Berlin. Bei der Bekämpfung von kriminellen Clanstrukturen geht das Bezirksamt Neukölln neue Wege: Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat am Mittwochabend beschlossen, ein Aussteigerprogramm für Mitglieder krimineller Clans zu entwickeln.
Das Programm soll sich insbesondere an Kinder, Jugendliche und Frauen richten, da diese „Schlüsselfiguren“ in den Großfamilien einnähmen, wie Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sagte. Für sie sollen jeweils eigene Ansprechpartner gefunden und Herangehensweisen entwickelt werden. Dazu werde das Bezirksamt mit bestehenden Netzwerken und Sicherheitsbehörden eng zusammenarbeiten, teilte das Bezirksamt mit. Wie das Aussteigerprogramm im Detail aussehen soll, muss nun erarbeitet werden. „Realistisch ist, in der ersten Jahreshälfte 2019 ein Konzept zu beschließen“, so ein Sprecher. In Berlin gibt es etwa 20 Großfamilien mit jeweils bis zu 1000 Mitgliedern. Etwa die Hälfte der Familien ist im Visier der Polizei. Allein in Neukölln leben zehn.
„Es ist für niemanden einfach, aus kriminellen Clanstrukturen auszubrechen. Deshalb brauchen diese Menschen Unterstützung in Form eines Ausstiegsprogramms“, sagte Hikel. „Wir machen einerseits den illegalen Weg steinig. Andererseits müssen wir auch Unterstützung für den legalen Weg anbieten. Wer sich ein sicheres Leben jenseits der Kriminalität aufbauen will, kann deshalb auf die Unterstützung des Rechtsstaates zählen.“ Schon jetzt arbeiten in Neukölln Polizei, Ordnungs- und Jugendamt bei gemeinsamen Schwerpunkteinsätzen eng zusammen. Außerdem gibt es eine eigene Staatsanwaltschaft vor Ort, die ausschließlich für arabischstämmige Tatverdächtige zuständig ist.
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