Pankow

Was das Hundeauslaufgebiet Arkenberge so besonders macht

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Genießen den Spaziergang (v.l.): Kathleen Logé und Dagmar Moriano sind fast täglich mit ihren Tieren im Hundeauslaufgebiet Arkenberge in Berlin-Pankow unterwegs.

Genießen den Spaziergang (v.l.): Kathleen Logé und Dagmar Moriano sind fast täglich mit ihren Tieren im Hundeauslaufgebiet Arkenberge in Berlin-Pankow unterwegs.

Foto: Marc R. Hofmann / BM

Wald, Wege und Felder: Warum das Hundeauslaufgebiet Arkenberge im Norden von Pankow Tierhaltern so wichtig ist, zeigt ein Rundgang.

Berlin.  Die Autobahn ist nur noch durch ein entferntes Rauschen zu hören, Sonnenstrahlen bringen den Reif auf den Grashalmen zum Glitzern, über die Hunde toben. Das Hundeauslaufgebiete Arkenberge im Norden von Berlin-Pankow ist ein Kleinod, dass Mensch und (Haus-)Tier die Aufgeregtheit der Stadt für die Dauer eines ausgedehnten Spaziergangs vergessen lässt. Doch sein Bestand ist gefährdet, weil die Fläche als Ausgleich für Bauvorhaben im Bezirk gebraucht wird. Eine angebotene Alternative überzeugt die Hundehalter bislang nicht.

„Das hier ist für mich der Platz zum Herunterkommen“, sagt Dagmar Moriano. Die Pankowerin arbeitet in der Pflege, hat immer wieder mit schwierigen Patienten zu tun. Ausgedehnte Spaziergänge durch das bis zu 40 Hektar große Areal sind für Moriano und ihre drei Hunde Phibie, Paula und Paul der Ausgleich zum Stadtleben. Mit der Interessengruppe Hunde in Arkenberge kämpft sie deswegen für den Erhalt des Ortes, an dem Spaziergänger den Blick noch in die Ferne schweifen lassen können.

Bei klarer Sicht erinnert nur der Fernsehturm am Horizont an die Stadt. Dadurch wirkt das mittlerweile in das Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde eingebettete Areal noch weitläufiger, als es eigentlich ist. Und das ist Teil des Problems: Denn während Vierbeiner im Hundeauslaufgebiet Leinenfreiheit genießen, gilt das nicht für das angrenzende Schutzgebiet und bewirtschaftete Felder.

Unklare Beschilderung erschwert korrektes Verhalten im Hundeauslaufgebiet Arkenberge

Zwar stehen am Wegesrand vereinzelt Schilder, die etwa die Umrisse des Gebiets aufzeigen und über das Landschaftsschutzgebiet informieren. Sie sind jedoch teilweise verwittert, stehen abseits der Wege und erwecken eher den Eindruck von Info-Tafeln. Hinweise etwa auf die Leinenpflicht finden sich nur in Form kleiner Piktogramme am unteren Rand. „Es fehlt auch ein Ortspunkt auf der Karte“, sagt Moriano.

Teilweise führen Pfade direkt in den „verbotenen“ Bereich, Hunde müssen einen Feldweg nur einmal queren und müssten auf der anderen Seite an die Leine. Entsprechend leicht kann es auch ohne bösen Willen zu Verstößen kommen. Sie sind aber offenbar ohnehin höchstens ein Teilaspekt in der Debatte um das Gebiet. Wie jüngst deutlich wurde, fehlt es dem Bezirk Pankow schlicht an Kompensationsflächen zum Bau dringend benötigter Wohnungen, Schulen und Straßen.

Pankow: Stark wachsendem Bezirk fehlen Kompensationsflächen für Bauvorhaben

Dabei ist Pankow mit 410.000 Einwohnen bei stark wachsender Tendenz nicht nur Berlins bevölkerungsreichster Bezirk, hier leben auch die meisten Hunde. Der Bedarf nach Auslaufflächen ist also enorm. Mit der als Ersatz angebotenen knapp neun Hektar großen Fläche an der Bucher Straße können sich die Tierbesitzer jedoch bislang nicht anfreunden.

Beim Besuch vor Ort wird auch deutlich, warum: Eingerahmt von S-Bahnstrecke und A 114 handelt es sich um ein blankes Feld, dass bislang noch bewirtschaftet wird. Auch wenn der Bezirk verspricht, die Fläche bis zu einem Möglichem Umzug noch aufzuwerten, machen allein Größe und Lage deutlich, dass ein gleichwertiger Ersatz dort nur schwer vorstellbar ist. „Dafür brauche ich nicht aus der Stadt her zu fahren, hier finde ich keine Ruhe“, betont Dagmar Moriano.

Vielfältiges und weitläufiges Gelände für wichtig für die artgerechte Hundehaltung

Dabei geht es im Hundeauslaufgebiet nicht nur um die Menschen, sondern auch die Tiere. Kathleen Logé, die mit Moriano fast täglich in Arkenberge unterwegs ist, sagt: „Die Leinenfreiheit gibt Hunden Fluchtmöglichkeiten.“ Die Vierbeiner könnten sich so entspannter beschnüffeln, im Zweifel gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten. „Dadurch lassen sich erzwungene Begegnungen vermeiden“, so Logé. Gut sozialisiert, begegneten sich die Tiere auch in der Stadt stressfreier.

Wie das geht, sieht man bei Dogwalkerin Bettina Hanschke. Obwohl mit bis zu zwölf Tieren unterwegs, begrüßen die Hunde Neuankömmlinge ruhig und freundlich. Seit 14 Jahren ist Hanschke im Gebiet unterwegs, lässt die Tiere rennen, versteckt Leckerlis im Unterholz. „Die Hunde können hier richtig Strecke machen und werden auch im Kopf ausgelastet“, lobt sie das vielseitige Terrain aus Wald, Wegen und Feldern. Entsprechend wichtig ist das Areal für ihre Tätigkeit.

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Dabei haben die Hundehalter schon länger den Eindruck, dass es an der ein oder anderen Stelle nicht mehr so gepflegt wird, wie sie es sich für einen langfristigen Erhalt wünschen würden. Ein Agility-Parcours für die Tiere wurde nach Schäden abgebaut, Holztreppen im Gelände nicht ersetzt und wassergefüllte Schlaglöcher auf dem Parkplatz zuletzt nur noch von den Nutzern selbst notdürftig ausgebessert. „Man will uns hier nicht mehr haben“, ist Dagmar Moriano überzeugt. Ein Wegfall des Geländes, dass die Tierbesitzer noch 2010 zum besten der Stadt kürten, wäre ein herber Verlust.