Konzert

Simply Red lassen ihre Fans in Nostalgie baden

In der Mercedes-Benz Arena beglücken Simply Red ihre Fans mit ihren größten Hits aus einer langen Bandgeschichte.

| Lesedauer: 3 Minuten
Ulrike Borowczyk
Unverwüstlich: Mick Hucknall und Simply Red

Unverwüstlich: Mick Hucknall und Simply Red

Foto: Promo

Berlin. Selbstredend stehen da vorn Simply Red auf der Bühne. Aber wenn man mal ganz ehrlich ist, es ist vor allem eine echte Mick-Hucknall-Show. Auch, wenn die Musiker großartig sind, ihre Namen jennt man kaum. Die Strahlkraft des Frontmanns ist jedoch immens. Bestens bei Stimme, ist jeder gesungene Ton des 61-Jährigen ein Genuss.


Früher wurde gern gemosert, dass die Musik von Simply Red viel zu schmusig sei. Heute erweisen sich die zahlreichen Hits, mit denen die Band bei ihrem mitreißenden Berliner Konzert musikalisch überzeugt, längst als Klassiker. Die souligen Grooves haben etwas wunderbar Vertrautes. Und das Songbook von Simply Red ist voll von Melodien, die auch viele der Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena offenbar seit Jahrzehnten begleiten. Dadurch stellt sich von Beginn an ein Wir-Gefühl im Publikum ein. Paare, Freunde und Familien singen inbrünstig mit bei Stücken wie „For Your Babies“ und „A New Flame“.


Ursprünglich mal stand über der zweifach pandemiebedingt verschobenen Tour der Titel des 2019er-Albums „Blue Eyed Soul“. Daraus spielen die Briten jedoch keinen einzigen Song. Sie beweisen vielmehr mit einem regelrechten Hit-Gewitter, warum wirklich niemand in den Achtzigern bis in die Neunziger an ihnen vorbeikam. Damals, als Songs wie „Stars“ und „If You Don’t Know Me By Now“ nicht nur ein Muss im Radio, sondern auch die Standard-Hintergrundberieselung in Bars, Kaufhäusern und Fahrstühlen waren.


Gegründet 1984 und mit Ausnahme von Mick Hucknall in wechselnden Besetzungen spielend, haben sich Simply Red 2010 sogar zwischenzeitlich aufgelöst, kamen aber 2014 zum 30-jährigen Bandjubiläum mit einer Tour und dem Album „Big Love“ zurück. Der Bandname soll sich übrigens auf den Nickname „Red“ beziehen, den Mick Hucknall in der Schulzeit wegen seiner roten Locken hatte. Mittlerweile sind die Briten fast vier Jahrzehnte im Geschäft, hatten zahlreiche Top-Ten-Hits und können über 50 Millionen verkaufter Tonträger vorweisen. Was einmal mehr zeigt, wie ansprechend der geschmeidige Soul-Pop mit einem Hauch Jazz und Gospel ist.


Markenzeichen von Simply Red ist aber die samtige, gefühlvolle und unverwechselbare Soulstimme von Mick Hucknall. Sie ist für den Sound essentiell. Vor allem bei den dominierenden balladesken Songs. Für Akzente sorgt Hucknalls langjähriger künstlerischer Weggefährte und Co-Songschreiber Ian Kirkham auf dem Saxophon. Unter anderem mit entfesselten Soli in „Thrill Me“. Mit Bildern des angeschlagenen, umweltzerstörten Planeten verwandelt sich indes „Come To My Aid“ in eine Klimahymne.


Songs wie „It’s Only Love“ und „Something Got Me Started“ sorgen für ein angezogenes Up-Tempo. Dann weicht die glückselige Nostalgie der Fans einer ausgelassenen Partystimmung. Alles in allem ein perfekter Konzertabend.