Berlin. Fahrradfahren in Berlin: Auf der Müllerstraße in Wedding vor kurzem noch ein Albtraum. Doch jetzt kommen immer mehr Radler.

Die Müllerstraße im Wedding galt unter Radfahrern bisher gewissermaßen als Sperrgebiet. Die meisten umfuhren sie lieber weiträumig. Zu unsicher war die Verkehrslage auf der viel befahrenen Achse. Auch Google Maps leitete seine Nutzer über die Nebenstraßen um. All das ändert sich nun: Seit diesem Sommer können die Berlinerinnen und Berliner auf einem durch Poller gesicherten Radweg über die Müllerstraße fahren. Erste Zahlen zeigen nun: Der Radweg wird viel genutzt.

Müllerstraße in Berlin: So stark wird der neue Radweg genutzt

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), eine Naturschutz- und Verbraucherorganisation, hat ausgewertet, welche Auswirkungen der neue Fahrradweg auf das Verkehrsaufkommen hat. Ergebnis: Gut 31 Prozent mehr Radfahrer auf der Müllerstraße. Das geht aus den Verkehrsdaten für die ersten vier Monate nach der Fertigstellung im Vergleich zu der Zeit vor dem Umbau hervor.

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Nach Ansicht der DUH liefert das den Nachweis: Die Nachfrage nach sicheren Radwegen in Berlin ist groß. Zugleich lasse sich ein Rückgang des Autoverkehrs beobachten. Zwischen 2019 und 2023 ist dieser in Berlin um durchschnittlich 14 Prozent gesunken, zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung, auf die die Naturschützer verweisen.

Deutsche Umwelthilfe: CDU „sabotiert“ Verkehrswende

Mit diesen Zahlen wendet sich die Umweltschutzorganisation nun an die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Nach Ansicht der DUH bremst die Senatorin die Verkehrswende bislang aus. Seit sie im Amt sei, vergehe keine Woche ohne eine „Horrormeldung für die Mobilitätswende in Berlin“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Der Ausbau von Radwegen werde gestoppt und Straßenbauprojekte „zu Tode geprüft“.

Für Resch entsteht so der Eindruck, die Berliner CDU wolle bewusst die Mobilitätswende „sabotieren“. Und das trotz rückläufigem Auto-Verkehr und hoher Akzeptanz für die Fahrrad-Infrastruktur. Er fordert deshalb: „Wir brauchen kurzfristig eine Verdoppelung der Radwege und halb so viele Autos.“ In der Straßenverkehrsordnung ist allerdings festgelegt, dass bei straßenbaulichen Maßnahmen im Interesse der Radfahrer die übrigen Verkehrsteilnehmer nicht unangemessen beschränkt werden dürfen.

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Auf der Müllerstraße funktioniert das offenbar: Auf den Kfz-Verkehr hat der Fahrradweg keine nennenswerten Auswirkungen, auch das zeigen die Zahlen der DUH. Der auf der Müllerstraße zu beobachtende Rückgang des Autoverkehrs liegt auch nach der Fertigstellung des Radweges im Rahmen des allgemeinen Berliner Trends, ist also nicht noch stärker zurückgegangen.