Lost Places

Riesenpanne verwandelt Prestige-Neubau in Lost Place

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Auf diesen Durchgang wartet Weißensee seit langem: Das unvollendete Wohnhaus an der Berliner Allee hat sich zu einer modernen Ruine entwickelt.

Auf diesen Durchgang wartet Weißensee seit langem: Das unvollendete Wohnhaus an der Berliner Allee hat sich zu einer modernen Ruine entwickelt.

Foto: Thomas Schubert

Nicht immer sind die Lost Places in Pankow alt und betagt. Alle Infos zur Neubauruine Weißensee an der Berliner Allee.

Berlin. Seit Jahren wartet ein unvollendeter Neubau im Pankower Ortsteil Weißensee auf seine Fertigstellung. Der ehemalige Eigentümer brach den Bau des mehrstöckigen Gebäudes ab – da war das Haus noch ein unfertiger Rohbau und begann sich danach in einen Lost Place zu verwandeln, lange bevor die ersten Familien hätten einziehen konnten: Der Beton begann zu bröckeln, Wasser drang in die Keller und die unfertigen Fassaden dienten als Leinwand für Graffitti-Künstler. Erfahren Sie hier alle wichtigen Informationen zu der Neubauruine.

Das sind die Fakten zur Neubauruine Weißensee im Überblick:

  • Adresse: Berliner Allee 173/173A, 13088 Berlin-Weißensee
  • Geschichte: 2017 begannen die Bauarbeiten am Neubauprojekt "Pure 173". Bis heute befindet sich die Immobilie im halbfertigen Status eines Rohbaus
  • Führungen: Keine
  • Status: Aktueller Lost Place
  • Planung: Nach Eigentümerwechsel sollen die Bauarbeiten 2023 weitergehen

Wo liegt die Neubauruine Weißensee genau?

Das Bauprojekt "Pure 173" soll eine Baulücke in der Berliner Allee 173 im Ortsteil Weißensee im Bezirk Pankow schließen. Das Gebäude befindet sich an der Kreuzung der Berliner Allee zur Buschalle. Hinter der Bauruine befindet sich der Park am Weißen See und das Strandbad Weißensee. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Bauruine am besten mit dem Bus 255 und 259 (Haltestelle Weißer See), 156 (Haltestelle Falkenberger Straße/Berliner Allee) oder alternativ mit der Tram bis Buschallee (M4, M10, M13, M27) zu erreichen.

Lost Places in Pankow
Lost Places in Pankow

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der Neubauruine Weißensee:

Baubeginn mit Tücken: Eine Havarie kündigt sich an

An der Berliner Allee 173/173 A begannen 2017 die Arbeiten an zwei Lückenbauten. Während das eine Wohnhaus aber nach Plan fertiggestellt wurde und inzwischen bezogen ist, kamen die Arbeiten an dem zweiten Bauprojekt ins Stocken.

2017 war die Baukatastrophe noch nicht absehbar: Mit Asphalt wurde die Zufahrt überzogen, um den Bürgersteig vor den schweren Lastwagen zu schützen. Die Baugrube war ausgehoben und mit Bauzäunen geschützt. Ein Hinweisschild versprach "Puristische Eleganz": Insgesamt 17 Wohnung mit Blick auf den Weißen See, Fußbodenheizung und Eichenparkett sollten hier entstehen.

Doch schon zu Beginn der Bauarbeiten stand das Projekt unter ungünstigen Zeichen. Das Menetekel: Beim Aushub der Baugrube wurde versehentlich ein Abwasserrohr gekappt. Es ragte am Rande der Grube zerborsten in den Himmel. Da von dem dünnen Rohr die Abwasser-Entsorgung des Strandbades Weißensee abhing, musste das Gesundheitsamt das Bad mitsamt seinem beliebten Biergarten schließen. Der Betreiber stand vor der Insolvenz.

Neubauruine Weißensee: Nach dem Baustopp verfällt das Prestigeprojekt

Nach der Abwasserhavarie folgten weitere Rückschläge während der Bauarbeiten an "Pure 173": Eine Öffentliche Grünfläche und ein Rosengarten wurden zerstört. Nachdem der Bezirk ein Zaun zum Schutz aufgestellt hatte, wurden auch dieser beim Bau beschädigt. Langsam aber stetig erwuchs aus der Baugrube dennoch der Rohbau des mehrstöckigen Gebäudes. Doch noch bevor die Fassade zur Berliner Allee vollständig geschlossen werden konnte, kamen die Arbeiten zu einem vorzeitigen Ende.

Monatelang wurden die Anwohner Zeuge des Stillstands am Rohbau und mussten mitansehen wie Bauzäune, Betonplatten und Holzplanken zur Stabilisierung des Baus vor sich hin rotteten. Aus Monaten wurden Jahre und es geschah weiterhin nichts – außer, dass das Baumaterial zu leiden begann, die graue Fassade vor sich hingammelte, die Keller mit Wasser vollliefen und immer mehr Graffiti den unfertigen Bau zierte. Im Hof stapelten sich ungenutzte Bauklötze, auf der Berliner Allee verstellt ein Zaun etwa die Hälfte des Gehwegs.

2022 war die Bauruine von Weißensee längst zu einem Politikum geworden. Inzwischen war klar: Der Investor hatte den Bau abgebrochen. Darüber hinaus war auch die Baugenehmigung erloschen. Die Anwohner hatten jetzt nicht nur eine moderne Ruine vor der Haustür zu erdulden, in der ersten Baugenehmigung war auch ein öffentlicher Durchgang zwischen Berliner Allee und dem dahinterliegenden Park am Weißen See vereinbart worden. Doch ohne fertigen Neubau auch kein Korridor. Würde der Bau zu einer Sackgasse für alle Beteiligten werden?

Neubauruine Weißensee: Neuer Eigentümer weckt Hoffnungen

Gute Nachrichten, für alle, die sich einen Fortschritt an der Berliner Allee 173 wünschen: Der unfertige Rohbau hat inzwischen einen neuen Eigentümer gefunden und der kündigte an, dass halb verlorene Immobilienprojekt retten zu wollen und das Gebäude doch noch fertigzustellen.

2023 – so der Plan – soll der Bau fortgeführt werden. Wird der Lost Place-Ruine doch noch Leben eingehaucht? Auf der Internetseite der "TX Real Estate" ist die Immobilie schon im Endzustand zu bewundern und einige der bis zu 139 Quadratmeter großen Unterkünfte wurden auch schon verkauft.