Körperwelten

„Körperwelten“-Museum soll am 18. Februar in Berlin eröffnen

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Katrin Lange

Das neue „Menschen Museum“ Gunther von Hagens in Mitte wird voraussichtlich am 18. Februar am Alexanderplatz für Besucher geöffnet. Doch der Bezirk will weiter gerichtlich dagegen vorgehen.

Nach langen Querelen und einem Gerichtsprozess steht jetzt fest: Am 18. Februar wird das sogenannte Menschen-Museum am Fuß des Fernsehturms in Mitte, an der Panoramastraße 1a, eröffnet. Das teilten Plastinator Gunther von Hagens und Kuratorin Angelina Whalley am Freitag mit. Sie versprechen Berlin eine „weltweit einzigartige Attraktion“. Es gebe unzählige Museen auf der Welt von Produkten, die Menschen erfunden und hergestellt haben, sei es Kunst, Autos oder Currywurst. „Doch über den Menschen und über das, was den menschlichen Körper ausmacht, gibt es kein Museum – obwohl der Körper uns ein Leben lang am nächsten ist“, sagt Gunther von Hagens.

In der neuen Dauerausstellung am Alexanderplatz sind 220 anatomische Exponate zu sehen, darunter 20 Ganzkörperplastinate. Bei dem Verfahren der Plastination werden nach dem Ableben des Menschen Körperflüssigkeiten gegen einen Kunststoff ausgetauscht. Seit mehr als einem Jahr bereitet Angelina Whalley die Ausstellung vor. Sie hat im Februar 2014 die Räume für die Ausstellung in der Panoramastraße 1a angemietet und mit den Umbauarbeiten begonnen.Die Ausstellungsmacher haben sich bewusst für diesen zentralen Berliner Ort entschieden. „Der Körper ist ein Teil von uns. Deshalb gehört das Menschen-Museum auch in unsere Mitte und nicht irgendwo an den Stadtrand“, sagt Gunther von Hagens. Er könne sich keinen besseren Standort vorstellen. Die Ausstellung war unter dem Namen „Körperwelten“ bereits 2001, 2009 und 2011 in Berlin zu sehen – allerdings nur temporär und immer im Postbahnhof in Friedrichshain.

Bis zuletzt hatte sich der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD), gegen die Ausstellung am Fernsehturm, in direkter Nachbarschaft zum Touristen-Hotspot Alexanderplatz, gewehrt. Er wollte die Schau auf der Grundlage des Bestattungsgesetzes verbieten lassen. Leichen, so seine Begründung, müssen beerdigt werden. Das Gericht folgte seinen Argumenten nicht. Plastinate fallen nicht unter das Berliner Bestattungsgesetz, hieß es in der Urteilsbegründung. Dagegen will der Bezirk jetzt Berufung einlegen. „Wir arbeiten noch an dem Schriftsatz“, sagt Hanke am Freitag der Berliner Morgenpost. Ihm sei aber klar, dass die Berufung den Start nicht gefährden kann. Er selbst werde am Eröffnungstag nicht dabei sein, aber von seinen Mitarbeitern prüfen lassen, „welche Maßnahmen unter dem Aspekt des Jugendschutzes ergriffen werden müssen“. Der Politiker ist nach wie vor gegen das Museum in Berlin. „Es gibt schon genug Ausstellungen, wenn es um menschliche Gesundheit und Prävention geht, zum Beispiel im Dresdner Hygiene-Museum“, so Hanke.

Gunther von Hagens und Angelina Whalley wollen im Menschen-Museum „die Komplexität des menschlichen Körpers, aber auch seine Verwundbarkeit deutlich machen“. Es wird sich in seiner Gestaltung und in der Didaktik von den bisherigen „Körperwelten“-Ausstellungen unterscheiden. Die Exponate sind verschiedenen Kapiteln zugeordnet. So wird sich zum Beispiel das Kapitel „Körperversessen und Körpervergessen“ mit dem Bewegungsapparat beschäftigen.

Akrobatenpaar mit Spiegel

Zu sehen ist etwa ein Akrobatenpaar mit einem Spiegel in der Hand. „Für unsere täglichen Aufgaben wird der Körper immer bedeutungsloser, weil alles nur noch maschinell und digital erledigt wird“, sagt Angelina Whalley. Dennoch würden Fitnessstudios boomen. Es sei ihr ein Anliegen gewesen, diesen Widerspruch aufzugreifen. Ein anderes Exponat – ein Körper, der sich unter der Last der Erdkugel krümmt – soll das Thema „Druck und Ausgleich“ symbolisieren, das sich mit dem Atmungs- und Herzkreislaufsystem beschäftigt. Die im Menschen-Museum gezeigten Plastinate stammen aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, wo mittlerweile 14.000 Spender registriert sind. Plastinate werden in der medizinischen Ausbildung an Universitäten eingesetzt.

„Menschen-Museum – Facetten des Lebens“, ab 18. Februar, 9–19 Uhr (Mo–Fr) und 10–19 Uhr (Sbd, So). Eintritt: 14 Euro, Studenten, Senioren 12, Schüler 9, Familienticket 40 Euro, www.memu.berlin

( mit tal )