Lost Places in Berlin

Welche Geheimnisse birgt das Stasi-Krankenhaus Buch noch?

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Das ehemalige Stasi-Krankenhaus (hier im Bild) liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum DDR-Regierungskrankenhaus.

Das ehemalige Stasi-Krankenhaus (hier im Bild) liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum DDR-Regierungskrankenhaus.

Foto: Thomas Schubert / BM

Waffenkammer, Sonderstation, Aktenskandal: Das ehemalige Stasi-Krankenhaus ist voller mysteriöser Puzzleteile. Infos zu dem Lost Place.

Berlin. Direkt neben dem DDR-Regierungskrankenhaus in Berlin-Buch befand sich eine geheime Einrichtung: das sogenannte Stasi-Krankenhaus. In der 1980 eröffneten Klinik des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) wurde – abgeschirmt von der Öffentlichkeit und mit modernsten Mitteln ausgestattet – bis zum Mauerfall ehemalige Agenten und Stasi-Mitarbeiter behandelt. Zuletzt zählte es zu einem der spannendsten Lost Places in Berlin. Hier erfahren Sie alle wichtigen Informationen zum Stasi-Krankenhaus.

Das sind die Fakten zum Stasi-Krankenhaus Buch im Überblick:

  • Adresse: Hobrechtsfelder Chaussee 96, 13125 Berlin-Buch
  • Geschichte: Eröffnung 1980. Nach dem Mauerfall als Teil des Klinikums Buch betrieben; 2007 geschlossen, seitdem Leerstand
  • Führungen: In der Vergangenheit hat der Bucher Bürgerverein unter Leitung von Manfred Pinkwart historische Führungen über das Gelände angeboten. Außerdem bot der kommerzielle Anbieter von Lost Places-Touren "go2know" Führungen an diesem Ort an
  • Status: Aktueller Lost Place
  • Planung: Auf dem Areal soll das neue Wohnquartier Am Sandhaus entstehen

Wo liegt das Stasi-Krankenhaus Berlin-Buch genau?

Das ehemalige Stasi-Krankenhaus liegt an der Adresse Hobrechtsfelder Chaussee 96 im Stadtteil Buch im Bezirk Pankow. Das Areal ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten mit den Buslinien 259 und 353 (beide bis Haltestelle Wiltbergstraße/Hobrechter Chaussee) zu erreichen. Achtung: Unbefugten ist das Betreten des Geländes und der Klinik nicht erlaubt. Lesen Sie dazu auch: Lost Places – Diese Strafen drohen bei Hausfriedensbruch

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte Stasi-Krankenhauses Buch:

Ausgangslage: Luxus-Krankenhäuser für die Führungsspitze der DDR

In den 1970er-Jahren ließ die Regierung der DDR im Nordosten der Hauptstadt zwei große Krankenhäuser errichten. Im Waldgebiet südöstlich der Hobrechtsfelder Chaussee entstanden – gut versteckt vor neugierigen Blicken – zwei riesige Klinikgebäude: Das DDR-Regierungskrankenhaus auf dem Eckgrundstück Hobrechtsfelder Chaussee 100/Wiltbrechtstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft das Stasi-Klinikum an der Hobrechtsfelder Chaussee 96.

Die beiden Krankenhäuser ergänzten das ohnehin exzellente Angebot an Gesundheitseinrichtungen in Buch, die in der Kaiserzeit entstanden und in der DDR weitergeführt wurden. Zuständig für das streng geheim gehaltene MfS-Krankenhaus in Berlin-Buch war der Zentrale Medizinische Dienst (ZMD), der auch das Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen und die MfS-Poliklinik Berlin-Lichtenberg koordinierte.

Stasi-Krankenhauses Buch: Stasi ließ hier ihre Agenten behandeln

1980 wurde die Klinik des Ministeriums für Staatssicherheit eröffnet. Behandelt wurden in dem streng abgeschirmten Krankenhaus Mitarbeiter der Staatssicherheit, bei höheren Dienstgraden auch deren Angehörige sowie ehemalige Angehörige der Geheimpolizei.

