Berlin. Nachdem ein vier Jahre altes Mädchen einen zu einem Drogenbesteck gehörenden Löffel auf einem Spielplatz im Görlitzer Park in Kreuzberg gefunden hatte, entschied der kommunale Kita-Träger Kindergärten City zwischenzeitlich, dass deren Erzieher und Kinder den Park nicht mehr betreten dürfen.
Das Verbot ist jedoch laut der Senatsverwaltung für Bildung, zu der auch die Kita-Aufsicht gehört, inzwischen unter einer bestimmten Bedingung nicht mehr gültig. „Aus Sicht der Kita-Aufsicht ist ein Spielplatzbesuch in Begleitung von zwei Erzieherinnen oder Erziehern möglich“, sagte Verwaltungssprecherin Iris Brennberger am Montag. Der Fund des Mädchen, das eine Kita im Wrangelkiez besucht, hatte sich demnach Ende September ereignet.
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Das Problem aber, dass Kinder immer wieder auf Spielplätzen Drogenbesteck finden, bleibt. Darauf will auch die neue Initiative „Spielplatz in Not“ aufmerksam machen. Die Gründer kommen aus dem Wrangelkiez, der an den Görlitzer Park angrenzt. Seit die Initiative vor rund einem Monat ins Leben gerufen wurde, seien rund 100 Aktive dazugestoßen, sagt Paula C., die selbst Mutter eines vierjährigen Kinds ist und ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Solche Funde, wie in dem nun bekannt gewordenen Fall gebe es „nicht wöchentlich, sondern täglich“, sagt sie. „Die Kinder graben Drogenverstecke aus oder greifen in Spritzen.“ Das Kind einer befreundeten Familie habe einmal eine Ecstasy-Tablette in der Tasche gehabt.
Situation der Spielplätze an den Straßen im Wrangelkiez noch schlimmer
Die Lage ist laut der Kreuzbergerin deutlich schlimmer geworden. Sie erklärt das damit, dass Drogen-Konsumenten aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden und so auf die Spielplätze ausweichen. „Die sind unbeleuchtet und signalisieren Ungestörtheit“, sagt Paula C. Die Situation auf den Spielplätzen im Görlitzer Park sei dabei eigentlich noch weniger dramatisch als auf anderen Spielflächen im Kiez. „Schlimmer hat es die getroffen, die an Straßen liegen, die Eckspielplätze.“ Dabei würden diese Spielplätze gebraucht, auch für Kinderläden im Kiez, die selbst keine Außenflächen haben.
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Dass der Görlitzer Park nun, wenn auch nur kurzzeitig, für die kommunalen Kitas aus dem Kiez gesperrt wurde, sei allerdings nicht das, was die Initiative will. „Das ist überhaupt nicht in unserem Interesse“, sagt Paula C. Die Anlage sei immerhin nicht nur wegen der Spielplätze wichtig für die Kinder und Einrichtungen, sondern auch wegen der Grünflächen und des Kinderbauernhofs.
Initiative „Spielplatz in Not“ plant Einwohnerantrag
Ziel der Initiative ist es, das Problem sichtbar zu machen, eine Lobby für Kinder und Eltern herzustellen. Zudem soll in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein Einwohnerantrag gestellt werden, dafür demnächst eine Unterschriftensammlung starten. Auch andere Kieze haben sich inzwischen an die Initiative gewandt, weil es dort ähnliche Probleme gebe, sagt Paula C.
Dass Dealer Spielplätze als Verstecke für Drogen nutzen, kommt in Berlin immer wieder vor. Das trifft besonders auch auf den Görlitzer Park zu. Im März dieses Jahres hatte die Polizei dort beispielsweise ein umfangreiches Sortiment an Drogen konfisziert. Mehr als 30 Tüten Marihuana, rund 20 Packungen Kokain und zahlreiche Ecstasy-Tabletten wurden seinerzeit sichergestellt.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erklärt auf Anfrage, dass die Reinigungsfrequenzen bereits deutlich erhöht wurden, die Ausgaben für die Reinigung von Grünflächen seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2016 waren es demnach noch rund 447.000 Euro, in 2019 waren es 677.000 Euro. Der Görlitzer Park mit dem Spielplatz würden sogar, mit Unterstützung der Berliner Stadtreinigung täglich gereinigt. „Für die sichere Benutzung von Spielplätzen durch Kitas müssen diese abschließbar sein bzw. eine entsprechende Möglichkeit bekommen“, heißt es. (mit dpa)