Kultur

Valerie Niehaus glaubt an unbegrenzte Möglichkeiten

Die Charlottenburger Schauspielerin über neue Lebensabschnitte, Unsicherheiten im Job und das Glück des Alleinseins.

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Valerie Niehaus / Schauspielerin in der Kantstraße

Valerie Niehaus / Schauspielerin in der Kantstraße

Foto: Reto Klar

Dass ein Film mit ihr ausgestrahlt wurde, sagt Valerie Niehaus, merke sie meist nur daran, dass sie beim Einkaufen von fremden Menschen angeschaut werde, als würden sie sie irgendwoher kennen. Die 43-Jährige selbst besitzt seit Jahren keinen Fernseher mehr, Filme und Serien schaut sie online und auch ihren fast 17-jährigen Sohn Josh hat sie, laut eigener Aussage, zu einem moderaten Medienkonsum erzogen.

An diesem Tag läuft Valerie Niehaus also ganz unerkannt durch die Kantstraße und ist darüber sehr froh. Ihre Privatsphäre ist der Schauspielerin wichtig, auf Social-Media-Präsenz und Homestorys verzichtet sie, auch wenn sie weiß, dass sie deshalb für einige Rollen nicht besetzt wird. Klatsch interessiere sie auch bei anderen Menschen nicht, sagt sie. „Ich habe genug mit mir selber zu tun.“ Lediglich bei Geschichten aus dem britischen Königshaus werde sie schwach: „Ich kann es nicht ändern. Mein Sohn verarscht mich damit, wann immer er kann.“

Seit 18 Jahren wohnt Valerie Niehaus in Berlin, fast zehn davon in der City West. Geboren wurde die Tochter des ehemaligen Siemens-Managers Peter Niehaus im nordrhein-westfälischen Emsdetten, später zog die Familie nach München. Im Alter von 13 Jahren stand sie zum ersten Mal für den ARD-Mehrteiler „Rote Erde“ vor der Kamera, bekannt wurde sie Mitte der 1990er-Jahre mit der Daily Soap „Verbotene Liebe“. Eine Rolle, die in den Menschen „weiterlebt wie ein Virus“, sagt Niehaus, obwohl sie sie nur zwei Jahre gespielt hat. Seit Anfang 2016 ist sie in der ZDF-Krimiserie „Die Spezialisten“ zu sehen. Eine Rolle, die ihr Auskommen sichert und die Freiheit erlaubt, andere Angebote auszuschlagen.

Mehr Pausen und öfter mal das Handy aus

Dass diese Freiheit in ihrem Job fragil ist, sei ihr immer bewusst, sagt Niehaus: „In meinem Beruf ist nicht immer alles kontrollierbar.“ 2016 erlitt sie einen Bandscheibenvorfall, musste operiert werden und eine Theatertour absagen. Damals habe sie ihre Einstellung gegenüber der Arbeit geändert. Heute gönne sie sich mehr Pausen und schalte das Handy auch mal aus. Diese Ruhe habe sie erst wieder lernen müssen. Kurze Zeit später zerbrach auch ihre letzte Beziehung, aktuell ist Valerie Niehaus Single. Manchmal fehlten ihr Momente, wie wenn der Partner auf der Straße ihre Hand nimmt, sagt sie. Auf der anderen Seite sei sie ein großer Fan vom Alleinsein: „Ich finde, wir missbrauchen die Liebe, wenn wir denken, wir müssten immer mit jemandem zusammen sein, nur weil wir uns alleine nicht aushalten.“

Das nächste Mal ist Niehaus am 9. April in „Die Toten von Salzburg“ (20.15 Uhr) im ZDF zu sehen. Seit den Dreharbeiten stehe die Mozartstadt auf der Liste der Orte, in denen sie sich vorstellen könne zu leben, sagt sie. Vielleicht schon in den kommenden Jahren, wenn ihr Sohn aus dem Haus ist. „Wenn er auszieht, wird das wie nach einem Riesenorchesterkonzert. Auf einmal ist dann Schluss – und zwar sofort“, sagt sie. „Das gehört aber dazu. Es gibt Erfahrungen, die richtig sind, obwohl sie wahnsinnig wehtun.“ Auch für Valerie Niehaus beginnt dann ein neuer Lebensabschnitt, dem sie dennoch positiv entgegensieht. „Ich glaube an unbegrenzte Möglichkeiten“, sagt sie. „Das macht mich sehr glücklich.“