Berlin. Am 22. Januar diskutieren Experten über Perspektiven und Probleme des Bezirks.
Wer hört nicht gern das Kompliment eines Nachbarn? Als das Bezirksamt Mitte in der vergangenen Woche eine Studie über die sozialen Verwerfungen in seinen Kiezen präsentierte, war das Vorbild in fast jedem Punkt, bei dem es in Mitte Probleme gibt, klar benannt: Pankow.
Kein Bezirk hat ein größeres Pro-Kopf-Einkommen – im Monat sind es 1475 Euro. Kein anderer hat so wenige Bewohner mit niedrigem Bildungsstand – in Pankow sind es nur 6,1 Prozent. Und bei der Arbeitslosenquote und dem Anteil der Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind, ist der Bezirk neben Steglitz-Zehlendorf seit Jahren Schlusslicht im positiven Sinne. Zugleich entpuppt sich Pankow als Wahlheimat für die Berliner Mittelschicht. 81,5 der Bewohner gehören ihr an. So breit ist die Mitte in der Hauptstadt nirgendwo sonst.
Experten sprechen über Schattenseiten des Wachstums
Wer in Prenzlauer Berg oder im Florakiez eine Kita sucht, weiß: Günstige Sozialdaten allein sind noch kein Beleg für ein sorgloses Leben. Es tobt ein Konkurrenzkampf bei der Anmeldung für die beliebtesten Tagesstätten. Noch mehr Rivalen wird derjenige treffen, der sich nach einer neuen Wohnung umsieht. Schon bei der Anfrage nach einer Besichtigung senden Kandidaten Anschreiben und Lebenslauf. Und wie jetzt das Beispiel der Deutsche-Wohnen-Siedlung am Mauerpark zeigt: In einem der 13 Milieuschutzgebiete zu leben, bietet nur bedingt Schutz vor steigenden Mieten und Verdrängung. Pankow leidet an seiner Beliebtheit, wächst schneller, als der Schulneubau Schritt halten kann. Und verliert Freiräume, die einmal reserviert waren für Subkultur und Nachtleben – oder für das Ausspannen im Schrebergarten. Ist das alles verloren, wenn das Wachstum den Platz frisst?
Es ist eine Frage, über die am Dienstag, 22. Januar, ab 19 Uhr sechs Experten streiten werden. Die Entwicklung Pankows ist das erste große Thema beim Leserforum der Berliner Morgenpost in diesem Jahr im Großen Ratssaal, Rathaus Pankow, Breite Straße 24a–26, mit dem Titel „Pankow – Probleme und Perspektiven eines Bezirks“. Die Versorgung mit Kita- und Schulplätzen und die Verkehrssituation sind weitere Themen. Sie hängen miteinander zusammen und versprechen eine vielseitige Debatte.
Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) wird seine Einschätzung ebenso abgeben wie Thomas Brandt, Vorsitzender des Vereins „Für Pankow“, Juliane Bartel, die Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Pankow, Thomas Zoller, der Vorsitzende des Vereins für nachhaltige Verkehrsentwicklung, und Thomas Schubert, Pankow-Reporter der Berliner Morgenpost. Die Moderation übernimmt Morgenpost-Kolumnist Hajo Schumacher. Nach einer etwa 70-minütigen Diskussion können sich Leser in die Debatte einschalten und zum Mikrofon greifen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Wer beim Leserforum dabei sein möchte, muss sich vorher bei der Morgenpost-Redaktion anmelden. Wie das funktioniert, lesen Sie rechts im Infotext.
Gesprächsstoff, der mit den drei Hauptthemen zusammenhängt, liefert der Bezirk im Nordosten Berlins genug. Da befürchten Initiativen in Blankenburg bei der Planung von mindestens 5000 Wohnungen auf den Rieselfeldern übergangen zu werden. Da fragen sich Anwohner des Kissingen-Viertels, welche Auswirkungen das Großprojekt am Pankower Tor mit 2000 Wohnungen und einem Einkaufszentrum auf ihren Kiez haben wird. Da klagen Anwohner des Mauerparks über die Lärmbelastung durch Straßenmusiker. Es ist der typische Konflikt: Mit der immer dichteren und teureren Bebauung droht ein Stück Kultur zu verschwinden, das dem Quartier einmal seinen Reiz gab.
Zu jedem Phänomen gibt es in Pankow verschiedene Perspektiven. Diese Vielfalt der Sichtweisen soll sich auch beim Leserforum widerspiegeln. Bezirksbürgermeister Benn weiß, dass er die Argumente der Straßenmusiker im Mauerpark ebenso hören muss wie die Klagen der lärmgeplagten Anwohner. Und er weiß, wie schwierig es ist, Schulden abzubauen und zugleich die wachsenden Kosten für Freizeiteinrichtungen aufzufangen. So wie jetzt beim Kinderbauernhof „Pinke Panke“, der nach hartem Kampf einer Budgetkürzung um 40.000 Euro entging. Und wo soll der Bezirk künftig investieren? Kommen Sie am 22. Januar ins Rathaus und reden Sie beim Leserforum mit!
So können Sie am Leserforum teilnehmen
Das Leserforum „Berliner Morgenpost vor Ort“ zum Thema „Pankow – Probleme und Perspektiven eines Bezirks“ beginnt am Dienstag, 22. Januar, um 19 Uhr im Großen Ratssaal des Rathauses Pankow, Breite Str. 24a–26. Es dauert zwei Stunden. Die Teilnahme ist für unsere Leser kostenlos.
Voraussetzung zur Teilnahme ist eine Anmeldung in unserer Redaktion unter dem Kennwort „Morgenpost vor Ort“. Das geht ganz einfach per E-Mail an aktionen@morgenpost.de, per Fax an die Nummer 030/887 27 79 67 oder per Postkarte/Brief an die Berliner Morgenpost, Redaktion Lokales, Kurfürstendamm 21, 10719 Berlin.
Teilen Sie uns bitte mit, wie viele Plätze Sie benötigen. Abonnenten der Berliner Morgenpost können gern ihre Abonummer dazuschreiben, sie werden bei der Platzvergabe bevorzugt berücksichtigt. Die Anmeldungen werden nach Eingang bearbeitet und müssen spätestens bis Montag, 21. Januar, 12 Uhr, in unserer Redaktion vorliegen.
Das Rathaus Pankow ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Straßenbahnlinie M1 sowie die BVG-Buslinien 155, 250 und 255 halten direkt am Rathaus und fahren alle auch den U- und S-Bahnhof Pankow an. Dieser ist rund zwölf Gehminuten vom Rathaus entfernt. Parkplätze gibt es im begrenzten Umfang in den umliegenden Straßen sowie kostenpflichtig im Parkhaus des Einkaufszentrums Rathaus-Center Pankow (geöffnet bis 22 Uhr).
Diese sechs Experten sitzen auf dem Podium:
Sören Benn (50) wurde im Oktober 2016 zum Bezirksbürgermeister von Pankow gewählt. Der Linken-Politiker verantwortet die Ressorts Kultur, Finanzen und Personal. Er wurde in Kyritz geboren und hatte vor seiner Laufbahn als Politiker drei verschiedene Berufe: Baufacharbeiter, Pädagoge und Schauspieler.

