Berlin. Wegen Corona waren Klassengrößen reduziert und Kurse auf Online-Schulung umgestellt worden.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat eine große Zahl Geflüchteter in die Stadt gebracht. Für sie ist Deutschland auf unabsehbare Zeit das neue Zuhause. Ukrainer und jene, die schon früher aus anderen Ländern kamen, erhalten hier Gelegenheit, sich in Deutschkursen einzuschreiben. In Friedrichshain-Kreuzberg, so ergab eine Anfrage der FDP an die Bezirksbürgermeisterin und Kulturstadträtin Clara Herrmann (Grüne), geht der Trend der Nachfrage wieder nach oben.
Die Co-Fraktionschefin der FDP, Marlene Heihsel wollte wissen, wie viele Geflüchtete in den vergangenen drei Jahren einen Deutschkurs in Friedrichshain-Kreuzberg besucht haben. Herrmann erklärte, an den durch das Land finanzierten Sprachkursen für Geflüchtete hätten 2019 insgesamt 1869 Menschen teil genommen. Allerdings habe diese Zahl im Zuge von Corona abgenommen. Das zeige sich in den Folgejahren 2020, als nur 470 Personen das Angebot in Anspruch nahmen, sowie 2021 mit 567 Schülern. Weil zertifizierte Prüfungen dabei nicht obligatorisch sind, gebe es dafür wenig Nachfrage.
Geflüchtete: Lernen in Präsenz
Das positive Signal sei, dass zum Stichtag 30. Juni 2022 wieder 653 Menschen an den Kursen in der Volkshochschule (VHS) Friedrichshain-Kreuzberg teilnähmen. Den Rückgang in den Vorjahren erklärte die Bezirksbürgermeisterin damit, dass im Zuge strenger Pandemiebestimmungen nur in kleinen Gruppen gelernt werden konnte. Darüber hinaus sei die Umstellung des Lernangebots auf Online-Schulungen „von manchen Teilnehmern nicht mitgetragen worden“, so Herrmann. „Umso größer ist der Bedarf aktuell, da die Kurse nun wieder vornehmlich in Präsenz durchgeführt werden.“
Durch den Zuzug Geflüchteter sei auch die Nachfrage im Bezirk gestiegen. Da aber in der VHS inzwischen keine Abstandsregeln mehr eingehalten werden müssen, stehe in den bestehenden Klassen wieder genügend Platz für größere Gruppen zur Verfügung. Der Bezirk hat zwei bis zum Ende des Jahres befristete Verwaltungsstellen angemeldet, eine erste wurde Mitte des vergangenen Monats besetzt. Aufgabe der neuen Mitarbeiter ist es, zusätzliche Kurse zu planen. Neu erdacht und bereits eingeführt sind beispielsweise Elternkurse für geflüchtete Mütter und Väter aus der Ukraine.
Raumknappheit
Herrmann beklagte, dass dem Angebot durch die angespannte Raumsituation Grenzen gesetzt seien. Die VHS könne zwar auf Kirchengemeiden und Vereine ausweichen, die Platz zur Vefügung stellten. Aber dies seien immer nur temporäre Kooperationsmöglichkeiten. Für die VHS bedeutet das Extra-Organisationsaufwand und sei immer vom Entgegenkommen der jeweiligen Partner im Bezirk abhängig. „Die Raumknappheit“, so Clara Herrmann, „ist der größte limitierende Faktor.“