Lost Places

Verlassenes Gebetshaus in Pankow wurde ein Opfer der Flammen

| Lesedauer: 5 Minuten
Das Ende des ehemaligen Glaubenshauses: 2020 brach ein Feuer auf dem Gelände aus. Heute finden sich nur noch Spuren des ehemaligen Zentrums auf dem Gelände.

Das Ende des ehemaligen Glaubenshauses: 2020 brach ein Feuer auf dem Gelände aus. Heute finden sich nur noch Spuren des ehemaligen Zentrums auf dem Gelände.

Foto: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Hinter Büschen und Hecken versteckt lag das verlassene Gebetshaus einer Pankower Freikirche. Alle Infos zu dem Lost Place.

Berlin. Jahrelang war das Haus an der Dolomitenstraße Zentrum einer evangelischen Freikirche im Norden Berlins und später ein Gebetshaus. Dann zog auch diese Glaubensgemeinschaft aus und die alte Wirkungsstätte der Gläubigen begann zu einem der vielen Lost Places in Berlin zu verfallen. Das Ende für das alte Gemäuer besiegelte eine Katastrophe. Erfahren Sie hier alle Informationen zum Haus der Glaubensgemeinde Pankow.

Das sind die Fakten zum Haus der Glaubensgemeinde Pankow im Überblick:

  • Adresse: Dolomitenstraße 87, 13187 Berlin-Pankow
  • Geschichte: Haus der Glaubensgemeinde "Freikirche e. V."; ab 2011 Gebetshaus Berlin; seit 2016 Leerstand
  • Führungen: Keine
  • Status: Aktueller Lost Place. Ein Großbrand zerstörte das Gebetshaus 2020 fast vollständig
  • Planung: Keine

Wo lag das Haus der Glaubensgemeinde Pankow genau?

Das Kirchenhaus lag in der Dolomitenstraße 87 angrenzend zur Kleingartenanlage Famos auf einem Grundstück der Deutschen Bahn im Ortsteil Pankow. Nördlich des Grundstücks verlaufen die S-Bahngleisen des Abschnitts zwischen den Haltestellen Pankow und Bornholmer Straße. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gelände am besten mit der Buslinie 250 (Haltestelle Dolomitenstraße) zu erreichen.

Lost Places in Pankow
Lost Places in Pankow

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Hauses der Glaubensgemeinde Pankow:

Ausgangslage: Eine Freikirche im Norden Berlins bezieht das Haus

Die Geschichte der Bebauung des Grundstücks an der Dolomitenstraße 87 liegt für die Zeit vor den 1990er-Jahren im Ungefähren. Das Gelände befindet sich unmittelbar an der Bahn, und der langgezogene Holzbau am Rande einer Kleingartenanlage wurde möglicherweise als Lager oder Baracke errichtet, bevor Mitte der 1990er-Jahre die Glaubensgemeinde "Freikirche e. V." in das Gebäude einzog und das Haus zu ihrem Gemeindezentrum ausbaute.

Haus der Glaubensgemeinde: Unkraut jähten für die Gemeinschaft

Nach Berichten von Angehörigen der Glaubensgemeinde befand sich das Haus in zerrüttetem Zustand, als es übernommen wurde. Das Grundstück sah nicht viel besser aus: Es war verwildert und überwuchert. Die erste Tat der Gemeinde: Ein Weg zum Haus wurde befestigt und die riesigen Unkrautwälder zu den vorderen Pappeln an der Dolomitenstraße gelichtet.

Stück für Stück eroberte die Gemeinde das Anwesen für sich und baute sich das Haus nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen zu einem Gemeindezentrum aus. Es gab unter anderem Räumlichkeiten für die Pastoren, Unterkünfte für Glaubensanhänger, sogenannte Pfadfinderzimmer für Jugendliche, Betreuungszimmer für Kleinkinder, Gemeinschaftssäle, Mehrzweckräume und Zimmer für das Sekretariat, verschiedene Lager sowie weitere Nutzräume.

Haus der Glaubensgemeinde: So war die Gemeinde organisiert

Die evangelische Freikirche des Pastors Friedhelm Fehr gehörte dem deutschen Zweig der Evangelischen Allianz (EAD) an – einem Netzwerk von Christusgläubigen aus verschiedenen Kirchen, Gemeinden und Gruppen, welches sich Mitte des 19. Jahrhunderts ursprünglich in England geformt hatte und schon früh in Norddeutschland und insbesondere Berlin aktiv war.

Zur evangelischen Freikirche gehörten Hauskreise in Pankow, im Prenzlauer Berg und in Treptow sowie ein Jugendhauskreis, der sich abwechselnd in Pankow, Treptow und in Charlottenburg traf. Die Gemeinde unterhielt eine ausgeprägte Jugendarbeit. So war ein Zweig der christlichen Pfadfinder Royal Rangers – ein internationaler Jugendverband pfingstkirchlicher Prägung – mit der Gemeinde verbunden: Der Stamm 180, der sich dem christlichen Missionsauftrag im Norden Berlins verschrieben sah.

Lost Place: Das Haus der Glaubensgemeinde wird zu einem Gebetshaus

Youtube Haus der Glaubensgemeinde Freikirche Pankow

Das Haus an der Dolomitenstraße wurde zwischen 1995 und 2009 als Gemeindezentrum der Freikirche genutzt. Nachdem diese sich aufgelöst hatte, wurde es ab Sommer 2011 zum Versammlungsort für die überkonfessionellen Gebetshausinitiative "Rund um die Uhr e. V.", die das Gebäude als Andachtsstelle und Gebetshaus nutzte.

Die Initiative war aus einem Jugendhauskreis nach der Auflösung der Gemeinde 2009 entstanden und hatte ursprünglich ihren Sitz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das Gebäude in der Pankower Dolomitenstraße wurde von der Initiative bis zum September 2016 genutzt. Getreu ihres Vereinsnamens sollte das Gebetshaus den Gläubigen rund um die Uhr offenstehen. 2016 zog die Initiative in neue Räumlichkeiten im Nikolaiviertel – und das Gebetshaus stand leer.

Lost Place: Das verlassene Glaubenshaus wird ein Opfer der Flammen

Youtube Brand in Berlin 2020 - Gebetshaus Pankow

Mit dem Leerstand setzte der Verfall ein. Pflanzen und Büsche eroberten sich das Gelände zurück. Einst von der Glaubensgemeinde mühsam gerodete Flächen verwilderten erneut und bildeten rasch eine grüne Barriere, die das ehemalige Glaubenshaus neugierigen Blicken entzog. Das leerstehende Haus verwahrloste, Verwitterung und Vandalismus hinterließen ihre Spuren. Das Baumaterial des vergessenen Hauses begann im Laufe der Zeit maroder zu werden und die Spuren des Zerfalls mehrten sich.

Nach vier Jahren Leerstand wurden alle möglichen Nachnutzungskonzepte auf dem Gelände schließlich über den Haufen geworfen. 2020 brannte das alte Gemeindehaus bis auf die Grundmauern nieder. Auch ein Großaufgebot der Feuerwehr konnte den Brand nicht stoppen. Heute befinden sich nur noch Überreste des ehemaligen Glaubenshauses auf dem Gelände. Bebauungspläne für das Grundstück sind derzeit nicht bekannt.