Die wüstenähnliche Ödnis rund um den Hauptbahnhof ist Geschichte: Dort entstehen immer mehr Hotels und Bürogebäude. Das InterCity-Hotel feierte Eröffnung und meldet bereits gute Zahlen.

Lange hat es gedauert, doch jetzt tut sich wirklich etwas: Sieben Jahre nach der Eröffnung des Hauptbahnhofs in Berlin-Mitte ist die wüstenähnliche Ödnis, die das Umfeld prägte, beinahe Geschichte. Nahezu alle Baufelder am Washingtonplatz sind inzwischen vergeben.

Das zur Steigenberger-Gruppe gehörende InterCity-Hotel Berlin Hauptbahnhof feierte dort am Donnerstag mit 300 geladenen Gästen seine offizielle Eröffnung. Ebenfalls auf der südlichen Seite des Bahnhofs ist ein weiteres Hotel der Gruppe, das Hotel am Kanzleramt, bereits im Rohbau fertig, die Eröffnung soll im Frühjahr 2014 gefeiert werden.

Zur Hoteleröffnung war auch der Vorstandssprecher der Steigenberger Gruppe gekommen. „Wir sind stolz auf unser neues Flagship-Hotel mit seinen großzügigen Lobby-Bereichen im modernsten Design“, so Puneet Chhatwal. Das Haus sei mit seinen 412 Zimmern zudem das größte der Marke InterCity Hotel.

Seine ersten Gäste begrüßte das Hotel bereits im Oktober. „Wir waren überwältigt von dem Ansturm, damit hatten wir nicht gerechnet“, so die Hotel-Direktorin Steffi Wisotzky. Das Haus sei im ersten Monat bereits zu 80 Prozent ausgebucht gewesen. „Wir sind gerade dabei, mehr Personal zu rekrutieren“, verriet die Direktorin, die mit 50 Mitarbeitern an den Start gegangen war. Dass im Umfeld des Hotels weitere geplant sind, stört weder die Hotelchefin noch den Vorstandssprecher.

„Berlin wird schon bald in derselben Klasse wie Paris und London spielen“, ist Chhatwal überzeugt. Der Bedarf an Hotelbetten werde weiter steigen, die Belegungszahlen in den Berliner Hotels gingen stets nach oben. Er rechne mit einer Verdoppelung der Übernachtungszahlen. „Die Belegungszahlen sind nicht das Problem, eher schon die geringen Zimmerpreise.“ In London und Paris lägen die Preise deutlich höher. Im neuen IC-Hotel ist ein Zimmer aktuell für 65 Euro zu haben.

Fast alle Grundstücke rund um den Hauptbahnhof vergeben

Doch nicht nur die Zahl der Hotelbetten wächst am Hauptbahnhof. Noch in diesem Jahr wird zudem neben den den beiden neuen Hotels ein 70 Millionen Euro teures Bürogebäude, das John F.-Kennedy-Haus, errichtet. Grundsteinlegung war am 13. August, im Frühjahr 2015 soll das Gebäude fertig sein. Gleich daneben und vis-à-vis vom Kanzleramt hat ein Hamburger Joint-Venture aus Becken Development und Hansemerkur-Versicherung ein Baufeld für ein weites Bürogebäude erworben. 75 Millionen Euro wollen die Hamburger investieren, der Baustart soll im Sommer 2014 sein.

Auf der südlichen Seite sind damit bis auf ein Grundstück alle Baufelder vergeben. Nur für den Solitärbau, genannt „The Cube“, der mitten auf dem Washingtonplatz entstehen könnte, gibt es noch keinen Baustart. „Dort wird noch ein Einzelnutzer gesucht, wir gehen davon aus, dass mit dem Bau 2015/2016 gestartet werden könnte“, informiert CA-Immo-Sprecher Markus Diekow. Der CA Immo gehörten die meisten Baufelder am Hauptbahnhof, einige Gebäude, wie etwa das John-F--Kennedy-Haus, in dem als Mieter die Anwaltskanzlei White & Case LLP und das Unternehmen Regus einziehen werden, errichtet die österreichische CA Immo auch selbst.

Auch am Humboldthafen schließen sich die Lücken

Auch rund um den Europaplatz auf der nördlichen Seite des gläsernen Bahnhof-Palastes und am benachbarten Humboldthafen schließen sich nach und nach die Lücken. Neben dem vor einem Jahr eröffneten „Tour-Total“, in den der französische Mineralölkonzern Total mit 500 Mitarbeitern eingezogen ist, läuft das Baugenehmigungsverfahren für die sogenannte Europacity. So nennt sich das Entwicklungsgebiet, das sich beidseits der Heidestraße von der Invalidenstraße bis zur Perleberger Brücke zieht.

Einzelne Baufelder hat die CA Immo hier bereits an Bauträger, wie etwa die Groth Gruppe, verkauft. Voraussichtlich Ende kommenden Jahres werden dort die ersten 120 Wohnungen entstehen. Platz auf dem Areal ist jedoch für insgesamt 1200 Wohnungen, die in den kommenden Jahren hochgezogen werden sollen. Der Berliner Klaus Groth plant zudem direkt an der Lehrter Straße und angrenzend an die Europacity noch ein weiteres Wohnungsbauprojekt. Dort sollen für insgesamt 250 Millionen Euro weitere 700 Wohnungen errichtet werden.

100-Meter-Turm soll im Nordosten des Europalatzes entstehen

Um den Europaplatz und direkt an der Invalidenstraße entstehen zudem weitere Hotels und Bürogebäude. So hat der Stromnetzbetreiber 50 Hertz ein Grundstück direkt neben dem Tour Total erworben. 2014 sollen die Bauarbeiten für die neue Firmenzentrale beginnen. Etwa 60 Millionen Euro will das Unternehmen in den Bau investieren. Auch das Beratungsunternehmen Ernst Basler + Partner aus der Schweiz will in unmittelbarer Nachbarschaft und direkt am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal seine Deutschlandzentrale errichten. Direkt an der Invalidenstraße Ecke Heidestraße haben zudem die Berliner Unternehmer Ariel Schiff (Amano Hotel) und Artur Süsskind (Terra-Contor) mit dem Bau von gleich zwei Hotels begonnen.

Noch ganz am Anfang dagegen sind die Planungen für einen 100-Meter-Turm auf der Nordostecke des Europaplatzes. Da die Bahn in dem Bereich noch einen S-Bahntunnel baut, kann es dort frühestens 2017 losgehen. Unmittelbar neben dem Hauptbahnhof und direkt am Becken des Humboldthafens ist zudem ein nur 1200 Quadratmeter großes Grundstück für ein „Haus der Berliner Gesundheitswirtschaft“ reserviert. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) will dort einen Ort schaffen, an dem die Berliner Gesundheitsunternehmen ihre Produkte präsentieren können. Einen Bautermin gibt es indes noch nicht.