Berlin. Das Wrack eines in der Ukraine zerschossenen und eroberten russischen Panzers steht kurz vor der Installation vor der russischen Botschaft in Berlin. Am Freitag, wenn sich der russische Angriff auf die Ukraine jährt, soll der zerstörte Panzer als Mahnmal und als Ausdruck des Protests aufgestellt werden. Um die „Trophäe des Widerstands“ überhaupt in Position zu bringen, hatten die Initiatoren des Projekts – der Verein Historiale, Reporter Enno Lenze und Verleger und Autor Wieland Giebel von Berlin Story Bunker – viele Hindernisse zu überwinden.
Berlin: Kran und Panzer zu schwer für Bahntunnel Unter den Linden
Ende vergangener Woche hatte es noch geheißen, dass der Kran, der den mehr als 40 Tonnen schweren Panzer vor der Botschaft an der Straße Unter den Linden vom Transporter heben sollte, wegen seines ebenfalls hohen Eigengewichts einen Abstand von mindestens 17,5 Meter zu einem Bahntunnel halten müsse. Das stellte sich als unmöglich dar. Inzwischen wurde eine Lösung gefunden.
Laut Wieland Giebel fährt der Kran nun gar nicht erst an und der Panzer bleibt auf dem Transporter – für den gesamten Installationszeitraum. Auch Absperrgitter müssten nicht aufgestellt werden. Der Panzer habe nun Genehmigungen von sechs Stellen bekommen, darunter dem Bezirk Mitte, der DB Netz AG, der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei.
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Anfang Februar hatte das Rechtsamt im Bezirk Mitte gefordert, den Panzer mit einem Bauzaun zu umgeben, damit Passanten sich nicht an scharfen Kanten verletzen und nicht darauf herumklettern. Auch sollte sichergestellt werden, dass das Wrack nicht tropft.
Da tropfe nichts mehr, so reagierte Enno Lenze, der einen News-Kanal betreibt, mit dem er aktuell vor allem aus dem ukrainischen Kriegsgebiet berichtet, in seinem Blog. Der Panzer habe mit zersprengten Zylindern, offenem Motor und Boden fast ein Jahr auf einem Schrottpanzer-Friedhof in der Ukraine gestanden. Und ähnliche Schrottpanzer ständen seit Monaten schon in Polen und auch in Prag – ohne Absperrung.
Bezirk Mitte war anfangs gegen die Aktion, das Verwaltungsgericht entschied
Der Bezirk Mitte hatte anfangs die Aktion als unangemessen abgelehnt und war dazu auch immer wieder in Abklärungsprozess mit dem Senat. In dem Wrack seien wahrscheinlich Menschen gestorben. Die geplante Ausstellung habe nichts zu tun mit Kunst im Stadtraum, sondern sei eine deutliche politische Provokation mit militärischen Ausdrucksmitteln. Auch beeinträchtige Kriegsgerät, auch wenn es als Museumsstück deklariert sei, erheblich das Erscheinungsbild des Boulevards Unter den Linden.
Zuletzt entschied das Berliner Verwaltungsgericht: Die Aktion falle als Meinungskundgabe grundsätzlich unter die geschützte Meinungsfreiheit, urteilte es. Das Bezirksamt Mitte verzichtete darauf, Beschwerde einzulegen, die neue Bezirksbürgermeisterin, auch die Verwaltung seien sehr kooperativ, sagt Wieland Giebel.
Der Protestaktion vor der russischen Botschaft sollte also nichts mehr im Wege stehen. Noch allerdings ist der Panzer nicht in Berlin. Giebel sagte am Dienstag, am Vormittag sei der Transporter an der Grenze der Ukraine zu Polen gewesen.
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