Berlin. Am Checkpoint Charlie werden alle Planungen wieder auf null gestellt. Der Investor Trockland will dennoch am Standort festhalten.

Das Verwirrspiel um die weiteren Planungen für eine künftige Bebauung am Checkpoint Charlie geht weiter. Petra Rohland, Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), bestätigte am Montag, dass in zwölf Monaten ein neuer Bebauungsplan für die beiden Areale östlich und westlich der Friedrichstraße vorliegen soll.

Dieser weicht ganz wesentlich von dem ab, was die bisherigen Planungen, die gemeinsam mit dem privaten Investor Trockland entwickelt wurden, dort vorgesehen hatten. Doch noch ist völlig unklar, ob das Land Berlin die Flächen über sein Vorkaufsrecht oder eine mögliche Zwangsversteigerung erwerben wird oder die Firma Trockland, die bis Ende dieses Monats eine Kaufoption an den Grundstücken hält, weiter an den Planungen beteiligt sein wird.

Vier Jahre vergeblicher Planungsvorlauf

„Seit fast vier Jahren sind wir mit dem Checkpoint Charlie aufs Intensivste und mit Leib und Seele beschäftigt“, sagte Trockland-Chef Heskel Nathaniel am Montag auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. Daher sehe sich das Unternehmen weiterhin in der Verpflichtung, diesen Ort zu entwickeln.

Wie berichtet hatte Trockland vom Insolvenzverwalter 2015 die Grundschulden an den Arealen erworben und damit die Option erhalten, diese später auch kaufen zu können. Die Höhe der Grundschulden beläuft sich auf insgesamt 90 Millionen Euro.

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Bis zum Sommer vergangenen Jahres hatte weitgehend Einigung darüber bestanden, dass Trockland dort unter anderem ein Hardrock-Hotel realisieren darf und dafür laut einem 2017 mit dem Senat abgeschlossenen Letter of Intent rund 3000 Quadratmeter Fläche für ein Museum zur Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges zur Verfügung stellt – für eine Monatsmiete von 22,40 Euro pro Quadratmeter.

Zudem hatte Trockland sich bereit erklärt, auf einer Fläche von knapp 10.000 Quadratmetern Wohnungen zu schaffen, wovon 30 Prozent auf öffentlich geförderte Sozialwohnungen entfallen sollen.

An diesem Konstrukt hatte es jedoch ab Sommer 2018 heftige Kritik vor allem von Politikern der Linken und der Grünen sowie aus Architektenkreisen gegeben. Sie monierten die überwiegend kommerzielle Nutzung der Brachen, auf denen sich zu Mauerzeiten der einzige Grenzkontrollpunkt für ausländische Diplomaten und Angehörige des westalliierten Militärpersonals sowie der Sowjetunion befunden hatte.

Die Tatsache, dass das Museum in einen Gebäudekomplex inte­griert werden sollte, bei dem der größte Teil der Ausstellungsfläche zudem im Untergeschoss lag, stieß ebenfalls auf Ablehnung. Im Dezember entschied der Senat daraufhin, die Gestaltungsziele für den Bereich grundlegend zu ändern und in einem Bebauungsplan festzuschreiben.

Deutlich mehr Raum für Wohnungen

In dem Bebauungsplanentwurf, den Senatorin Lompscher nun vorantreibt, soll die Wohnnutzung deutlich mehr Raum einnehmen. Allein auf der Ostseite der Friedrichstraße soll ein Wohnhaus mit einer Geschossfläche von 17.500 Quadratmetern entstehen – und ein solitäres Museum ist nunmehr vorgesehen.

Auf der westlichen Seite sollen 26.000 Quadratmeter für Wohnen vorgehalten werden. Zudem soll auf der westlichen Straßenseite ein 1100 Quadratmeter großer Stadtplatz entstehen. Das Hotel ist in dem noch nicht rechtskräftigen Bebauungsplanentwurf 1–98, der der Berliner Morgenpost vorliegt, in dem „urbanen Gebiet“ zwar nicht ausgeschlossen – allerdings dürfte der verbleibende Platz dafür eng werden.

Trockland-Chef Nathaniel will sein Vorhaben am Checkpoint Charlie aber nicht verloren geben – und sieht offenbar auch unter den geänderten Planungsabsichten eine Basis für die weitere Zusammenarbeit mit dem Senat. Vor Kurzem habe das Land Berlin sein Unternehmen zu einem weiteren Engagement am Checkpoint Charlie aufgefordert, so der Manager weiter. „Und wir stehen gern zur Verfügung.“ Zurzeit würden unterschiedlichste Lösungsansätze geprüft. „Unser Plan sieht weiterhin vor, einen würdigen Gedenkort zu realisieren, als Symbol für Toleranz, Einheit und Frieden“, betonte Nathaniel.

Frage nach Schadenersatz noch nicht geklärt

Ob er im Falle einer Aufkündigung der Zusammenarbeit Schadenersatzansprüche erheben werde, wollte er im Moment nicht sagen. In einem Interview mit dieser Zeitung im Dezember hatte der Investor allerdings darauf verwiesen, dass der wirtschaftliche Schaden enorm sei, zumal es einen gültigen Bauvorbescheid für die Areale gegeben habe, den er aber auf Bitten des Senats zugunsten eines neuen Konzeptes zurückgestellt habe.

Auch bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gab man sich am Montag betont zurückhaltend, was die weitere Zusammenarbeit betrifft. „Die Verhandlungen sind nicht gescheitert, Gesprächen mit der Firma Trockland stehen wir offen gegenüber“, so Sprecherin Rohland. Bisher seien auch keine Schadenersatzansprüche seitens Trockland eingegangen.

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