Dem Tierpark geht es schon lange finanziell schlecht. Doch bald könnte er am Rand der Insolvenz stehen - wegen Hügeln mit verseuchter Erde. Die Beseitigung übersteigt die Finanzkraft der Zoo-Tochter.
Der Tierpark Berlin ist schon lange ein Sorgenkind, im Gegensatz zum Zoologischen Garten in der City West fehlen die Besucher. Doch nun steuert die Tochtergesellschaft des Zoo auf den finanziellen Abgrund zu. „Wir zehren noch vom Eigenkapital“, sagte der neue Direktor Andreas Knieriem am Mittwoch. Doch wenn die Entwicklung so weitergehe, drohe „irgendwann Insolvenz“, sagte er. Der Berliner Tierpark schreibt nach Knieriems Angaben weiter Verluste. Jedes Jahr seien das sechsstellige Summen.
Noch liege das Eigenkapital des Tierparks zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro. Allerdings gibt es auf dem Gelände illegalen Bauschutt. Rund 90.000 Tonnen Erde, die dort aufgeschüttet wurden, sind kontaminiert. Das Erdreich ist mit Schwermetallen belastet. Die Räumung allein würde 2,4 Millionen Euro kosten. „Das ist wie ein Damoklesschwert, denn das würde zur Insolvenz führen“, sagte Knieriem.
Klage gegen Firma läuft
Deshalb will der Direktor andere Lösungen finden. Die Abgabe weniger Hektar ungenutzter Fläche an den Liegenschaftsfonds sei dabei eine mögliche Idee. Aber auch eine Zivilklage gegen die Firma, die den Schutt dort abgeladen hatte, laufe.
Große Mengen des Erdaushubs stammten offenbar von einem Lager an der Heidestraße und waren auch mit Wissen der Behörden in den Tierpark verbracht worden. Allerdings gingen diese von viel geringeren Mengen aus – „und davon, dass der Sand, wie Untersuchungen vor Ort ergeben hatten, lediglich sehr gering kontaminiert war“, wie Umwelt-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) Ende November sagte.
Knieriem will Zukunftskonzept vorlegen
Im kommenden Jahr will Knieriem ein Zukunftskonzept für den Tierpark vorlegen. Dazu gehören Umbauten an Gehegen und Anlagen, Erlebniswelten und ein familienorientierter Umbau. „Der Tierpark hat Seele und Charme. Es geht nicht darum, ihn zu verkleinern oder die Artenfülle zu reduzieren“, betonte er. Langfristig müsse das Gelände aber mehr Menschen anziehen – und auch neuen Besuchergruppen etwas bieten.
CDU-Abgeordnete lehnen Verkauf von Tierpark-Gelände ab
In die Debatte um die finanzielle Krise des Tierparks schaltete sich am Mittwoch auch die CDU-Fraktion im Preußischen Landtag ein. Die Abgeordneten Danny Freymark und Alexander J. Herrmann fordern die zuständigen Senatoren zu einem Besuch vor Ort auf, um „alternative Lösungsansätze zu entwickeln und den langfristigen Erhalt des Tierparks zu sichern. Eine Insolvenz oder gar Schließung des Tierparks ist für uns keine Option“, schreiben sie in einem offenen Brief an die Senatoren für Stadtentwicklung und Finanzen, Andreas Geisel und Matthias Kollatz-Ahnen.
Hintergrund sind laut Freymark „Geheimverhandlungen“ des Zoo- und Tierparkdirektors Andreas Knieriem mit der Wohnungsbaugesellschaft Howoge und Vertretern des Landes. Dabei geht es um einen Teilverkauf des 160 Hektar großen Tierparkgeländes. Auf dem Areal sollen Wohnungen gebaut werden. Das gesamte Gelände ist Eigentum des Landes Berlin, der Tierpark ist aber der Besitzer über einen 2008 für 99 Jahre abgeschlossenen Erbbaupachtvertrag.
dpa/alu/ap/tal