Der Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg gilt als Wohngegend für Gutsituierte, die schon lange dort leben oder neu zugezogen sind. Auch eine Gruppe von Trinkern ist bekannt, die sich jedoch im Allgemeinen an die üblichen sozialen Normen hält. Doch nun hat die Polizei Änderungen festgestellt. „Es werden vermehrt Personen angetroffen, die ihrem Verhalten zufolge vermutlich mehrfach abhängig – von Alkohol, Medikamenten und sonstigen Drogen – sind“, sagte Innenstaatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) in seiner Antwort auf die Anfragen des Linke-Abgeordneten Klaus Lederer.
In der Wahrnehmung, so der Staatssekretär, „geraten die Angehörigen der ‚Trinkerszene‘ ins Hintertreffen und werden von den aggressiv auftretenden ‚Neuzugängen‘ dominiert“. Betroffen ist vor allem die nahe Umgebung des Platzhauses. Dort gebe es stetige Trinkgelage. Unrat werde zurückgelassen, Sperrmüll abgelagert.
Auf Bänke und Tischtennisplatten seien Parolen gesprüht. Das haben Mitarbeiter der Polizei bei Streifen am Helmholtzplatz festgestellt. Darauf wurden sie auch in Gesprächen mit Anwohnern hingewiesen. Ein „soziales Ungleichgewicht“ habe sich am Platzhaus ergeben, sagte Statzkowski. Dies belaste auch den sozialen Frieden.
Fast 140 Körperverletzungen
Zur Region Helmholtzplatz gehören rund 13.000 Wohnungen. Etwa 22.000 Menschen leben in diesem Gebiet. Innenstaatssekretär Statzkowski nannte in seiner Antwort auch Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung in der Region Helmholtzplatz. Die Polizei registrierte von Januar bis November 2014 insgesamt 2231 Straftaten. 2013 waren es im gleichen Zeitraum 1977 Delikte. Im vergangenen Jahr kam es fast 300 Mal zu Einbrüchen in Kellerräume und Dachböden.
Ähnlich häufig wurden Fahrräder gestohlen. 17 schwere und 121 weitere Körperverletzungen wurden erfasst. 45 Autos wurden 2014 gestohlen, 108 Mal wurden Diebstähle am oder im Fahrzeug begangen. Die Polizei habe im vergangenen Jahr verstärkt Streifen im Bereich des Helmholtzplatzes durchgeführt, sagte Statzkowski. Das Bezirksamt sei über die Situation informiert.
„Die Balance ist gekippt“, sagte der Pankower Stadtentwicklungsstadtrat, Jens-Holger Kirchner (Grüne). „Begonnen hat das schon vor eineinhalb Jahren.“ Es sei häufig zu Pöbeleien gekommen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen gehindert oder bedroht werden, wenn sie den Platz überqueren oder nutzen wollen.“
Der Stadtrat will detaillierte Veränderungen. „Der Platz und das Platzhaus müssen einen Relaunch bekommen.“ Das Haus soll renoviert und umgebaut werden. Die derzeitige Aufenthaltsqualität sei nicht hoch, sagte Kirchner. Geld für den Umbau sei vorhanden. Der Platz solle behutsam umgestaltet werden. Der Kita-Zaun müsse vor urinierenden Passanten geschützt werden.
Am 20. Januar, 17 Uhr, sind Anwohner und Gewerbetreibende des Helmholtzplatzes, auch Vertreter der Kita, zu einer Diskussion in den Elias-Kuppelsaal, Göhren Straße 11, eingeladen. Kirchner: „Alle wissen, dass etwas passieren muss.“