In Pankow sind 32 Anlagen teilweise oder komplett gesperrt. Eine Initiative fordert eine schnelle Sanierung.

Die Bilanz ist traurig. Von den 220 Spielplätzen im kinderreichen Bezirk Pankow sind 32 teilweise oder komplett gesperrt. Das Straßen- und Grünflächenamt hat die betroffenen Flächen auf seiner Internetseite gelistet. In 18 Fällen heißt es, das Ende der Sperrung sei nicht absehbar. Familien in Weißensee wollen etwas tun, um diesen Zustand zu ändern. Sie haben im Februar die Elterninitiative „Ja! Spielplatz!!“ gegründet. Die Initiative fordert, dass die Pankower Spielplätze künftig nur für zwei Monate gesperrt sein dürfen und dass die Flächen danach wieder vollständig zugänglich sind.

Die Mütter und Väter fordern auch einen Spielplatzplaner für Pankow. Er soll dafür sorgen, dass die verfügbaren Landesmittel für Spielplätze tatsächlich abgerufen werden. Die engagierten Eltern haben sich an Bürgermeister Sören Benn (Linke) gewandt. Er will ihnen eine Gesprächsrunde mit Mitarbeitern des Straßen- und Grünflächenamtes ermöglichen. Weitere Treffen mit Abgeordneten und Bezirksverordneten sind geplant. „Wir freuen uns, dass Politik und Verwaltung uns anhören wollen“, sagt Uwe Scholz, Mitbegründer der Initiative. „Wir wollen aber auch greifbare Ergebnisse in absehbarer Zeit.“

Situation habe sich „eher weiter verschlechtert“

Im Bezirksamt ist der Stadtentwicklungsstadtrat von Pankow, Vollrad Kuhn (Grüne), für die Wartung der Spielplätze, für Reparaturen und Sanierung zuständig. Im Vergleich zu den Vorjahren habe sich die Situation „eher weiter verschlechtert“, so der Stadtrat auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Denn die Plätze werden intensiver genutzt als früher, weil immer mehr Familien nach Pankow ziehen. Ein weiterer Grund: Eine Vielzahl von Plätzen, die in den 90er-Jahren etwa in Sanierungs- oder Neubaugebieten gebaut wurden, sei „in die Jahre“ gekommen, so Kuhn. „Gerade die Holzgeräte sind verschlissen und können nicht mehr repariert werden.“ Dies sei auch ein Ergebnis der jahrelangen Defizite in der Unterhaltung der Flächen. Es habe zu wenig Geld dafür gegeben und kaum noch Personal.

Zwischen 40 und 50 Millionen Euro sind laut Kuhn insgesamt für den Neubau, die Sanierung und die Unterhaltung von Spielplätzen in Pankow erforderlich. Für 2018 stehen ihm jedoch nur 518.000 Euro für Instandhaltung und Instandsetzung der vorhandenen Flächen zur Verfügung. Es sind immerhin zehn Prozent mehr als 2017. Die Situation sei schwieriger als in anderen Bezirken, sagt Vollrad Kuhn. Denn Pankow habe in den vergangenen Jahren hohe Einsparbeträge aus seinem Haushalt erbringen müssen.

Bei 15 Spielplätzen ist die Finanzierung nicht gesichert

Im Jahr 2018 sollen acht der 32 gesperrten Spielplätze wieder öffnen. Vorgesehen ist zum Beispiel, dass das Amt bis Ende Juni die Klettergeräte und Kunststoffflächen am Teutoburger Platz in Prenzlauer Berg erneuert. Dafür stehen 282.000 Euro aus einem Förderprogramm zur Verfügung. 2018/2019 sollen rund 50.000 Euro an Investitionsmitteln für den Spielplatz an der Plansche im Park am Weißensee eingesetzt werden. Er ist teilweise gesperrt, weil Schiffsbug und -heck kaputt sind.

Doch bei 15 der 32 gesperrten Pankower Spielplätze heißt es: „Finanzierung nicht gesichert“. Das gilt auch für das teuerste Vorhaben. 500.000 Euro sind für den Platz an der Straße Stadtgärten in Französisch Buchholz erforderlich. Er ist seit Mai 2012 teilweise nicht mehr nutzbar, weil der einstige Rutschenhügel marode ist und die Palisaden verfault sind.

Um Spielplätze wieder nutzbar zu machen, haben sich in den vergangenen Jahren Eltern, Kinder und Anwohner an der Finanzierung beteiligt. Das war 2016 am Teutoburger Platz der Fall, wo das beliebte Klettergerät „Walfisch“ abgerissen werden musste. Schüler und Anwohner veranstalteten Flohmärkte und Basare und spendeten den Erlös. 14.000 Euro kamen auf diese Weise zusammen. Im Sommer 2016 wurde auch der Regenbogen-Spielplatz im Mauerpark wieder neu aufgebaut. Er war 2015 wegen verfaulter Pfosten gesperrt worden. Der Verein „Freunde des Mauerparks“ sammelte Geld für Ersatzspiel­geräte, seine Mitglieder halfen beim Aufbau. Im Jahr 2014 startete der Freundeskreis Marie e. V. Spendenaufrufe auf Plakaten, weil die morschen Holz-Piratenschiffe auf dem Helmholtzplatz und dem Spielplatz „An der Marie“ abgerissen werden mussten und dem Bezirk Geld für den Ersatz fehlte. Auch diese Aktionen waren erfolgreich.

Eltern planen Arbeitseinsätze, um mitzuhelfen

Derzeit gebe es keine vergleichbaren Vorhaben, sagt Stadtrat Kuhn. „Das ist aber wieder in Vorbereitung.“ Die Initiative aus Weißensee ist bereit, sich zu engagieren. „Die Eltern wollen gerne an Arbeitseinsätzen für die wenigstens behelfsmäßige Wiedereröffnung der Spielplätze mitwirken“, sagt Uwe Scholz. Es gebe auch einen Sponsor. Ein Hotel sei bereit, Geld für ein neues Spielgerät auf dem Platz am Goldfischteich zu geben, der derzeit komplett und auf nicht absehbare Zeit gesperrt ist. „Wir hoffen, dass das Amt dafür offen ist.“

In einer Studie des Online-Immobilienportals Homeday wird Pankow als familienfreundlichster Berliner Bezirk 2017 eingestuft. Für das Ranking wurden Faktoren wie Bildung, Gesundheitswesen und Arbeitslosigkeit herangezogen. Pankow hat die höchste Gesamtpunktzahl. Doch beim Faktor „Aktivitäten für Kinder“ erreicht der Bezirk nur Platz acht.

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