Berlin. Seit 15. Dezember fror das Ehepaar Jarzembski in ihrer Wohnung. Erst nach Tagen wurde das Problem gelöst.

Mit übergezogenem Bademantel und Mütze sitzt Horst Jarzembski, 93 Jahre alt, mit seiner Frau Inge, 88 Jahre alt, in ihrer frostigen Wohnung in der 6. Etage. Heute Morgen waren es sechs Grad in der Wohnung. Am frühen Nachmittag zeigt das Thermometer dann acht Grad. Selbst im Treppenhaus ist es wärmer.

Seit Donnerstag ließ die Verwaltung Deutsche Wohnen ihre Mieter in der Wohnung frieren. Die Heizungen blieben kalt, während Berlin bei Minusgraden vor sich hin fröstelte. Betroffen war der ganze Wohnblock der Buckower Heimsbrunner Straße von Nummer 20 bis 34.

„Wenn wir die Deutsche Wohnen anrufen, geht keiner ran“, beschwert sich Jarzembski. „Die Kälte beeinträchtigt uns mächtig, zumal wir ja auch schon älter sind“, sagt Inge. Seit Tagen hat ihr Mann Kopfschmerzen.

Das Ehepaar Jarzembski und der Nachbar Hans Peter Schultze-Gotze am Küchentisch.
Das Ehepaar Jarzembski und der Nachbar Hans Peter Schultze-Gotze am Küchentisch. © Victoria Atanasov

Seit vier Tagen ohne Heizung

Über 50 Jahre wohnen sie schon hier und bis jetzt hat es einen solchen Ausfall nicht im Block gegeben. Aber Probleme mit der Heizung gibt es jedes Jahr zu Beginn der Heizperiode. Schon im September habe die Heizung „gestottert“, erzählt Horst Jarzembski.

Sechs Mal musste der Nachbar Hans Peter Schultze-Goltz aus der Etage darunter die Deutsche Wohnen anrufen und einen ganzen Monat dauerte es, bis dann endlich der Monteur kam. Dieser hatte wie jedes Jahr dann die Heizkörper entlüftet und alles funktionierte wieder.

Heizkessel wurde versetzt

Doch dieses Mal blieb es nicht dabei: Letzten Donnerstag, am 15. Dezember, „ging das Theater wieder von vorne los“, die Heizung fiel komplett aus. Bis heute. Bei einem Anruf der zuständigen Baufirma B&O heißt es, der Heizkessel wurde dieses Jahr versetzt. „Es gab dabei einen Schaden, und es ist bei uns als Notfall hinterlegt.“

Die Auskunft ist unbefriedigend: Der Fall ist zwar als Notfall hinterlegt und hat höchste Priorität, aber wann der Notdienst kommt, ist unklar - ob in zwei Stunden oder in zwei Tagen, das wisse die Mitarbeiterin von B&O selbst nicht.

Fahrstuhl gerade außer Betrieb

Ein weiterer Notfall ist der defekte Fahrstuhl im Haus. Das ganze Jahr über funktionierte dieser nur mit großen Unterbrechungen. Momentan geht er gar nicht, und Horst Jarzembski kann die Wohnung nicht mehr verlassen. Denn er hat eine Schwerbehinderung von 80 Prozent, Pflegestufe drei.

Ehefrau Inge schleppt sich dagegen mit den Einkäufen in die sechste Etage und Nachbar Schultze-Goltze, der gerade zu Besuch nach oben gekommen ist, kann mit seinen 84 Jahren von Glück sprechen, dass er noch körperlich fit ist, um die Treppen zu steigen.

Der Wohnblock Heimsbrunner Straße 32-34 in Neukölln Buckow.
Der Wohnblock Heimsbrunner Straße 32-34 in Neukölln Buckow. © Victoria Atanasov

Neue Wärme-Rechnung: 500 Prozent Mehrverbrauch

Zahlen sollen sie für die Wärme trotzdem. Und dann auch noch viel mehr. Auf einmal kamen neue Ablese-Abrechnungen für die Wärmenutzung. Schultze-Goltze zeigt ein Schreiben von einer ihnen unbekannten Firma. 500 Prozent Mehrverbrauch zum Vormonat. Bei Jarzembskis sind es „nur“ 120 Prozent. Und das, obwohl die Heizung nicht funktioniert.

Beide Wohnparteien leben seit über 50 Jahren in dem Block in Süd-Neukölln. Noch nie hatten sie eine Nachzahlungen, höchstens „ein paar Pfennige“, erzählt Schultze-Goltze.

Deutsche Wohnen sind unerreichbar

Eine Telefonnummer steht nicht auf dem Schreiben. Per QR Code kann man sich in einem Onlineportal anmelden. Das Ehepaar Jarzembski hat aber kein Internet. Eine Person von der Baufirma B&O empfiehlt, zwecks des Schreibens bei der Verwaltung anzurufen.

Ein weiteres Mal probieren sie es bei Deutsche Wohnen. Ruft man die Telefonnummer von einem Schreiben aus November an, heißt es nur „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Die Mitarbeiterin von B&O reicht eine weitere Servicenummer der Verwaltung durch. Hier kommt man immerhin bis zur automatischen Ansage durch. Diese entschuldigt sich für die lange Wartezeit und wirft die Jarzembskis dann nach etwa fünf Minuten aus der Leitung.

„Wir vermuten, dass sie bei uns bis ersten Januar gar nichts mehr machen“, sagt Horst Jarzembski. Der Wohnblock wird ab Januar 2023 von Vonovia übernommen und die Bewohner fürchten, die kaputte Heizung und der defekte Fahrstuhl seien nur der Auftakt für neue Probleme, die mit der neuen Verwaltung kommen.

Seit letzten Freitag gibt es einen weiteren Fall in der Taylorstraße 5 - 5b in Dahlem. Auch hier ein kompletter Ausfall der Heizung - dieselbe Verwaltung, dieselbe Baufirma.

Erst am Dienstag, 20. Dezember, konnte der Fehler gefunden werden. Der Grund für den Ausfall: „In der Anlage hatte sich die Steuerung aufgehängt, diese wurde resettet.” Laut dem Pressesprecher der Deutsche Wohnen, Gunnar Goldmann, wurde die Anlage nun in den Handbetrieb versetzt und am Dienstag wieder zum Laufen gebracht. Da die automatische Regelung Fehler aufweist, wird die Anlage ausgetauscht, sobald sie wieder lieferfähig ist. Bis dahin bleibt es erst einmal beim Handbetrieb. Bei den Jarzembskis wird es nun endlich wieder warm. Wie Goldmann auf Anfrage der Berliner Morgenpost weiter sagte, habe die Baufirma B&O die Deutsche Wohnen nicht über den Heizungsausfall in Kenntnis gesetzt.

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