Berlin. Was für eine Riesenschule! In Lichtenberg sind bald Sekundarschule und Gymnasium in einem Gebäude vereint. Wie soll das gehen?
Und wieder ist eine neue Schule in Berlin fertig – zumindest auf dem Papier. Am gestrigen Montag wurde der Gewinnerentwurf für das „Schulbauvorhaben Allee der Kosmonauten“ in den Räumen der Wohnungsbaugesellschaft Howoge vorgestellt - ist doch die Howoge der Bauherr des Großprojekts. An der Allee der Kosmonauten soll in den nächsten Jahren eine weiterführende Schule für rund 1500 Schüler entstehen. Geplant ist in Lichtenberg eine Integrierte Sekundarschule (ISS) und ein Gymnasium unter einem Dach. Übergeben werden soll die Großschule laut Plan 2024.
„Unsere Schulen sind voll. Richtig voll“
„Bei so einem Schulvorhaben könnte man denken: Da kommt womöglich ein Monster raus“, sagte der zuständige Schulstadtrat Wilfried Nünthel (CDU), in dessen Bezirk die Schule in wenigen Jahren stehen soll. Aber gerade das sei nicht passiert, das Gebäude sei leicht und lichtdurchlässig. Vom Entwurf war auch die anwesende Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) überzeugt. „Wir wollen Schule neu denken“, meinte sie. Die neuen Schulplätze werden in Lichtenberg dringend gebraucht. „Unsere Schulen sind voll. Richtig voll“, so Nünthel. Tatsächlich steigen die Schülerzahlen auch hier. Mit modularen Ergänzungsbauten (MEB) und übervollen Klassen versucht man nun, durch die nächsten Schuljahre zu kommen.
2021 soll auf dem Gelände an der Allee der Kosmonauten Baubeginn sein. Bis dahin müssen aber noch Vorgängergebäude abgerissen werden. Und es müssen per Ausschreibung erst Baufirmen gefunden werden. Bei der Howoge gibt man sich zuversichtlich, dass die sich schnell und zahlreich bewerben werden. Der Entwurf, ein Holzhybrid, basiere auf sehr gängigen Bauweisen, die schon aus dem Wohnungsbau vertraut seien. „Das ist State of the Art“, so der neue Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller. Angst, dass sich wie zuletzt bei den modularen Kitabauten in Holzbauweise kein Bauunternehmen auf die große Ausschreibung hin meldet, hat man nicht. Und auch die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher (Linke) glaubt, „dass wir eine Entwicklung bei der Holzbauweise in der Region sehen“. Sprich: Die Unternehmen stellen sich darauf ein.
Am Ende soll alles zusammen 116 Millionen Euro kosten
Über die Kosten für das Neubauprojekt sprach man erst nach beherztem Nachfragen. Rund 80 Millionen seien für die ISS und 36 Millionen für den gymnasialen Teil geplant, hieß es von der Howoge. In dieser Summe seien aber Sporthalle und Außenflächen einberechnet. Die Howoge soll in den nächsten Jahren berlinweit mindestens 24 neue Schulen bauen, dazu noch einige sanieren. Ein Schulbau-Team der Howoge mit momentan 15 Mitarbeitern wird alles koordinieren.
Aber nicht nur die Howoge ist Bauherr bei der 5,5 Milliarden schweren Berliner Schulbauoffensive, sondern auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (hier baut man beispielsweise 39 Grundschulen neu) und die Bezirke. Wie groß ist die Konkurrenz untereinander? „Ich sehe an dem Wettbewerb nichts Negatives“, sagte dazu Nünthel. So werde alles dynamischer.
Die Bezirke rufen zu wenige Mittel für den Schulneubau ab
Allerdings war zuletzt bekannt geworden, dass die Bezirke 2018 nur die Hälfte der vom Land zur Verfügung gestellten Mittel für den Schulneubau abgerufen hatten. Schlusslicht ist Tempelhof-Schöneberg, wo man lediglich 8,3 Prozent der zugewiesenen Mittel ausgab.
Die SPD-Fraktionschefin von Tempelhof-Schöneberg, Marijke Höppner, nannte die erst jetzt bekannt gewordenen mangelnden Fortschritte beim Schulneubau frustrierend. Hauptgrund sei, dass ein „wichtiges Planungsbüro im laufenden Prozess“ ausgeschieden sei. Aber ein anderes Problem sei auch, dass im Baubereich des Bezirks das nötige Personal fehle. „Es muss alles daran gesetzt werden, das nötige Personal für die Umsetzung der Neubauten und Sanierungen zu gewinnen“, betonte Höppner.
Auch Christian Zander von der CDU-Fraktion des Bezirks spricht von einer „dramatisch verschärften Personalsituation“ vor Ort. Bislang würden nur langgeplante Projekte umgesetzt. „Anhand des Beispiels Tempelhof-Schöneberg zeigt sich, dass die rot-rot-grüne Schulbauoffensive nicht wirkt.“
Wettbewerb und Siegerentwurf sind bis 4. Juni bei der Howoge ausgestellt (geöffnet Mo.-Fr. von 12-18 Uhr / Anton-Saefkow-Platz 13