Als Adib Harb im Jahr 1984 sein libanesisches Feinkostgeschäft an der trubeligen Potsdamer Straße in Tiergarten eröffnete, hatten Hummus und Weinblätter, Tahini und Tabouleh die Gaumen der meisten Berliner noch nie berührt. „Wir waren das erste libanesische Feinkostgeschäft Deutschlands“, erzählt Adib Harb rückblickend. „Und wir haben echte Aufklärungsarbeit für libanesische Speisen geleistet“, konstatiert der Inhaber sichtlich stolz.
Mit Erfolg: Die arabische Küche und Kultur erfreut sich heute großer Beliebtheit in der deutschen Hauptstadt. Überall in der Stadt gibt es Produkte und Speisen aus Syrien, Israel und anderen Staaten der politisch instabilen Region. Und natürlich gibt es in Berlin noch heute das „Harb“ mit seinem umfangreichen Sortiment, das von orientalisch anmutenden Lampen über Kochbücher bis zu Geschirr reicht.
Vielen Waren sind unverpackt
Ein Großteil der Waren wurde schon damals unverpackt angeboten – aus praktischen Gründen, weil die Gewürze sowie Trocken- und Hülsenfrüchte in großen Säcken geliefert wurden. Ohne es zu wissen, war Adib Harb damit bereits in den 80er-Jahren aus ökologischer Perspektive seiner Zeit weit voraus.
„Wir mussten viel selber herstellen, etwa die Behälter für die Waren oder die Schippen zum Portionieren der losen Produkte“, erklärt der Geschäftsführer. Dabei sitzt er auf einem großen Chefsessel im hinteren Teil des Ladens, legt beim Reden die Hände ineinander.
Aber wenn er vom Libanon redet, wo man unten an der Küste im Meer baden und oben auf den Bergen Ski fahren kann, werden seine Handbewegungen ausladend. Und der Wein erst. „Der Libanon ist eines der ältesten Weinanbaugebiete der Welt“, erläutert Adib Harb.
Das Geschäft wurde schnell zum Treffpunkt der Exil-Libanesen
Als Adib Harb im Jahr 1967 nach West-Berlin kam, fühlte er sich sofort wohl in der Stadt. Die Größe Berlins gefiel ihm trotz der Mauer, die die Stadt umgab, und der damals noch fehlenden Internationalität. Er machte seinen Abschluss in Volkswirtschaft, arbeitete auf Messen und flog immer mal wieder nach Beirut.
Ursprünglich wollte Adib Harb Großhändler mit frischen Waren aus dem Libanon beliefern. Aber als sich das herumsprach, fragten immer mehr Menschen auch nach kleineren Mengen für den persönlichen Gebrauch. Als Adib Harb schließlich seinen Laden eröffnete, wurde dieser schnell zur Institution, vor allem bei der libanesischen Gemeinschaft, die sich in Berlin angesiedelt hatte. „Das gab es in Berlin noch nicht. Deshalb hieß es oft: ,Wir treffen uns bei Harb‘“, erzählt Harb stolz.
Mittlerweile zieht sich der Gründer langsam, aber stetig aus dem Geschäft zurück. Seine drei Kinder haben es übernommen, verkaufen jetzt die Pistazien und Gewürze, Schachbretter, Geschirr und Handwerkskunst. Doch vollständig trennen kann Adib Harb sich von seinem Laden dann doch nicht. Man kann ihn dort weiterhin fast jeden Tag antreffen. „Ich bin hier zu Hause“, sagt er.
Harb, Potsdamer Str. 93, Tiergarten, Tel. 261 19 36, Mo.–Fr. 9.30–19 Uhr, Sbd. 9.30–16 Uhr, www.harb-gmbh.de