Thomas Zoller (48) stammt aus dem Breisgau, zog im Jahr 2000 nach Berlin und arbeitet als Arzt. Der Vorsitzende des Vereins für nachhaltige Verkehrsentwicklung fordert mit seiner Initiative ein Verkehrskonzept für den Norden Pankows und will die Wohngebiete vom Durchgangsverkehr entlasten.

Juliane Bartel (48) ist seit vier Jahren Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Pankow. Die Diplom-Ingenieurin für Elektrotechnik arbeitet in einem Unternehmen, hat zwei Kinder und wohnt mit ihrer Familie in Alt-Pankow. Die gebürtige Berlinerin beklagt ein oft schlechtes Zusammenspiel von Senat und Bezirk.

Thomas Brandt (69) ist Erster Vorsitzender des Vereins „Für Pankow“ und Experte für Bauen. Er wurde im Bezirk geboren und hat immer dort gelebt. Der studierte Kristallograf entwickelte vor der Wende Industrieanlagen und betreute nach dem Mauerfall Projekte bei einem Wohnungsbauträger.

Thomas Schubert (36) wurde in Berlin geboren und arbeitet seit 16 Jahren als Autor und Fotograf für Zeitungen und Magazine. Im Lokalressort der Berliner Morgenpost berichtet der Redakteur über das Neueste aus Pankow, wo er seit 2016 mit seiner Freundin lebt.

Hajo Schumacher (54), Morgenpost-Autor und -Kolumnist, moderiert die Diskussionsrunde. Der studierte Journalist und Politikwissenschaftler, in Münster geboren, arbeitet für Magazine, Hörfunk, Online und Fernsehen. Schumacher ist zudem Autor etlicher Bücher („Männerspagat“, „Restlaufzeit“).
