Berlin. Über die Friedrichstraße flanieren, ohne auf vorbeibrausende Autos achten zu müssen – für ein paar Stunden war das im vergangenen Dezember bereits Realität, als die Initiative „Stadt für Menschen“ die Straße für eine Demonstration sperren ließ. Geht es nach den Aktivisten, sollen Teile der Straße wie auch des Boulevards Unter den Linden künftig dauerhaft zur Fußgängerzone werden. „Wir wollen konkret darstellen, was gehen kann“, sagte Matthias Dittmer, einer der Sprecher der Initiative und Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität der Grünen bei einer Präsentation am Freitag.
Dittmer und seine Mitstreiter sind unzufrieden mit der Arbeit der von Regine Günther (parteilos, für Grüne) geführten Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. „Im Schneckentempo“ verliefen die Diskussionen zum Umbau der Stadt. „Geredet wird viel, gehandelt wird gar nicht.“
Friedrichstraße wird im Mai wieder zur Fußgängerzone
Also wird die Verkehrsinitiative selbst tätig. Am am 11. Mai lässt der Verein die Friedrichstraße zwischen dem S-Bahnhof und Unter den Linden für ein Kulturprogramm sperren. Ab Sommer wollen sie die Straße regelmäßig am Wochenende dicht machen. Zügig, so der Plan, solle daraus eine dauerhafte Sperrung werden. Am besten bis zum 30. Jährigen Mauerfall-Jubiläum am 9. November 2019. „Man braucht nur ein paar Schilder, dann kann man den Bereich sofort sperren“, so Dittmer.
Mit dem aktuellen Zustand der Straße sind die Aktivisten unzufrieden. „Die Friedrichstraße verkommt immer mehr“, sagt Dittmer. Etliche Ladenlokale ständen leer, weil dort niemand mehr gerne einkaufen ginge. Die Straße für Autos zu sperren würde die Attraktivität wieder erhöhen.
Durchgangsverkehr soll durch Poller verhindert werden
Konkret sehen die Pläne des Vereins entlang der Friedrichstraße eine Fußgängerzone zwischen Französischer und Leipziger Straße vor. Der Boulevard Unter den Linden sollte nach Ende der U5-Baustelle von der Charlottenstraße bis zur Karl-Liebknecht-Brücke gesperrt werden. Damit sich dadurch nicht der Durchgangsverkehr in die Nebenstraßen der historischen Mitte verlagere, planen sie sechs Straßensperrungen zwischen Charlottenstraße und Schlossbrücke. Möglich wäre eine Lösung mit aus- und einfahrenden Pollern.
„Wir wollen nicht, dass die Mitte länger von Durchgangsverkehr entwertet wird“, sagte Stefan Lehmkühler, ebenfalls Sprecher von „Stadt für Menschen“ bei der Präsentation. Dennoch bleibe alles mit dem Auto erreichbar, versichert er. „Unser Motto ist: Attraktivität erhöhen – Erreichbarkeit Sicherstellen.“
Parkplätze in der historischen Mitte sollen verschwinden
Daneben arbeiten die Aktivisten an einem Parkkonzept für Mitte. Derzeit werten sie die Auslastung der Parkplätze und Häuser aus. „In dem Maße, wie Kapazitäten unterirdisch frei sind, sollen sie oberirdisch verschwinden“, sagt Lehmkühler. Frei werdende Flächen, könnten für den Lieferverkehr genutzt werden. Wie die Berliner Morgenpost berichtete, fordern die Verkehrsaktivisten zudem, Reisebusse aus dem historischen Zentrum zu verbannen.
Verhalten äußerte sich die Verkehrsverwaltung zum Vorstoß der Initiative. Man begrüße bürgernahe und umweltfreundliche Ideen für Stadtraum und Verkehr, sagte ein Sprecher. „Wir werden mit den Initiativen über die unterschiedlichen Vorstellungen sprechen.“ Welche das seien, ließ er offen.
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