Berlin. Das Grab einer transsexuellen Frau auf einem Friedhof in Lichtenberg ist geschändet worden. Unbekannte hatten am 1. und am 4. Januar einen Benzinkanister und einen Feuerlöscher auf die Grabstelle gestellt. Die Polizei ordnete die Taten als Störung der Totenruhe und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener ein.
Die Transfrau Ella B. hatte sich im September auf dem Alexanderplatz in Mitte mit Benzin übergossen, selbst angezündet und war im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn gestorben.
Die Gegenstände, die jetzt auf das Grab gelegt wurden, hätten einen Bezug zu den Todesumständen, erklärte die Polizei. Es gehe um den Verdacht einer transfeindlichen Straftat. Nach Informationen der Berliner Morgenpost ist es nicht das erste Mal, dass das Grab geschändet wurde.
Eine inszenierte Botschaft des Hasses
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) spricht von einer „gezielt inszenierten Botschaft des Hasses“ und hat eine Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet, teilte der Verband schriftlich mit.
„Der polizeiliche Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft müssen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen ermittelt und Anklage erhoben wird“, teilte der Verband schriftlich mit. „Bei der Schändung handelt es sich um ein Hassverbrechen, dass auch als solches geahndet werden muss. Gleichzeitig bitten wir mögliche Zeug*innen, sich bei der Polizei zu melden.“ Weiter heißt es in der Mitteilung: „Wir sind erschrocken und zornig, dass die transfeindliche Gewalt gegen Ella selbst nach ihrem Tod weitergeht. Der Anblick ihres geschändeten Grabes ist unerträglich.“
Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zeigte sich schockiert von der Tat. „Ich verurteile diese widerliche, transfeindliche Grabschändung auf‘s Schärfste. Hasskriminalität aufgrund sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität hat in unserer Gesellschaft keinen Platz", schrieb sie auf Twitter.
Ella war aus dem Iran nach Deutschland geflohen
Nach Angaben des LSVD war Ella B. eine Transfrau aus dem Iran, die vor Verfolgung und Gewalt nach Deutschland geflohen war. Anfangs lebte sie in Magdeburg, wo sie im Regenbogen-Café des LSVD aktiv war. Später zog sie nach Berlin. Am 14. September 2021 übergoss sie sich auf dem Alexanderplatz mit Benzin und zündete sich an.
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.