Berlin. “Nicht Kreuzberg ist Deutschland. Gillamoos ist Deutschland.“ Der Satz von Friedrich Merz sorgt für Diskussionen. Was ist Gillamoos?
Seine Aussagen sorgen für viel Wirbel. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (67) hat am Montag im niederbayrischen Abensberg gesagt: "Nicht Kreuzberg ist Deutschland. Gillamoos ist Deutschland, meine Damen und Herren."
Gillamoos – dieser Begriff ist plötzlich in aller Munde. Aber worum handelt es sich dabei überhaupt? Zunächst einmal: Gillamoos ist kein Ort, keine Gemeinde, sondern ein großer Jahrmarkt in Abensberg im Landkreis Kelheim (der westlichste Landkreis im Regierungsbezirk Niederbayern). Umgangssprachlich wird er auch "das Fest der Hallertau" genannt. Die Hallertau hingegen ist eine Kulturlandschaft in Bayern, die für ihr Hopfenanbaugebiet weltbekannt ist. Es ist mit 2400 Quadratkilometern das Größte der Welt.
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Zurück zum Jahrmarkt Gillamoos, der der älteste in Bayern ist. Er hat für die Region eine besondere Bedeutung. An dem Wochenende vor dem sogenannten Gillamoos-Montag sollen keine Konkurrenzveranstaltungen, ob öffentlich oder privat, stattfinden. An dem besagten Montag haben einige lokale Firmen und Behörden gar geschlossen.
Der Politische Gillamoos: Politiker-Auftritte im Wahlkampf
Und eben der Montag ist die Plattform für den "Politischen Gillamoos". Dann treten in den Festzelten auf dem Jahrmarktgelände Politiker verschiedener Parteien auf. Dieser politische Frühschoppen findet jedes Jahr statt, erfährt aber in diesem Jahr noch mal eine besondere Brisanz, da das Bundesland Bayern am 8. Oktober einen neuen Landtag wählt. Auch vor Bundestagswahlen, die in der Regel im Frühherbst stattfinden, kann es da in Zeiten des Wahlkampfes sehr hitzig zugehen.
Kreuzberg hingegen ist ein Ortsteil des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Dieser ist 2001 im Zuge der Verwaltungsreform entstanden. Bis dahin existierte ein eigenständiger Bezirk Kreuzberg, der heute der gleichnamige Ortsteil ist. Überregional bekannt war und ist immer noch der sogenannte Teil SO 36 (SO steht für den ehemaligen Postzustellbezirk Südost), der seinen Namen von den Postleitzahlen ableitete, die 1993 nach der erfolgten Wiedervereinigung durch fünfstellige Ziffern abgelöst wurden (davor 1000 Berlin 36). Das SO36 stand bis 1989/90 für eine alternative Szenen und Hausbesetzungen.
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Kreuzberg: Viele Migranten, politisch links
Fast ein Drittel der ca. 160 000 Einwohnerinnen und Einwohner sind Migranten. Viele von ihnen kommen ursprünglich aus der Türkei. Zur Zeit der Berliner Mauer war Kreuzberg eine wirtschaftliche Nische, nach der Wiedervereinigung stand es plötzlich im Zentrum Berlins. Und das veränderte Kreuzberg. Seit der Jahrhundertwende sind zunehmend Gentrifizierungseffekte festzustellen, der Ortsteil Kreuzberg ist zu einem Szeneviertel geworden – mit hoher Anziehungskraft auf Studenten, Touristen und Künstlern.

Andererseits gehören der Görlitzer Park (Drogenhandel) oder das Kottbusser Tor zu den Kriminalitätsschwerpunkten der Hauptstadt. Politisch gesehen ist die Gegend eher links bzw. grün. Bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus im Februar 2023 holten in fünf von sechs Bezirken grüne Politiker das Direktmandat, das sechste ging an einen Politiker der Linken.
Kreuzberg ist zudem bundesweit für seine Krawalle am 1. Mai bekannt. So lieferten sich Teilnehmer der Mai-Kundgebung ab Ende der 1980er Jahre zum teil schwere Straßenschlachten mit der Polizei. In den letzten Jahren was das Geschehen am "Tag der Arbeit" aber im Wesentlichen friedlich.
dw