Berlin. Am nördlichen Ende des Görlitzer Parks erinnern die mächtigen Steinstufen noch daran. Dort sprudelte einst ein Brunnen. Doch die als Bereicherung des Stadtbildes gedachte Quelle mündete bald in einen zählen Rechtsstreit. Die FDP in der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg wollte im Rahmen einer Kleinen Anfrage jetzt erfahren, was der aktuelle Stand ist. Demnach will das Bezirksamt ausstehende Kosten von rund 42.000 Euro eintreiben.
Es hatte in den Jahren 1994/95 den Künstler Wigand W. mit bildhauerischen Entwürfen für einen Brunnen im Görlitzer Park beauftragt. Auch sollte er für Lieferung und Bearbeitung der Steine sorgen. Vorbild die Konstruktion wurden die weißen Kalksteinterrassen im türkischen Pamukkale.
Görlitzer Park: Das Vorbild des Brunnens ist in der Türkei
In der Antwort auf die Frage der FDP-Verordneten Marlene Heihsel zählt die für Grünflächen verantwortliche Stadträtin Annika Gerold (Grüne) jetzt die damaligen Kosten auf: Demnach betrug das Honorar für die Planung eines Ingenieurbüros umgerechnet rund 510.000 Euro, an den Künstler gingen etwa 894.000 Euro.
Allerdings funktionierte der Brunnen nicht lange. Nach dem ersten Winter war das Gesteinsmaterial schwer beschädigt, das Wasser wurde bald abgedreht. Ein Rechtsstreit entbrannte, das Bezirksamt erhob im Jahr 2000 Klage gegen Künstler W. und das Planungsbüro auf einen Kostenvorschuss für die Mängelbeseitigung in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro. Die Klage gegen das Büro wurde später abgewiesen. Künstler W. dagegen blieb in der Verantwortung.
Fehlplanung im Görlitzer Park
Die allerdings ist vom Tisch. Denn die Brunnenruine wurde inzwischen größtenteils abgerissen. Allerdings, so machte die Antwort auf die Frage der Bezirksverordnete Heihsel jetzt deutlich: Die 42.000 Euro dafür will der Bezirk von Künstler W. zurückbekommen. Auch wenn die Stadträtin Gerold in ihrer Replik nicht gerade wild entschlossen klingt: Ihr zufolge sei „beabsichtigt, ihn zur Erstattung der bereits entstandenen Abriss- und Neugestaltungskosten aufzufordern“. Immerhin hatten W. und die für ihn bürgende Bank Rechtskosten des Bezirks in Höhe von rund 26.700 Euro plus Zinsen beglichen, so die Stadträtin.
Marlene Heihsel reagierte empört auf die dargestellte Situation. „Da läuft ja im Prinzip seit den 90er-Jahren alles so richtig schief“, sagte sie. „Gute 1,4 Millionen Euro wurden in den Sand gesetzt.“ Der Fall von damals solle nun allen eine Lehre für die Zukunft sein. Und auch wenn von den damals Verantwortlichen niemand mehr im Amt sei: „Ich befürchte, dass so etwas in Friedrichshain-Kreuzberg auch ein zweites Mal passieren könnte“, so Heihsel.
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