Berlin. Der letzte Hammer ist gefallen: 100 Jahre lang befand sich auf dem Grundstück Florastraße 33 in Pankow eine Schmiede. Dann wurde der Gewerberiegel auf dem hinteren Grundstücksteil saniert und die Schmiede zugunsten eine Wohnungsneubauprojekts abgerissen. Erfahren Sie hier alle wichtigen Informationen zu dem Lost Place.
Das sind die Fakten zur Alten Schmiede in Pankow im Überblick:
- Adresse: Florastraße 33, 13187 Berlin-Pankow
- Geschichte: Errichtung der Alten Schmiede 1906; Abriss 2016
- Führungen: Keine
- Status: Ehemaliger Lost Place
- Planung: An dem Standort wird derzeit ein Wohnungsneubauprojekt realisiert
Wo liegt die Alten Schmiede in Pankow genau?
Die Schmiede befand sich auf dem zur S-Bahnlinie hin gelegenen Teil des Grundstücks Florastraße 33 im Ortsteil Pankow. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Objekt am besten mit der Buslinie 155 und M27 (Haltestelle Mühlenstraße) zu erreichen.
Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte der Alten Schmiede:
Ausgangslage: Die Werkstätte eines meisterlichen Kunstschmieds
Im Jahr 1905 kaufte der Berliner Kunstschmied Adolf Moritz Krause das Grundstück Florastraße 33 – damals noch im eigenständigen Pankow vor der Toren Berlins. Im darauffolgenden Jahr ließ er den vorderen Baublock Florapark mit dahinterliegenden Fabrikgebäude errichten. Im Vorderhaus eröffnete der Wirt Paul Knobloch die Gaststätte "Zum Florapark".
Eine Sehenswürdigkeit darin war ein kunstvoll geschmiedeter Vorhang von A. M. Krause, der mit allerlei technischen Innovationen Anfang des 20. Jahrhunderts zu wirtschaftlichen Erfolg gekommen war. So stellte seine Schmiede in der Florastraße beispielweise sein patentiertes Triumphgitter her. Eine im Vergleich zu damals üblichen Eisengittern leichteren Alternative, die er in einer Beilage der Zeitschrift Architekturwelt 1910 bewarb.

Alte Schmiede: Familienbetrieb bis zum Zweiten Weltkrieg
Bis in die 1920er-Jahre baute A. M. Krause seinen Eisenwarenbetrieb in der Florastraße erfolgreich aus und beteiligte seinen Sohn Moritz Krause an der Geschäftsführung der Kunstschmiede. Noch immer war der Autor vom „Musterbuch über fertige Kunstschmiede-Arbeiten“ (1902) ein gefragter Meister und sein Betrieb florierte. Pankow war inzwischen mit dem Groß-Berlin-Gesetz mit umliegenden Gemeinden in das Stadtgebiet der wachsenden Metropole Berlin eingemeindet worden.
Auf dem Grundstück der Krause-Schmiede in der Florastraße wurde neben dem Gewerberiegel ein Jüdisches Lehrlingsheim eingerichtet. Doch die Zeiten änderten sich. Mit dem Nationalsozialismus verschwand das Heim. In den 1940er-Jahren waren die Krauses nicht mehr Eigentümer des Grundstückes. Sie hatten die Immobilie verkaufen müssen. Auch wenn sie in den Berliner Adressbüchern dieser Zeit noch an der Adresse geführt wurden: Der alte Krause als Inhaber der Großschlosserei und des Press- und Stanzwerks in der Florastraße, sein Sohn als Fabrikant.
Alte Schmiede in der Florastraße: Wechselnde Gewerbe und Proberäume
In der Nachkriegszeit und der DDR-Zeit verlieren sich die Spuren von A. M. Krause und seinem Sohn in der Florastraße. Der Gewerberiegel wurde jetzt von anderen genutzt: Unterschiedlich Betriebe gaben sich die Klinke in die Hand. Doch die Strahlkraft der Alten Schmiede begann genauso wie der Putz am Gebäude zu bröckeln.
Innovationen wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren von dem Gewerbestandort kaum noch zu erwarten – jedenfalls nicht mehr im Bereich von Guss- und Pressverfahren: Zuletzt wurden die alten Fabrikräume noch als Proberäume genutzt. Bands und Musiker nutzten die Akustik der Produktionshallen und die günstige Pacht, um in der Nachwendezeit ihre Fertigkeiten an den Instrumenten zu perfektionieren.
Alte Schmiede: Nach der Wende wurde der Gewerberiegel zum Lost Place
In den 2010er-Jahren sah man dem Gebäude den Verfall und Leerstand deutlich an: Witterung und Vandalismus setzten der alten Bausubstanz zu: Feuchtigkeit drang in die Gemäuer und das Gebäude begann sich in eine Industrieruine zu verwandeln. An den Außenmauern wucherten Büsche und Bäume, Fenster waren eingeschlagen und an den Wänden verewigten sich Graffiti-Künstler.
2016 erfolgte der Abriss des Gewerberiegels. Die Alte Schmiede musste einem Neubauprojekt weichen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau hatte einen Bauantrag für den Neubau eines Wohngebäudes mit 106 Wohnungen im Rahmen ihrer Wohnungsbauoffensive im Kiez gestellt. Die Erschließung des Geländes erfolgte über die Mühlenstraße. Mit dem Bau wurde im Frühjahr 2021 begonnen. Frühestens 2023 wird das Objekt bezogen werden können. Hier finden Sie mehr Informationen zum Wohnungsbauprojekt der Gesobau
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