Lichtenberg. Vor 675 Jahren wurde Lichtenberg Dorf erstmals urkundlich erwähnt. Auch der Verein “Wir für Malchow“ feiert zehnjähriges Bestehen.

„Ein entzückender Tag. Die Gruft hatte nichts herausgegeben, aber das Leben hatte bunt und vielgestaltig zu mir gesprochen“: So endet Kapitel 302 von Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Im Dezember 1878 führte ihn sein Weg nach Malchow, wo er die Gruft von Gutsbesitzer Paul von Fuchs unter der Dorfkirche besichtigen wollte.

Mit einer Lesung aus Fontanes Werk und musikalisch umrahmten Vorträgen zur Historie will an dieser Stelle der Verein „Wir für Malchow“ am 8. Februar feiern: das zehnjährige Vereinsjubiläum und 675 Jahre Malchow. Das 600-Einwohner-Dorf, Ortsteil von Lichtenberg, wurde 1344 erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt.

Von der mittelalterlichen Backsteinkirche stehen heute nur noch die Grundmauern. 1945 wurde sie ebenso wie die Kirchen von Wartenberg und Falkenberg wenige Tage vor Kriegsende von der Wehrmacht gesprengt, um den herannahenden Truppen der Roten Armee die Orientierung zu erschweren.

„Lichtenberg soll wissen, dass hier auch noch Berlin ist“

Auf der Grundfläche will der Verein eine Art Freiluft-Gemeindezentrum entstehen lassen, das für Musikveranstaltungen und Lesungen genutzt werden kann, sagt Karsten Günther von „Wir für Malchow“. Dafür wurde der Boden aufgefüllt und Rasen gesät. Den Grundriss des Gotteshauses zeichnen nun Steinkörbe, sogenannte Gabionen, nach, die auch als Sitzgelegenheit dienen können.

Die Ruine steht unter Denkmalschutz, für die Instandsetzung ist viel Geld nötig. Hilfe hat nun Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) bei einem Besuch vor Ort zugesagt: Er und Bezirksstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) wollen den Bedarf für den Haushaltsplan 2020 anmelden.

Bedarf hat Malchow auch an einer Ortsumfahrung. So wurde es im Bundesverkehrswegeplan 2030 erfasst. Wenn sich Karsten Günther etwas zum Jubiläum wünschen könnte, wäre das die schnellere Umsetzung des Bauvorhabens. Denn mit 26.000 Durchfahrten pro Tag wird das Straßendorf von der B2 regelrecht durchschnitten, sagt er. Ein weiterer Wunsch: „Lichtenberg soll wissen, dass hier auch noch Berlin ist.“

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