?

Berlin.  „Hier Schütze – rief ich immer wieder. Ich war ja komplett verschüttet.“ – Zitate wie diese nehmen Zuschauer mit in die Vergangenheit, ermöglichen selbst Begegnungen mit verstorbenen Menschen aus Prenzlauer Berg. Der „Prenzlauer Bergwalzer“, aus dem dieses Zitat stammt, ist einer der vier Filme, der zurzeit im Filmfestival „Prenzlauerberginale“ läuft. Thematisiert werden Kriegsgeschichten alter Leute und Träume, aber auch Probleme junger Berlinerinnern und Berliner nach dem Mauerfall.

Doch noch viele weitere Dokumentationen, Spielfilme, Berichte und Musiken laufen in diesen Tagen auf der Leinwand im Filmtheater Friedrichshain unter dem Motto: der Prenzlauer Berg in Zeiten der DDR – und danach. Jeden Dienstag laufen noch bis zum 26. September 2023 verschiedene Filme, Zusammengeschnitten aus dem Fundus der Staatlichen Filmdokumentation (SFD).

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Aus kleinen Alltagsgeschichten und lustigen O-Tönen alter Damen („Prenzlauer Berg Walzer“), aber auch zeitgenössischen Darstellungen („Der letzte Mieter“) werden Prenzlauer Berg-Geschichten aus dem Blickwinkel von Anwohnenden erzählt.

Prenzlauerberginale fing ganz klein an

Historiker Stephan Müller hat diese Veranstaltung vor sieben Jahren ins Leben gerufen. Damals arbeitete er freiberuflich in einem Museum in Pankow, wo auch die Geburtsstätte der „Prenzlauerberginale“ liegt. „Wir haben sehr viele bekannte Filme gefunden, die in Prenzlauer Berg spielten“, sagt Müller. Dann kam der Plan auf, in einer einmaligen Veranstaltung vier Filme zu zeigen. In einem Museumsraum mit Leinwand und Beamer begann das Filmfestival in Kleinen.

„Die Menschen haben uns die Bude eingerannt. Viele mussten sogar stehen, weil es nicht genügend Sitzmöglichkeiten gab“, erzählt der Historiker. Deswegen musste die so genannte „Berginale“ wachsen.

Dieses Jahr komplett ausverkauft

Zum siebten Mal kann man das Filmfestival dieses Jahr jetzt im Filmtheater Friedrichshain nun schon sehen. Doch schon nach wenigen Tagen waren die Kinosäle bis auf die erste Vorführung („Unsere alten Tage“) komplett ausverkauft. Woran das liegt, kann sich der freundliche Historiker Müller an ein paar Gründen erklären: „Durch die Öffentlichkeitsarbeit, die Presse und die paar Jahre, in denen wir schon das Festival veranstalten, ist unser Bekanntheitsgrad natürlich gestiegen“. „Mundpropaganda“ solle ebenfalls sehr gut funktionieren. Zusätzlich seien die Säle im Filmtheater nicht besonders groß.

Vier Mal war die „Berginale“ in dem größeren Kino „Babylon“ einquartiert und zu dieser Zeit nie ausverkauft. „Doch dieses Jahr nach teilweise nur vier Tagen waren die Karten weg. Das war auch für uns nicht abzusehen“, sagt Müller. Deswegen bemüht er sich jetzt, den „Prenzlauer Bergwalzer“ nochmals aufzuführen, mit einer zusätzlichen Vorstellung.

Die Idee hinter den Filmen über Prenzlauer Berg

Müllers Idee hinter dem Festival ist es grundsätzlich, den Prenzlauer Berg abzubilden. Dabei betont er, nicht mit der Nostalgie der alten Zeiten arbeiten zu wollen. „Früher war eben auch nicht alles gut“, so der Veranstalter. Die Menschen sollen einen allgemeinen Einblick in den Berliner Bezirk erhalten. „Aber natürlich sind Filme von vor fünf Jahren auf Dauer nicht fesselnd genug“, erklärt Müller.

„Unser Publikum sind viele, die in Berlin großgeworden sind oder junge Menschen, die jetzt hier leben und sehen wollen, wie der Prenzlauer Berg früher einmal ausgesehen hat“, sagt der Veranstalter. Deswegen spielen viele Filme in der Zeit der 1980er und 90er Jahre. Für Filme aus noch früheren Zeiten würde beim Publikum der „Anknüpfungspunkt“ fehlen.

Wie es zum Name „Prenzlauerberginale“ kam

Dass der Name etwas sperrig ist, sei dem Gründer auch bewusst. Am Anfang hieße das Festival nur „Prenzlauer Berg-Festival“, doch schnell war klar, dass ein anderer Name benötigt werde, der mehr Aufmerksamkeit erweckt. „Der Begriff ‚Prenzlauerberginale‘ ist etwas skurril, aber wir dachten uns, dass es dem Ganzen eher ernsten Thema auch gut tut“, erklärt Müller. Auch die Kurzform „Berginale“ habe sich bereits entwickelt.

Seit 2016 werden jedes Jahr alte Klassiker aus Prenzlauer Berg, aber auch, wie dieses Jahr, neu geschaffene Filme gezeigt. Viel Wiederholungsprogramm soll es nicht geben, betont der Veranstalter. „Wir finden immer neues Material für die Filme.“ Auch wurde er des Öfteren gefragt: Warum er nicht auch Kreuzberg in seinen Filmen zeigt. Doch laut dem Historiker spielte Prenzlauer Berg für Berlin schon immer eine besondere Rolle, gerade im Osten. Kreuzberg zwar auch. Aber das ist eben eine ganz andere, eine eigene Geschichte.

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