Lost Places

So wurde ein architektonisches Meisterstück zum Geisterhaus

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Denkmalgeschützt und seit Jahren unbewohnt: Das Mietshaus in der Woelckpromenade 7 in Weißensee gehört zu einem Ensemble, das in den Jahren 1907 bis 1938 am Kreuzpfuhl-Teich entstand.

Denkmalgeschützt und seit Jahren unbewohnt: Das Mietshaus in der Woelckpromenade 7 in Weißensee gehört zu einem Ensemble, das in den Jahren 1907 bis 1938 am Kreuzpfuhl-Teich entstand.

Foto: Thomas Schubert / BM

Bekannt aus Babylon Berlin: In Weißensee steht das Wohnhaus Woelckpromenade 7 seit Jahren leer. Alle Infos zu dem Lost Place.

Berlin. Denkmalgeschützt und seit Jahren unbewohnt: Das Mietshaus in der Woelckpromenade 7 im Munizipalviertel in Weißensee gehört zu einem Ensemble, das in den Jahren 1907 bis 1938 am Kreuzpfuhl-Teich entstand. Das Wohnhaus stand aber jahrelang leer, hatte den Ruf als Geisterhaus und gehört zu den Lost Places in Berlin. Zuletzt wurde es häufig als Kulisse für Film-Arbeiten genutzt, beispielsweise für die Serie "Babylon Berlin".

Das sind die Fakten zum Wohnhaus Woelckpromenade 7 im Überblick:

  • Adresse: Wohnhaus Woelckpromenade 7, 13086 Berlin-Weißensee
  • Geschichte: Errichtung Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen von Carl James Bühring, seit den 2010er-Jahren Leerstand
  • Führungen: Keine. Das Gebäude ist nicht öffentlich zugänglich
  • Status: Aktueller Lost Place
  • Planung: Eine Sanierung des Gebäudes ist geplant

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Wohnhauses Woelckpromenade 7:

Ausgangslage: Ambitioniertes Wohnprojekt in der Kaiserzeit

Um 1900 wirkte sich die Stadterweiterung Berlins zunehmend auf die umliegenden Gemeinden aus: Mit dem Ausbau der elektrischen Straßenbahnlinien rückten auch Vororte wie Weißensee in den Fokus der Stadtplaner. Dort forcierte seit 1906 der Bürgermeister Carl Woelck die Modernisierung und Neugestaltung der Ortschaft, um das Stadtrecht zu erhalten, was aber nie gelang.

Carl Woelck erteilte dem Berliner Architekten Carl James Bühring den Auftrag, aus dem Grundstück eines ehemaligen Ritterguts – westlich des Weißen Sees – ein neues Zentrum für Weißensee zu erschaffen: das Munizipialviertel. Neben dem Gemeindeforum entstanden unter Bührings Leitung in Weißensee 1910/11 auch das ehemalige Säuglings- und Kinderkrankenhaus, die Gebäude der Tassostraße und die 1912 eingeweihte Gemeindebadeanstalt am Weißen See.

Lost Places in Pankow
Lost Places in Pankow

Wohnhaus Woelckpromenade 7: Eine architektonische Meisterleistung

Rund um den Kreuzpfuhl wurde zwischen 1907 bis 1919 nach den Plänen und Ideen von Bühring die parkartige Wohnanlage errichtet. Bühring setzte im Reformstil mit Fassaden in Anlehnung an die märkische Backsteinarchitektur einen ganzheitlichen Siedlungsentwurf um – auch als Gegenentwurf zu der verschachtelten Mietskasernenarchitektur Berlins zur Jahrhundertwende. Mit dem Neubauensemble sollte die Gemeinde Weißensee ein modernes Ortszentrum mit Wohnhäusern, Sozial- und Verwaltungsbauten sowie einem Abwasserpumpwerk erhalten. Ein Feuerwehrhaus, das die Gemeindebauten sinnvoll ergänzt hätte, wurde nicht mehr verwirklicht.

Das Wohnviertel sollte attraktiv für gutsituierte Mieter sein. Deswegen umfasste die gestalterische Umsetzung der Wohnanlage neben vielen Grünflächen auch künstlerische Details wie abgesetzte Fensterrahmen, betonte Tordurchgänge und mondäne Fassadengliederungen. Das Gemeindeforum und die Wohnhäuser Woelckpromenade 2–7 gelten heute als architektonische Meisterleistung Brünings, auch wenn sein Siedlungsentwurf insgesamt unvollendet blieb.

Wohnhaus Woelckpromenade 7: Beliebte Wohngegend auch in der DDR-Zeit

1920 wurde Weißensee in Berlin eingemeindet. Das Munizipialviertel wurde zwar nicht der erhoffte Stadtkern Weißensees, dafür aber umso begehrtere Wohngegend. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Wohnhäuser im Gegensatz zur Stadthalle im Kiez weitgehend unbeschadet. Zu den prominentesten Bewohnern der gehobenen Wohngegend zählte später der Verleger Wieland Herzfelde, der Bruder des Grafikers John Heartfield. Er lebte zu DDR-Zeiten in der Woelckpromenade 5.

Wohnhaus Woelckpromenade 7: Nach der Wende wird das Haus zum "Lost Place"

Das denkmalgeschützte Haus in der Woelckpromenade 7 diente bereits als Drehort für die Serie "Babylon Berlin" – ähnlich wie das nahe gelegene Kino Delphi – aber seinen eigentlichen Daseinszweck konnte der Altbau in bester Lage von Weißensee jahrelang nicht mehr erfüllen. Nach der Wiedervereinigung stand es mindestens seit den 2010er-Jahren leer und diente lediglich als mondäne Kulisse verschiedener Film- und Serienproduktionen.

Die Nachbarn bezeichneten die unbewohnte Immobilie an der Woelckpromenade 7 bereits als Geisterhaus. Ende der 2010er-Jahre wurde schließlich das Bezirksamt tätig, um den Verfall des Altbaus zu stoppen und die vermieteten Wohnungen wieder mit Leben zu füllen.

Wohnhaus Woelckpromenade 7: Gibt es Zukunftspläne?

Die Eigentümerin hat einen Bauantrag gestellt, der Ende 2021 bewilligt wurde. Damit soll der Leerstand in absehbarer Zeit enden. Schon im März 2020 war ein ähnliches Vorhaben für die Immobilie im Gespräch - doch auf eine Baugenehmigung konnten sich Bezirk und Eigentümerin damals nicht einigen. Der aktuelle Bauantrag sieht einen Dachausbau zu Wohnzwecken, den Umbau der Wohnungen im dritten Obergeschoss zu insgesamt drei Wohnungen und eine Sanierung der Bestandswohnungen vor. Das Bauvorhaben befindet sich in der Planungs- und Umsetzungsphase.