Berlin. Nach langer Zeit des Leerstands ist wieder Leben in das historische Kulturhaus in der Berliner Allee in Weißensee eingekehrt. Der Saalbau, der in der DDR als Volkshaus genutzt wurde, verfiel nach der Wende und wurde zum Lost Place. 2017 erfolgte die Übernahme durch das Kommunale Bildungswerk, ein Umbau und Sanierungsarbeiten begannen. Das Gebäudeensemble mit dem Kleinen und Großen Saal steht teilweise unter Denkmalschutz.
Das sind die Fakten zum Kreiskulturhaus Peter Edel im Überblick:
- Adresse: Berliner Allee 125, 13088 Berlin-Weißensee
- Geschichte: Saalbauten, um 1900 nach Plänen des Architekten Max Bing
- Führungen: Historische Online-Führung unter peteredel.de
- Status: Ehemaliger Lost Place. 2020 erfolgte nach Sanierungsarbeiten die Wiedereröffnung
Wo liegt das Kreiskulturhaus Peter Edel genau?
Das Kreiskulturhaus Peter Edel liegt an der Berliner Allee 125 am südlichen Rand des Parks am Weißen See im Ortsteil Weißensee im Bezirk Pankow. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gebäude mit der Buslinie 255, 259 und N50 (Haltestelle Weißer See) oder den Tramlinien M4, M13 und 12 zu erreichen, die ebenfalls die Haltestelle Weißer See anfahren.
Das Parken auf dem Gelände des Bildungs- und Kulturzentrums Peter Edel ist nicht möglich. Kostenfreie Parkplätze in begrenzter Anzahl sind jedoch in den angrenzenden Seitenstraßen vorhanden. Auf dem Gelände des Kulturzentrums befinden sich Fahrradstellplätze.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Kreiskulturhauses Peter Edel:
Kreiskulturhaus Peter Edel: Errichtung in der Kaiserzeit
Die Geschichte des Kreiskulturhauses geht bis in das 19. Jahrhundert zurück: 1885 eröffnete der Gastwirt und Brauer Rudolf Sternecker auf dem Grundstück an der heutigen Berliner Allee einen Brauereibetrieb, mit dem er die nahegelegene Vergnügungsstätte am "Schloss Weißensee" versorgen wollte. Damals ein Anziehungspunkt im Norden mit Seeterrasse, Rutschbahn, Musikpavillon, Würfelbuden, Karussells sowie zwei Tanzsälen und verschiedene Bierlokalen.
Bereits ein Jahr später wurde das Gebäude des späteren Kulturhauses als Ausschank der Brauerei und Restaurant am Zugang zum Park am Weißen See errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts ging die Liegenschaft in den Besitz des Brauers Gustav Enders über, der das Restaurant "Zum Bräustübl" durch einen großen Ballsaal im Stil des Neobarocks mit ornamentalen Verzierungen und Muscheldekor erweitern ließ. 1908 folgte ein kleiner Saal, der den Ballsaal mit dem Restaurant verband.
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Kreiskulturhaus Peter Edel: Umbau zum Filmtheater 1927
Brauerei und Ausschank wechselten Anfang des 20. Jahrhunderts mehrfach Besitzer und Namen, die Brauerei stellte nach dem Ersten Weltkrieg die Produktion ein, der Ausschank blieb erhalten. In den 1930er-Jahren wurde es von der Kindl-Brauerei als Gaststätte genutzt. In dem Gebäudeensemble richtete sich in der Weimarer Republik außerdem die Robert Koschwitz Fleischwarenfabrik ein, die hier – ab 1953 als volkseigener Betrieb – Wurstwaren produzierte. Im leerstehenden Saalanbau wurden 1927 die "Lichtspiele Schloss-Weißensee" eingerichtet. Das neue Filmtheater erfreute sich in der "Filmstadt Weißensee" großer Beliebtheit. Anfangs bot es 800 Gästen Platz, wurde aber rasch auf eine Kapazität von mehr als 1500 Besucher ausgebaut.
Kreiskulturhaus Peter Edel: Legendäre Discoabende in der DDR
In der DDR wurde das unzerstörte Gebäude – nachdem es unmittelbar nach dem Krieg als Restaurant "MOCKBA" ausschließlich sowjetischen Offizieren offenstand – zunächst als "Volkshaus Weißensee" betrieben und später in den 1980er-Jahren nach dem Grafiker Peter Edel benannt. Viele Musikveranstaltungen, darunter einige Konzerte von Jazzlegenden, Discoabende, Tanztee für Senioren, Jugendweihen, Kinderveranstaltungen und die Prunksitzungen eines Karneval-Clubs bereicherten das Kulturleben im Kiez. Anfang der 1950er-Jahre gab es auch noch Kinobetrieb in den "Volkshaus-Lichtspielen", der aber bis 1956 eingestellt wurde.
Kreiskulturhaus Peter Edel: Verfall zum Lost Place nach der Wende
Nach der Wende 1989 begann das Programm im Volkshaus auszudünnen. Das Geld für dringend notwendige Sanierungen fehlte. Bis in die 2000er-Jahre gab es verschiedene Zwischennutzungen, unter anderem durch die Berliner Schule für Schauspiel. Der Künstler Paul Woods war als vorerst letzter Nutzer in dem Gebäude noch bis 2009 aktiv, seitdem wurde das Haus nicht mehr genutzt.
Kreiskulturhaus Peter Edel: Sanierung und Wiedereröffnung 2020
Nach Schließung des Hauses gab es mehrere Sanierungs- und Nutzungsvorhaben, die sich allerdings alle zerschlugen. Das Kulturhaus verfiel langsam zum Lost Place, bis 2016 der gemeinnütziger Träger "Kommunales Bildungswerk" (KBW) auf den inzwischen heruntergekommenen Gebäudekomplex aufmerksam wurde und ab 2017 denkmalgerechte Sanierungen und Umbauten durchführen ließ. Die Wiedereröffnung erfolgte im Laufe des Jahres 2020. Das Haus soll neben dem Bildungsbetrieb des Trägervereins künftig auch für Kultur-, soziale und Nachbarschaftsangebote zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss entsteht ein gastronomisches Angebot.