Charlottenburg

Das „Zoom“ am Zoo lässt die Hüllen fallen

Ein weiteres Stück City West wird fertig: Beim Neubau auf dem ehemaligen Aschinger-Gelände fällt der Bauzaun.

| Lesedauer: 4 Minuten
Carolin Brühl
Im Zeitraffer: So wurde das Zoom Berlin gebaut

Im Zeitraffer: So wurde das Zoom Berlin gebaut

Das Zoom Berlin am Kudamm ist fertig. Ein Zeitraffer-Video zeigt die dreijährigen Bauarbeiten.

Beschreibung anzeigen

Charlottenburg. In einem Laden im Erdgeschoss sprayen zwei Männer ein Bild an eine jungfräulich weiße Wand – einen Fuchs, einen Bären und ein Eichhörnchen, die sich selbst beim Verspeisen einem Hamburgers fotografieren. Die beiden gehören zur Berliner Künstlergruppe Innerfields und dürfen das. Einziehen will in das neue Lokal an der Joachimsthaler Straße nämlich der Kreuzberger Burgerbrater „Burgermeister“, und der hat sich das Bild gewünscht.

„Burgermeister ist nur einer der neuen Mieter, die nach und nach in den nächsten Monaten das „Zoom am Zoo“ beleben sollen. Das Haus an der Ecke Hardenberg-, Kant- und Joachimsthaler Straße sieht nämlich endlich auch so aus wie auf den Zeichnungen auf dem Bauzaun, der die Baustelle seit dem Abriss des alten Aschinger-Hauses im Februar 2015 verdeckt hat.

Schwungvolle Fassadengestaltung

Überraschend flach mutet das weiße Haus der Architekten Hascher Jehle mit der schwungvollen Fassadengestaltung in der Nachbarschaft der Hochhaustürme des Upper West und des Waldorf Astoria an. Fragen nach dem Warum beantwortet Christoph Reschke, Geschäftsführer des amerikanischen Bauherrn Hines Immobilien, nicht so gern. „Das schmerzt noch“, sagt er. Sein Unternehmen hätte sich damals schon noch zwei Stockwerke mehr für das Vorhaben gewünscht, doch das bestehende Baurecht für das Areal gab das nicht her. „Ein Bebauungsplanverfahren hätte uns mindestens zwei weitere Jahre gekostet. Das wollten wir nicht.“ Heute würden das Unternehmen angesichts seiner Nachbarn vermutlich auf weniger Widerstände stoßen.

Einfach war die Baustelle nie: „Wir hatten so ziemlich alles drum herum, was man sich nicht neben einer Baustelle wünscht“, sagt Hines-Managing-Director Joachim Wintzer. Neben Wasser-, Strom- und Gasleitungen hatten die Bauherrn unterirdisch auch mit der U-Bahn-Linie 9 und überirdisch mit dem Bahn- und S-Bahn-Viadukt am Zoo zu tun. Die Stützmauer der Bahn neben der Baustelle war marode. „Da konnte man die Ziegel aus der Wand nehmen“, erinnert sich Wintzer. Doch bei der Deutschen Bahn sei man sich länger nicht einig gewesen, welche ihrer Unternehmenstöchter für die Sanierung aufkommen solle. „Erst als wir sagten, wenn die Gasse dann für den Lieferverkehr benötigt wird, ist aber Schluss“, habe sich das Unternehmen dann zu einer Reparatur entschlossen. „Welche Tochter das letztlich bezahlt hat, wissen wir nicht“, sagt Reschke.

Hauptmieter wird der irische Textildiscounter Primark

Insgesamt verfügt das neue Gebäude über 16.500 Quadratmeter Mietfläche. 11.000 Quadratmeter Handelsfläche auf vier Ebenen vom 1. Untergeschoss bis ins zweite Obergeschoss. 150 Meter Ladenfront entlang der Joachimsthaler und der Kantstraße sowie 5500 Quadratmeter Bürofläche.

Hauptmieter wird Primark. Der irische Modediscounter hat Dreiviertel der Handelsfläche gemietet. Anfang bis Mitte Oktober soll das 6500 Quadratmeter große Geschäft öffnet werden.

In den beiden Stockwerken direkt über dem künftigen Teenie-Paradies siedelt sich auf zwei Ebenen der Immobilienmakler Engel & Völkers an. „Wir ziehen zwar mit einem weinenden Auge aus dem 18. und 19. Stockwerk des GSW-Hauses im Kreuzberg“, sagt Unternehmenssprecherin Anke Fortkamp. Die Aussicht und die Lage dort hätten schon sehr gefallen. Die rund 130 Mitarbeiter bräuchten aber mehr Platz und auch im Zoom hätten die Büros eine schöne Aussicht auf den Tiergarten und die Gedächtniskirche.

Dass man von den künftigen Büroräumen auch direkt auf eine begrünte Terrasse treten kann, mag auch dazu beitragen, die Trauer der Immobilienmakler zu vermindern. Im obersten Stockwerk hat sich Hines selbst Büroräume reserviert. In der Nachbarschaft will das soziale Netzwerk Kialo von der City West aus die Diskussionskultur im Netz revolutionieren.

Hines setzt bei seinem Nutzungsmix auch auf Gastronomie

Die meisten Ladenlokale im Erdgeschoss zur Joachimsthaler Straße hin sind ebenfalls bereits vermietet. Hines scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und hat in seinen Nutzungsmix auch Gastronomie integriert. „Man muss den Kunden auch mal die Möglichkeit zu einer Rast bieten“, sagt Wintzer. So soll neben „Burgermeister“ unter anderen auch ein Café einziehen.

Eine gute Nachricht gibt es auch für die Autofahrer, die rund um die Baustelle drei Jahre Behinderungen hinnehmen mussten: Ab 17. September soll um das „Zoom“ herum alles abgeräumt sein – auch die Containerburg an der Kantstraße, verspricht Reschke.