Berlin. Das Projekt qualifiziert arbeitslose Mütter nicht-deutscher Herkunft in einem sechsmonatigem Kurs für Jobs.
Siebzehn neue Stadtteilmütter gibt es seit dieser Woche in Neukölln. Die Frauen – vorrangig türkischer und arabischer Herkunft – wurden in einem mehrmonatigen Kurs zu unterschiedlichen Themen im Bereich Erziehung, Bildung und Gesundheit ausgebildet. Das Ziel: andere Eltern in ihrer Erziehungskompetenz stärken und sie an Angebote im Bezirk heranführen. Dafür besuchen die Stadtteilmütter die Familien zu Hause. Und geben oft ganz einfache Tipps, wie Eltern ihre Kinder zum Beispiel in Kitas oder Schulen anmelden können. Wo man den nächsten Facharzt findet und ob der etwas kostet. Oder wie man sich zu einem Deutschkurs anmeldet.
Wichtig bei dem Projekt: Es soll auf Augenhöhe stattfinden. Sprich: Die Stadtteilmütter sprechen oftmals die gleiche Muttersprache wie die Familien, die sie besuchen. Und kommen oft auch aus demselben Kiez. Das schafft Vertrauen. Und öffnet häufig sogar Türen, die Mitarbeitern vom Jugendamt beispielsweise verschlossen blieben.
Projekt macht bundesweit Schule
Das Projekt hat zudem einen doppelten Nutzen: So werden nicht nur Familien mit Migrationshintergrund durch die Stadtteilmütter in die Gesellschaft integriert. Auch die Stadtteilmütter selbst profitieren von dem Projekt. Denn sie waren zuvor arbeitslos. Nun werden sie bei der Diakonie eingestellt, im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme, finanziert über das Jobcenter Neukölln. Mit dem Ziel, die Stadtteilmütter danach weiter in Jobs zu vermitteln. Mit großem Erfolg: Die Integrationsquote liegt bei rund 60 Prozent. Zum Vergleich: Im Durchschnitt liegt die Quote bei Beschäftigungsmaßnahmen vom Jobcenter sonst bei 15 bis 20 Prozent.
Seit 2004 schon werden in Neukölln Mütter nichtdeutscher Herkunft zu Stadtteilmüttern geschult und arbeiten als Brückenbauerinnen zwischen Familien mit Migrationshintergrund und Bildungseinrichtungen in Nord-Neukölln und Gropiusstadt. Die neuen Stadtteilmütter, die an diesem Montag im Neuköllner Rathaus von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und Wohnungsbausenatorin Katrin Lompscher ihr Zertifikat bekommen haben, sind schon die 18. Generation, die ausgebildet wurde. Insgesamt gibt es mittlerweile mehr als 460 Stadtteilmütter. Das Projekt machte zudem deutschlandweit Schule: In vielen Städten in der Republik gibt es mittlerweile Stadtteilmütter, die Familien mit Migrationshintergrund unterstützen.
Bei der Übergabe der Zertifikate im Rathaus sagte Hikel: "Die Stadtteilmütter entfalten eine beeindruckende Strahlkraft in die besuchten Familien, in ihr eigenes Umfeld und auch in die unterstützten Bildungsinstitutionen hinein. Für mich ist aber auch die persönliche Entwicklung der Frauen sehr beeindruckend. Für viele von ihnen ist es der Einstieg ins Berufsleben oder der erste Schritt zu einer anschließenden Ausbildung. Für die Stadtteilmütter selbst ist ihre Tätigkeit ein wichtiger Schritt hin zur gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft." Senatorin Lompscher pflichtete ihm bei: "Die Stadtteilmütter sind wichtige Partnerinnen der gemeinsamen Aufgabe, die Quartiere zu stabilisieren und Kindern mehr Bildungschancen zu geben."