Tierpark Berlin

Äffchen-Ausbruch: Wie die Tiere in die Freiheit gelangten

| Lesedauer: 5 Minuten
Katrin Lange und Annika Potzi
Kapuzineräffchen auf einem „Fahndungsfoto“ der Polizei Berlin

Kapuzineräffchen auf einem „Fahndungsfoto“ der Polizei Berlin

Foto: Polizei Berlin

Immer noch suchen 40 Mitarbeiter des Tierparks nach den Affen Obi und Philippa. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ausbruch.

Berlin. War es Übermut, das schöne Wetter oder Abenteuerlust? Oder haben die kleinen Äffchen einfach die Grenzen ihres neuen Geheges nicht erkannt? Am Donnerstag sind zwei Kapuzineräffchen im Tierpark ausgebrochen. Sie sollen sich derzeit wieder auf dem Tierpark-Gelände aufhalten. Am Freitagnachmittag lief die Suche immer noch. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Ausbruch:

Wie kam es zu dem Ausbruch?

Kapuzineräffchen stammen ursprünglich aus Südamerika und lieben die Wärme. „Weil die Sonne schien und es langsam wärmer wurde, wollten wir die Äffchen auf ihre Außenanlage lassen“, sagt Max Jäger, Sprecher von Zoo und Tierpark. Für die beiden Gelbbrustkapuzineräffchen Obi (17 ) und Philippa (6) sollte es der erste Ausflug auf der neu gestalteten Anlage im Tierpark sein.

Gab es ein Problem mit dem Gehege?

Erst im Januar 2019 hat der Tierpark das neue Affenhaus eröffnet. Es wurde auf 2000 Quadratmetern umgebaut und modernisiert und ist im perfekten Zustand. Die Kapuzineräffchen haben auf der Außenanlage eine neue Felsenlandschaft bekommen mit Kletterbäumen und Pflanzen, wie sie auch in ihrem natürlichen Lebensraum zu finden sind. Die besondere Attraktion der Anlage ist ein mehrere Meter hoher Wasserfall. Doch der hat die beiden Primaten offenbar nicht besonders interessiert.

Wir gelangten die Affen in die Freiheit?

„Kapuzineraffen sind hochintelligent und deshalb sehr neugierig“, sagt Andreas Pauly, Affen-Kurator und Tierarzt im Tierpark Berlin. Aus diesem Grund hätten Obi und Philippa vermutlich auch den Drang entwickelt, ihre Umgebung genau zu erkunden. Dabei haben die beiden Tiere einen schmalen Zwischenraum zwischen der neuen Felsanlage und dem Zaun entdeckt. Dieser reichte den beiden kleinen Primaten wider Erwarten aus, um durchzuschlüpfen. 11.30 Uhr gelang den beiden am Donnerstag die Flucht. Das erste Ziel des ungeplanten Ausflugs war die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Dort hingen sie an der Hauswand und wurden auch von Tierpflegern entdeckt. Doch der Versuch, sie einzufangen, scheiterte.

Verstehen sich die beiden Tiere so gut, dass sie gemeinsam durch den Zaun schlüpften?

Die beiden Kapuzineräffchen sind zwei Weibchen. „Da es sich um Mutter und Tochter handelt, haben die beiden ein sehr inniges Verhältnis“, erläutert Andreas Pauly.

Wo halten sich Obi und Philippa jetzt auf?

Immerhin sind sie vom Hochschulgebäude wieder zurück über die Mauer zum Tierpark geklettert. Dort allerdings haben Tierärzte und Tierpfleger ihre Spur verloren. „Auf der 160 Hektar großen Fläche des Tierparks stehen rund 13.000 Bäume“, sagt Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem. Diese böten unzählige Kletter- und Versteckmöglichkeiten für die beiden kaninchengroßen Äffchen.

Überleben die Affen in der Kälte und ohne Futter?

„Glücklicherweise sind Kapuzineräffchen relativ robust und vertragen Kälte“, sagt Max Jäger. Dennoch würden sie die Wärme suchen, was die Chance, die Tiere in einen Stall locken zu können, erhöht. Verhungern werden sie nicht, denn sie sind clever und werden daher andere Nahrungsquellen finden.

Wie viele Mitarbeiter sind auf der Suche?

Gleich nach dem Verschwinden starteten etwa 40 Tierpark-Mitarbeiter eine große Suchaktion. Am Freitagvormittag ließ Max Jäger wissen, dass „nahezu alle unsere Kollegen in die Suche der beiden Äffchen involviert sind“.

Wie sollen die Tiere eingefangen werden?

Die Mitarbeiter haben im Tierpark Bananen ausgelegt, die mit einem leichten Schlafmittel präpariert wurden. Doch auch ihre Lieblingsspeise konnte die beiden noch nicht anlocken. Aktuell wird vermutet, dass sich die beiden Kapuzineräffchen auf einem Baum innerhalb des Tierparks aufhalten.

Haben Besucher etwas zu befürchten?

Von den Tieren geht keine Gefahr aus. Wenn Tierparkbesucher die Ausreißer sehen, sollten sie nicht versuchen, sie selbst einzufangen. Besser ist es, Sichtkontakt zu halten und umgehend den Tierpark unter der Nummer: 030-515-310 zu kontaktieren. Die Affen sollten keinesfalls mit Futter angelockt werden.

Können Kapuzineraffen zahm werden?

„Mithilfe von Training können Kapuzineraffen relativ zahm werden“, so der Affen-Kurator. Sie bleiben aber natürlich immer Wildtiere. Tatsächlich würden die beiden Äffchen eher vor Menschen fliehen, da sie im Tierpark möglichst naturnah – also mit möglichst wenig Menschenkontakt – gehalten werden.

Können sie Krankheiten übertragen?

„Da alle unsere Affen regelmäßig von unseren Tierärzten gecheckt werden, können sie keine Krankheiten übertragen“, sagt Andreas Pauly.

Ist es das erste Mal, dass Kapuziner-Affen ausbrechen?

Das Entkommen der Kapuzineraffen ist kein Einzelfall. Auch in anderen Tierparks und Zoos kam es schon zu Ausbrüchen verschiedener Primatenarten. Im April 2018 ist der Gelbbrust-Kapuzineraffe Gizmo aus dem Schweriner Zoo entkommen. Eine Woche lang trieb sich der Affe in der Nachbarschaft des Zoos umher und ernährte sich von jungen Baumtrieben und Insekten. Zusammen mit dem Rückenstreifen-Kapuziner Daniel war Gizmo geflohen, im Gegensatz zu ihm jedoch nicht nach ein paar Tagen freiwillig zurückgekehrt. Stattdessen vergnügte er sich im benachbarten Kletterpark. Immer mal wieder würden die Kapuzineraffen im Schweriner Zoo aus dem Gehege ausbrechen, allerdings nach ein paar Tagen wieder zurückkehren.