Berlin. Das riesige Shoppingzentrum Gropiuspassagen hat jetzt einen Jugendclub: Das Youth Space eröffnete am 13. November mit einer großen Feier. Damit hat das Bezirksamt Neukölln einen Raum geschaffen, an dem sich Jugendliche aus dem Kiez treffen und vernetzen können. Darüber hinaus können sie sich coachen und beraten lassen, etwa bei Fragen rund um die Berufswahl.
Trotz erfolgreicher Eröffnung bleibt Jugendclub in der Folgewoche eher leer
Es war voll bei der Eröffnung. Viele Jugendliche kamen und feierten. Neben einem Graffiti-Workshop gab es auch noch einen Scheck über 3000 Euro als Spende von den Gropiuspassagen für die Raumnutzung. „Die Stimmung war super. Ich glaube, die Menschen freuen sich hier auf den Ort”, sagt Patrick vom Verein Gangway, der montags im Youth Space Beratungen anbietet.
Bis ein neuer Jugendtreff auch von den jungen Menschen angenommen wird, brauche es natürlich etwas Zeit und viel Auswertung, sagt er einen Tag nach der Party. Denn am Montag erinnern lediglich die grünen Luftballons an den großen Erfolg am Eröffnungstag. Der Scheck liegt auf der Kommode und das Internet funktioniert auch noch nicht. Dafür gibt es cooles Graffiti an den Wänden.
Ansonsten ist von der vollen Bude wie am Sonntag nichts mehr zu spüren. Nur Mitarbeiter Patrick aus dem Projekt Gangway sitzt auf der Couch mit seinem Laptop. Montags bietet er hier Coaching und Beratung für Jugendliche in allen Belangen an. Und obwohl es jeden Tag von Montag bis Sonnabend volles Programm gibt, verirrt sich nur ein älterer Servicemitarbeiter des Einkaufszentrums kurz in den Raum.
Jugendliche werden aus der Öffentlichkeit verdrängt
So bleibt wenigstens Zeit für ein Gespräch. „Geh mal durch die Stadt: Immer weniger Brachflächen, Spielplätze sind altersbeschränkt, Bolzplätze sind abgeschlossen oder es heißt: ab 18 Uhr ist Ruhe”, sagt Patrick. Auch in Jugendclubs halten sich immer mehr Kinder statt Jugendliche auf. Er beobachtet seit langem, dass Jugendliche aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden, deshalb ist so ein Raum sehr wichtig und richtig.
Irgendwo müssen Jugendliche ja schließlich hin. Und da bietet sich eine Mall wie die Gropiuspassagen an: „Unser Youth Space bringt Angebote für junge Menschen dorthin, wo sie ohnehin sind: In das größte Einkaufszentrum in Neukölln”, sagt Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) bei der Eröffnung.
Konflikte mit Jugendlichen in der Gropiuspassage
Denn das Shoppingzentrum ist bei den jungen Gropiusstädtern sehr beliebt. Laut Quartiermanagement der Gropiusstadt, „erfüllt diese Shopping Mall das Bedürfnis nach Urbanität und ungezwungener Begegnung im Stadtteil am ehesten”. Das geht aber nicht immer gut aus: Hin und wieder gibt es Konflikte, unter anderem unter den Jugendlichen, was auch zu Polizeieinsätzen und Hausverboten führte.
Auch Patrick befürchtet, dass es früher oder später „knallen” wird, wenn Interessen aufeinanderprallen: „Das Center und das Jugendamt wollen Ruhe im Kiez.” Ob ein Jugendclub die Ordnung im Center wieder herstellen kann, sei fraglich. Aber man müsse abwarten, findet Patrick. Bis jetzt treiben sich Jugendliche eher noch in anderen Teilen der Mall herum: Wie eine Gruppe pubertierender Jungs, die in einem abseits gelegenen Treppenhaus sitzt und um die Wette rülpst.
Beteiligung wird groß geschrieben
Man muss sich überlegen, wie Jugendräume genau aussehen sollten, damit sie angenommen werden, sagt Patrick. Das Youth Space versucht genau dort anzusetzen: Mit vielen Gestaltungsfreiräumen der jungen Menschen soll das ein Ort für, aber vor allem auch von Jugendlichen werden.
Dafür müssen Jugendliche früh mit eingebunden werden. Das ist auch Stadträtin Nagel sehr wichtig: „Beteiligung spielt eine große Rolle: Ideen und Vorschläge sind immer willkommen.“ Sogar von denen, die in den Gropiuspassagen Hausverbot haben – sie dürfen nämlich auch in den Jugendclub hinein.
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