Boykott-Bewegung "BDS"

Nach Pöbelei: HU zeigt Anti-Israel-Aktivisten an

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Martin Niewendick
Screenshot eines Videos, das den Vorfall zeigt

Screenshot eines Videos, das den Vorfall zeigt

Foto: dpa/BM

Im Juni hatten mehrere Personen den Vortrag einer Holocaust-Überlebenden gestört. Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft reagierte.

Die Humboldt-Universität (HU) hat gegen mehrere Anti-Israel-Aktivisten Anzeige erstattet. Das berichtet die „Jerusalem Post“. „Die Humboldt-Universität hat am 27. Juni schriftlich Anzeige erstattet, in Verbindung mit der Online-Anzeige der Deutsch-Israelischen Gesellschaft vom 26. Juni“, zitiert die Zeitung HU-Sprecher Hans-Christoph Keller.

Hintergrund ist ein Vorfall bei einer Veranstaltung mit einer israelischen Politikerin und einer Holocaust-Überlebenden im Juni dieses Jahres. Mehrere israelfeindliche Störer unterbrachen den Vortrag mit Rufen wie "Das Blut des Gaza-Streifens klebt an ihrer Hand" und "Kindermörder". Sie sollen der Gruppe BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) angehören.

Handgemenge im Hörsaal zwischen Sitzbänken

Die Veranstaltung hatte die Hochschulgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) organisiert. Auf Videos ist der Zwischenfall dokumentiert. Zu sehen sind unter anderem zwei Frauen, die zwischen den Sitzbänken im Hörsaal in einen Streit geraten. Es kommt zu einem Handgemenge. Eine der Frauen soll die BDS-Aktivistin Stavit S. sein.

Auf dem Podium sitzen währenddessen die Knesset-Abgeordnete Aliza Lavie, die 82-jährige Holocaustüberlebende Dvorah Weinstein und einige junge Israelis. "Unglücklicherweise wurde mein Vortrag schnell zu einer gewalttätigen und antisemitischen Demonstration von BDS-Aktivisten, zu denen auch Israelis zählten, die mich nicht mehr reden ließen", sagte Lavie damals der „Jerusalem Post“. Die Politikerin ist Mitglied der liberalen Partei Jesch Atid.

Experten werfen dem BDS vor, Judenhass zu schüren

Zuletzt geriet die BDS-Organisation wegen eines Boykott-Aufrufes gegen das Berliner Pop-Kultur-Festival am kommenden Wochenende in die Kritik. Die Bands wurden aufgefordert, ihre Teilnahme zurückzuziehen, weil die israelische Botschaft einer Künstlerin die Reisekosten erstattet. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) sagte, die Aktion sei „widerlich und entsetzt mich".

Viele Experten werfen dem BDS vor, Judenhass zu schüren. Die Organisation wolle Israel als Staat unabhängig von der Politik der Regierung dämonisieren und diskreditieren, sagte der israelisch-arabische Islam-Experte Ahmad Mansour vergangene Woche der Morgenpost. Armin Langer, Mitbegründer der Berliner "Salaam-Schalom-Initiative", ergänzte, der BDS biete Antisemiten eine Plattform.

In Berlin ist die international operierende BDS-Organisation mit einer eigenen Gruppe aktiv. Deren Mitglieder beteiligen sich etwa an der "Revolutionären 1. Mai-Demonstration" oder stellen sich mit Schildern vor Geschäfte, um zum Boykott israelischer Waren aufzurufen.

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