Tötung durch Machete

Polizistin über Schreckenstat: „Ich konnte es nicht fassen“

| Lesedauer: 5 Minuten
Alexander Rothe
Kristof M. wird beschuldigt, am 6. Januar 2023 seine Nachbarin mit einer Machete getötet und ihren Lebensgefährten mit einer Kettensäge schwer verletzt zu haben. Beim ersten Prozesstag gestand er die Tat.

Kristof M. wird beschuldigt, am 6. Januar 2023 seine Nachbarin mit einer Machete getötet und ihren Lebensgefährten mit einer Kettensäge schwer verletzt zu haben. Beim ersten Prozesstag gestand er die Tat.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Ein Lichtenberger attackierte seine Nachbarn mit Messern und Kettensäge. Zum Prozessauftakt berichten Polizisten über die Gewalttat.

Berlin.  Gegen 2.20 Uhr morgens geht ein Anruf in der Notrufzentrale ein. „Er kommt, er kommt!“, ist am anderen Ende der Leitung zu hören sowie das Geräusch einer Kettensäge. Mehrere Einsatzkräfte machen sich unverzüglich auf den Weg in Richtung Lichtenberg. Vor Ort finden die Polizistinnen und Polizisten ein Blutbad – und den schwerbewaffneten Beschuldigten Kristof M.

Gegen diesen begann am Dienstag der Prozess am Landgericht Berlin. M. wird versuchter Mord und Totschlag vorgeworfen. Er soll am 6. Januar 2023 seine Nachbarin in der Paul-Zobe-Straße 5 in Fennphul mit einer Machete getötet und ihren Freund mit einer Kettensäge schwer verletzt haben. Die Tat gestand M. zwar, dennoch fordert die Staatsanwaltschaft, ihn in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen, da er aufgrund einer paranoiden Schizophrenie nicht für schuldig befunden werden könne.

Kristof M. kann sich laut seiner Verteidigerin nicht an Einzelheiten erinnern

„Er kann sich nicht an Einzelheiten erinnern oder dass er selbst verletzt wurde“, ergriff Rechtsanwältin Sylvia Frommhold zu Beginn der Verhandlung das Wort für ihren Mandanten. „Es ist für ihn nicht vorstellbar, dass er zu solchen Taten fähig ist.“ M. leide nun zusätzlich an einer Depression, da ihm langsam klar werde, was an diesem Freitagmorgen im Januar passiert war.

Deutlichere Erinnerungen hingegen haben die sieben Polizistinnen und Polizisten, die damals im Einsatz und zum ersten Prozesstag für Zeugenaussagen geladen waren. So erzählte die Beamtin Alexandra K., dass die Kettensäge bereits außerhalb des Plattenbaus zu hören gewesen war. Mit gezogener Waffe seien sie dann durch das Treppenhaus in die vierte Etage gelaufen, wo sich die Tat ereignet hatte.

Auch interessant:„So erlebten Nachbarn die Tat“

Allen voran: Sven M. „Je höher wir kamen, desto deutlicher wurden die Geräusche und die Rauchentwicklung“, berichtete der 36-jährige Polizist. Als er auf der vierten Etage angekommen war, habe er den Beschuldigten Kristof M. mit einer Stirnlampe auf dem Kopf und einer Machete in der Hand im Treppenhaus angetroffen.

Beschuldigter war in Kampfmontur und hatte verschiedene Waffen bei sich

Erst nach mehrmaliger Ansprache habe M. reagiert, das Messer fallen lassen und sich auf den Boden gelegt. „Er hatte Tarnkleidung und eine Schutzweste an, an der mehrere Messer befestigt waren“, so der Beamte. Letztlich wurden Schnittwaffen im Bauch-, Schulter- und Knöchelbereich festgestellt.

„Ich konnte es nicht fassen“, antwortete die 24-jährige K. auf die Frage der Staatsanwältin, wie sie den Einsatz damals erlebt hatte. „Als ich die Kettensäge hörte, wusste ich, dass die Berichte, die über Funk durchgegeben wurden, wahr sind.“ Neben der Kettensäge, die beim Eintreffen der Polizistinnen und Polizisten im Leerlauf im Treppenhaus lag, hätten sie dort ein Nagelbrett sowie Molotowcocktails vorgefunden – mit Benzin gefüllte Weinflaschen, deren Lunte brannte und die für die Rauchentwicklung verantwortlich waren.

Im Eingangsbereich der attackierten Nachbarwohnung lag ein Mann, den Kristof M. mit der Kettensäge schwer verletzt haben soll, als er sich mit der Waffe Zugang verschaffen wollte. Es war der Freund der Getöteten, der den Beschuldigten M. vor dem Eindringen hindern wollte. Neben Schnittwunden an Händen und Armen erlitt der Mann Verletzungen in der linken Gesichtshälfte. Nur durch eine Notfalloperation konnte er laut Staatsanwaltschaft gerettet werden.

Polizist: In der ganze Wohnung habe Blut geklebt

„Wir haben versucht, mit ihm im Gespräch zu bleiben, weil wir nicht wussten, wie sich sein Gesundheitszustand entwickelt“, erzählte eine der Einsatzkräfte. Sein Gesicht sei wegen des Bluts kaum zu erkennen gewesen. Überhaupt habe in der ganzen Wohnung Blut an den Wänden und an Gegenständen geklebt. Für die Freundin des Verletzten, die Nachbarin von Kristof M., kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie wurde mit drei Machetenstichen in die linke Brust so stark verletzt, dass sie noch am Tatort starb.

Mehrere der am Dienstag geladenen Zeuginnen und Zeugen berichteten außerdem, dass der Beschuldigte nach der Tat apathisch und abwesend gewirkt hatte. „Das haben sie verdient“, sei einer der Sätze gewesen, die er im verwirrten Zustand von sich gegeben hätte. Für die Staatsanwaltschaft ein Beleg für dessen Unzurechnungsfähigkeit. Er habe sich von den Nachbarn verhöhnt und bedroht gefühlt und sei davon ausgegangen, dass auf ihn geschossen werde. „Er hatte riesige Angst, selbst getötet zu werden“, ergänzte seine Verteidigerin.

Die Aussagen im Gerichtssaal nahm Kristof M. ruhig wahr, ohne eine Miene zu verziehen. Ob er tatsächlich in eine psychiatrische Einrichtung kommt, wird in den kommenden Wochen verhandelt werden. Für den Prozess sind insgesamt fünf Termine angesetzt.