Das Haus wurde mit großem Aufwand geführt: 650 Mitarbeiter betreuten Patienten in 300 Betten. Nur für die Klinik standen außerdem zehn Krankenwagen zur Verfügung. Dem medizinischen Personal, das sich besonderer Sicherheitsprüfungen unterziehen musste, standen moderne diagnostische und therapeutische Technik in der Klinik zur Verfügung – eine Ausstattung, von der Mitarbeiter in anderen DDR-Kliniken nur träumen konnten. Eine autarke Wärme- und Wasserversorgung stellten den Betrieb auch in Notsituationen sicher.

Stasi-Krankenhauses Buch: Was geschah auf der "Sonderstation"?

Zu den besonders geschützten Bereichen gehörte eine "Waffenkammer" für das Sicherheitspersonal und eine "Sonderstation", bei der bis heute nicht im Detail geklärt ist, welchen Zweck sie erfüllte. Die technische Ausstattung der besonders abgeschirmten Station war außergewöhnlich gut und hätte stets die Möglichkeit geboten, auch prominente Persönlichkeiten der DDR abseits jeder Öffentlichkeit zu behandeln.

Das Aus kam mit dem Mauerfall: Stasi-Krankenhauses Buch

Nach dem Ende der DDR wurde die Spezialklinik dem städtischen Klinikum Buch angegliedert und der medizinische Betrieb zunächst fortgeführt. 2001 übernahm das Helios Klinikum Berlin-Buch das ehemalige MfS-Krankenhaus. 2007 wurde es mit dem Neubau des Helios-Zentralgebäudes in der Schwanebecker Chaussee geräumt. Seitdem stand die alte Klinik leer – und verkam zu einer modernen Ruine.

Trotz Bewachung durch Sicherheitskräfte, stillen Alarm und Kameras auf dem Gelände zog die hinter hohen Bauzäunen gesicherte Immobilie seitdem immer wieder Personen an, die die leeren Gänge der zerfallenen Klinik und der morbide Charme der alten Stasi-Anlage reizte. Vandalismus und natürlicher Zerfall haben an dem DDR-Bau seine Spuren hinterlassen.

Stasi-Krankenhauses Buch: Sensible Patientenakten zurückgelassen

Im Frühjahr 2019 sorgte ein brisanter Aktenfund in der ehemaligen Stasi-Klinik für Wirbel: Das Klinikum Buch hatte in einem stillgelegten Gebäudeteil Patientenakten gefunden, die in die Hände von Unbefugten hätten gelangen können.

In einem Seitenflügel des Gebäudes wurde ein Aktenschrank mit Patientenakten von rund 25.000 früheren Patienten entdeckt, welche bei der Räumung des Gebäudes 2007 offenbar einfach vergessen wurden – mehrere Tausend Dokumente aus der DDR-Zeit und der frühen Nachwendezeit, die eigentlich strengen Datenschutzauflagen unterlagen. Die betroffenen Patientenakten reichten bis in die 1960er-Jahre zurück und enthielten Namen, Geburtsdaten, Diagnosen, Angaben zu Operationen und die Namen von zuständigen Ärzte.

Gibt es Zukunftspläne für die alte Stasi-Klinik?

Auf der Fläche des ehemaligen Krankenhauses der Staatssicherheit soll das neue Wohnquartier Am Sandhaus entstehen. Der Flächennutzungsplan sieht für das Areal im Norden Berlins eine Bebauung mit rund 2700 neuen Wohnungen vor – ergänzt durch Kindertagesstätten und eine neue Grundschule.

Nach jetziger Planung des Senats sollen ab 2026 oder 2027 die Bagger in Buch rollen, der dringend benötigte Wohnraum bis spätestens Mitte der 2030er-Jahre fertiggestellt sein. Nachdem zunächst ein Abriss der Klinik-Ruine im Raum stand, gibt es jüngere Pläne, die einen Erhalt der Ruine des Stasi-Krankenhauses vorsehen, um das Gebäude nach Sanierung und Umbau als Loft für Mietwohnungen neu zu nutzen.