Lösung für Tier-Streit

Pankower Tor: Hierhin sollen die bedrohten Kröten umziehen

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Kröten und Quartier schließen sich aus, befinden Senat und Bezirksamt Pankow. Nun werden neue Details zum Umzug der streng geschützten Amphibien bekannt.

Kröten und Quartier schließen sich aus, befinden Senat und Bezirksamt Pankow. Nun werden neue Details zum Umzug der streng geschützten Amphibien bekannt.

Foto: Thomas Schubert

Vor der Genehmigung des neuen Stadtquartiers Pankower Tor sollen Kreuzkröten weichen. Diese Gebiete kommen als neue Heimat in Frage.

Berlin.  Trotz Klage des Nabu Berlin verfestigt sich ein politischer Wille: Die einzige Kreuzkröten-Population der Hauptstadt soll dem neuen Wohnquartier Pankower Tor weichen. Dieses Amphibienvolk muss nach einem genau geregelten Verfahren ein neues Zuhause bekommen, wo günstige Lebensbedingungen herrschen. Erst dann kann Investor Kurt Krieger mit einer Genehmigung für sein Stadtviertel mit 2000 Wohnungen, Möbelmarkt, Büros, Läden, Schulen und einem rundum sanierten Lokschuppen rechnen.

Wo könnte die neue Heimat liegen? Wahrscheinlich sogar auf Berliner Boden. Auskünfte des Senats zu einer neuen Anfrage des Pankower FDP-Abgeordneten Felix Reifschneider zeigen potenzielle Refugien für die streng geschützten Amphibien in zwei Biotopen. Eine Möglichkeit: Ein Gebiet in Bralitz, einem Ortsteil von Bad Freienwalde an der Oder in Brandenburg. Zweite Option: Ein Domizil im Pankower Ortsteil Buch, das an die früheren Rieselfelder in Hobrechtsfelde grenzt – nur wenige Kilometer vom Baugelände am Güterbahnhof Pankow entfernt.

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„Entscheidend ist die Prüfung und der Nachweis darüber, ob die potenziellen Ersatzflächen tatsächlich geeignet sind, dass sich die Tiere erfolgreich entwickeln und vermehren können und der Landlebensraum nach Herrichtung für die Art tatsächlich geeignet sein wird“, erklärt Silke Karcher von der Senatsumweltverwaltung die Bedingungen.

2000 Wohnung im Quartier Pankower Tor mit Krötengebiet „nicht realisierbar“

Mit Blick auf das Klageverfahren des Nabu beim Berliner Verwaltungsgericht für den Verbleib der Kröten auf einem Habitat innerhalb des Stadtquartiers Pankower Tor kommen Senat und Bezirksamt Pankow weiterhin zu dem Schluss, dass ein fünf bis zehn Hektar großes Schutzgebiet das Aus für die Planungen eines solches Quartiers bedeuten würde. Weil hier Wohnhäuser, Schulen, Kitas und Parkanlagen „eine städtebauliche Einheit“ bilden, wäre das Projekt „nicht mehr realisierbar“, wenn man zugunsten der Kröten einzelne Bestandteile streicht, heißt es.

Nabu sieht sich bei Pankower Tor-Rechtsstreit als kompromissbereit

Hingegen empfindet sich der Nabu Berlin nach eigener Auffassung keineswegs als Blockierer, sondern sieht seine Forderungen als Kompromiss. Mit einer Fläche von fünf bis zehn Hektar könne man zumindest eine Teilpopulation der Kröten auf dem Baugelände belassen – es wäre ein Schutzgebiet anstelle eines Möbelmarkts, heißt es nach Darstellungen der Umweltschützer.

Die Klage gelte konkret einem Feststellungsbescheid des Senats, wonach eine von Krieger geplante Bebauung des Pankower Tores mit Möbelmärkten, Wohnungen und Parkplätzen „alternativlos“ und im „zwingenden öffentlichen Interesse“ liegt, erklärt eine Sprecherin. Diese Vorabfeststellung sei „grob rechtswidrig“ gewesen.

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Noch ist der Rechtsstreit nicht entschieden – doch fest steht: Nicht nur der Bezirk Pankow, auch der Senat bekenne sich dazu, „den Wohnungsneu- und -umbau in der Stadt mit höchster Priorität voranzubringen“, berichtet Staatssekretärin Karcher. Allerdings ist für den Baubeginn des Quartiers Pankower Tor ein zunächst erhoffter Starttermin ab Ende 2023 nicht mehr zu halten. Nach neuestem Stand soll das laufende Bebauungsplanverfahren des Bezirksamts erst im zweiten Halbjahr 2024 mit einer Festsetzung enden. Und erst im Anschluss darf der Investor Bauanträge einreichen, die zum Start des seit über zwölf Jahren angepeilten Großvorhabens führen.