Berlin. Das Bezirksamt legt Falschparkern jetzt buchstäblich Steine in den Weg. Kritiker sehen die Maßnahme als Behinderung für alle.
Kreuzbergs umstrittene Begegnungszone ist um eine Attraktion reicher. Ein weiterer Gag der Erprobungsphase wurde am Mittwoch eröffnet: Mit Findlingen soll gegen Falschparker vor der Marheineke-Markthalle zwischen Friesen- und Zossener Straße vorgegangen werden.
„Damit wird zum einen das Experiment des Begegnungsplatzes im öffentlichen Straßenland gesichert“, teilte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit, „und zum anderen die Behinderung der Baumaßnahme Friesenstraße durch Falschparker vermieden“.
Gleichzeitig soll die Begegnungszone nun auch auf die Kreuzung Bergmannstraße und Friesenstraße erweitert werden. Allerdings wird dort ohnehin seit langem gebaut. Die Friesenstraße bekommt ein EU-gefördertes leiseres Straßenpflaster.
Bergmannkiez wird zum „Gespött der Nation“
Heftige Kritik kam von der CDU-Fraktion. „Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg legt seinen Bewohnern in der Begegnungszone wortwörtlich Steine in den Weg“, kritisierte Kurt Wansner, Abgeordneter aus Friedrichshain-Kreuzberg der CDU-Fraktion Berlin. Gerade in einer Einkaufsstraße, wo viele Anwohner und Touristen entlangschlendern wollten, störten die Felsbrocken. Auf diese Weise werde der Bergmannkiez noch mehr zum Gespött der Nation. „Zu den Kosten dieser ungeheuerlichen baulichen Veränderung werden wir das Bezirksamt noch befragen.“
Die Findlinge sind eine zweite umstrittene Maßnahme in kurzer Zeit. Bereits seit einer Woche wird die Geschwindigkeit in der Bergmannstraße mit einem „Dialogdisplay“ kontrolliert. Die Anzeige soll, so das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, „auf Tempo 20 hinweisen“.
Tatsächlich leuchtet allerdings auf der Tafel nur Text auf: Wahlweise „Danke“ in Grün oder „Langsam“ in Rot. Laut der Anzeige, die sich mutmaßlich in erster Linie an den motorisierten Verkehr sichtet, sind aber auch viele Fahrradfahrer zu schnell.
Die Anzeige ist Teil eines Experiments, mit dem Senat und Bezirk erproben wollen, wie Verkehr beruhigt werden kann. Die nur wenige hundert Meter kurze Bergmannstraße ist oft verstopft durch Lieferverkehr, Busse, Radfahrer und Park-Such-Verkehr.
Bergmannstraße: Parklets sorgten für viel Ärger
Für viel Spott und Ärger hatten bereits die orangefarbenen „Parklets“ am Straßenrand gesorgt. Anwohner fühlen sich durch nächtlichen Lärm und Müll in den Sitzecken am Straßenrand gestört. Auch die Kosten für die Test-Zone von rund 1,1 Millionen Euro sorgten für Kritik.
Anfang Mai kassierte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) eine Rüge der BVV Friedrichshain-Kreuzberg, weil er sich weigerte, die Testphase zur Begegnungszone bereits Ende Juli statt erst im November zu beenden, wie es die BVV beschlossen hatte.

Der Berliner FDP-Abgeordnete Bernd Schlömer kommentierte am Donnerstag: „Parklets, unsinnige bunte Punkte und nun auch noch Wackersteine. Die Bergmannstraße wird zum Blaumilchkanal! Berlin versucht mit allen Mitteln den Autos den Kampf anzusagen, ohne Rücksicht auf Anwohnerinteressen und Lieferverkehr."