Berlin. In Wedding wurden Straßen im Geist des Kolonialismus benannt. Zwei wurden umbenannt – nach afrikanischen Widerstandskämpfern.

Zwei neue Straßenschilder sind im Afrikanischen Viertel in Berlin-Mitte feierlich enthüllt worden. Der Nachtigalplatz wurde in Manga-Bell-Platz, die Lüderitzstraße in Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt. Rund 80 Menschen nahmen teil, darunter die Botschafter Kameruns und Namibias und König Jean-Yves Eboumbou Douala Bell, ein Nachfahre des geehrten Königspaares Rudolf und Emily Duala Manga Bell. Lesen Sie auch: Kolonialzeit: Afrikaner kämpft für kritische Aufarbeitung

Das Ehepaar Manga Bell kämpfte gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun. Sie stellten sich gegen die Enteignung und die Umsiedlung des Duala-Volkes. Rudolf Duala Manga Bell wurde im Jahr 1914 als Anführer des Widerstands hingerichtet.

Cornelius Fredericks war eine herausragende Persönlichkeit im militärischen Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia. 1906 wurde Fredericks verhaftet und ein Jahr später im Konzentrationslager auf der Haifischinsel exekutiert.

Remlinger: Kolonialvergangenheit wurde zu lange verharmlost und negiert

Sowohl Gustav Nachtigal als auch Adolf Lüderitz waren Vertreter des Kolonialismus. Viel zu lange hätten die Deutschen ihre Kolonialvergangenheit verharmlost, negiert und die kolonialen Verbrechen kleingeredet, sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) bei der Enthüllung im Afrikanischen Viertel.

Die deutsche Kolonialgeschichte spiele nach wie vor kaum eine Rolle in den Bildungs- und Kultureinrichtungen. Nur so sei es zu erklären, dass Straßennamen, die Repräsentanten und Profiteure des kolonialen Unrechtssystems wiedergeben, so lange geduldet wurden.

Die afrikanische Community in Berlin begrüßte die Straßenumbenennungen. Sie protestiert seit Jahrzehnten gegen deren Ehrung mit einer Straße. Bei den Enthüllungen forderten ihre Vertreter, dass die deutsche Gesellschaft sich endlich ihrer kolonialen Vergangenheit stellt. Es fehlten nicht nur offizielle Entschuldigungen. Auch würden Gebeine von Opfern rassistischer Forschungen nicht zurückgegeben, ebenso geraubte Kulturgüter.