Mitte. Bei fast jedem Wetter stehen Pferdekutschen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor und warten auf Kundschaft. Nicht nur Tierschützer ärgern sich, auch verkehrsrechtlich sind die langen Wartezeiten am Pariser Platz verboten. Denn dort herrscht eingeschränktes Halteverbot. Dies geht aus der Antwort des Umweltstaatssekretärs Stefan Tidow (Grüne) auf eine Anfrage von Stefan Taschner, Sprecher für Tierschutz der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, hervor, die der Morgenpost vorliegt. Demnach dürfen dort alle Fahrzeuge – auch Pferdekutschen – maximal drei Minuten halten.
Tatsächlich stehen die Kutschen häufig viel länger auf dem Pariser Platz. Dort verbringen die Pferde auch ihre vorgeschriebenen Pausen. Dabei entspricht der Platz nicht den Anforderungen der Leitlinie für Pferdefuhrwerksbetriebe. Sie gebietet, dass die Tiere sich in den Pausen „unter einem überdachten Stand- oder Schattenplatz mit naturbelassenem Boden und Anbindemöglichkeiten“ aufhalten.
Die Tiere benötigen einen Schattenplatz mit Naturboden
Lange auf dem Steinboden vor dem Brandenburger Tor zu stehen, kann für die Pferde eine Qual sein, sagt die Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin Diana Plange. „Die Tiere mögen es nicht, auf hartem Untergrund zu urinieren, wo ihnen der Urin an die Beine spritzt.“ Die Pferde würden das Bedürfnis daher zurückhalten. Dies könne zu schmerzhaften Koliken führen.
Die Leitlinie ist für die Kutscher rechtlich jedoch nicht bindend. Nur die Veterinärämter können die Inhalte der Leitlinie zur Auflage für eine Genehmigung machen – doch denen fehlt für Kontrollen meist das Personal. Um den Pferden dennoch den langen Aufenthalt auf dem Pariser Platz zu ersparen, fordert Tierschutzpolitiker Taschner, dort flächendeckend absolutes Halteverbot einzuführen. „So hätte man eine Möglichkeit, die Kutschen vom Platz zu verbannen.“
Wo sie dann hin sollen? Taschner sieht aktuell kaum geeignete Plätze in Mitte. „Mir ist nach wie vor schleierhaft, wo die Pause abgegolten werden soll.“ Für möglich hält er, einen Bereich am Rand des Tiergartens dafür festzulegen. Weniger kompromissbereit zeigt sich die Tierschutzbeauftragte Plange: „Pferde haben im Großstadtverkehr nichts mehr zu suchen.“
Kontrollen fehlen: Kutschpferde trotz Hitze eingesetzt
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