Berlin. Sie haben eine massive Abneigung gegen Stadt-Geländewagen – und brüsten sich nach ihren Aktionen, die genau solche Autos lahmlegen, im Internet. Bei 50 SUVs wollen die „Tyre Extinguishers“ in der Nacht zum Donnerstag die Luft aus den Reifen gelassen haben. So teilen es Mitglieder dieser Gruppe bei Twitter mit. „50 SUVs made safe in Berlin-Pankow last night! Great work team! Keep it up!“, heißt es dort zu einer Aktion, die Fahrer der Geländewagen massiv verärgert haben dürfte.
Unter „großartiger Arbeit“, darunter verstehen die „Extinguishers“, die in Berlin reihum in verschiedenen Stadtteilen zuschlagen, das Plätten von Reifen. Was in den meisten Fällen dazu führt, dass Fahrer einen Abschleppdienst rufen müssen.
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In einem Beweisvideo zum aktuellen Anti-SUV-Manövers in Pankow sieht man den schwarzen Wagen einer amerikanischen Marke, der, in einer dunklen Straße geparkt, an einem Vorderrad zischend Luft verliert. Laut Polizeiangaben soll sich eine Serie solcher Vorfälle in der Nacht zum Donnerstag im Ortsteil Niederschönhausen ereignet haben.
Aktion der „Tyre Extinguishers“ in Pankow: Reihenweise Autos sabotiert
Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte nicht 50, sondern nur 35 Fälle an der Heinrich-Böll- und umliegenden Straßen. Dabei habe es sich ferner nicht ausschließlich um SUV, sondern diverse Fahrzeugtypen gehandelt.
Erklärt werden die Aktionen, die Autos lahmlegen, in der Regel durch Zettel hinter dem Scheibenwischer. Darin warnt die Gruppe einerseits davor, sich mit dem Fahrzeug in Bewegung zu setzen – und klärt zweitens darüber auf, dass es sich hier um ein klimaschädliches Fahrzeug handelt. "Achtung, ihr Spritfresser ist tödlich", war ein Schreiben betitelt, das eine Citroen-Fahrerin vorfand. "Sie werden sehr wütend sein. Aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto." In dem Fall handelte es sich allerdings nicht um ein hochmotorisiertes SUV, sondern nur um einen höhergelegten Kompaktwagen.
Bei der Berliner Polizei ist diese Art der Sachbeschädigung gut bekannt. Das Phänomen des „Ablassens der Reifenluft mit einem rechtfertigendem Bekennerschreiben in Hinblick auf Klimaschutz“ seit erstmals im November 2021 aufgefallen, heißt es. Insgesamt hätte bis zum Frühling 2023 Halter von über 600 Fahrzeug entsprechende Anzeigen geschrieben. Zuletzt gab es Meldungen über platte Reifen aus Westend und Friedenau. Weil man von politisch motivierten Taten ausgeht, ermittelt auch der Staatsschutz beim Landeskriminalamt.
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