Berlin. Nach langem Streit mit dem Bezirk verkauft die CG Gruppe das Postcheckamt am Halleschen Ufer. Dort soll Gewerbe entwickelt werden.

Der bisherige Eigentümer des Postscheckamt-Areals am Halleschen Ufer in Kreuzberg, die CG Gruppe, verkauft seine Anteile. Wie Vorstand Jürgen Kutz der Berliner Morgenpost bestätigte, ist ein Teil der Übertragung bereits abgeschlossen. Neuer Eigentümer wird die Art-Invest mit Sitz in Köln.

Die Entscheidung des Unternehmens sei Folge der aktuellen Einigung mit dem Bezirk über die Nutzung. Wollte die CG Gruppe von Chef Christoph Gröner dort zunächst Gewerbe und Wohnungen realisieren, sollte es nach langen Verhandlungen zuletzt nur noch Gewerberaum sein, der bei der CG Gruppe verblieben wäre. Den Wohnanteil bestreitet den Plänen nach die landeseigene Degewo, die diese Flächen kauft. Mit dem Verkauf an die in Abschnitte des Projekts bereits einbezogene Art-Invest, so Kutz, gebe man das Projekt weiter an ein Unternehmen mit entsprechender Expertise für Gewerberaum.

Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg, sagte: „Es ist gut, dass wir es nun mit einem Bestandshalter als Bauherren zu tun haben. Ich werde mich in Kürze das erste Mal mit Art-Invest treffen, um ihre Entwicklungsziele kennenzulernen.“ Bisher habe er mit dem Unternehmen gute Erfahrungen an einem anderem Standort gemacht.

Der Rückzug überrascht im Bezirk viele

Lothar Jösting-Schüßler (Linke), Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, erklärte: „Wir hoffen, dass es mit dem neuen Investor Art-Invest möglich sein wird, auf dem Gelände starke kulturelle Nutzung und privates Gewerbe zu verbinden.“ Vorstand Kutz sagte: „Ich bin froh, dass es diese Lösung gibt, damit die erforderlichen Baumaßnahmen für Berlin und den Bezirk umgesetzt werden.“

Die Nachricht vom Weiterverkauf wurde im Bezirk mit Überraschung aufgenommen. Dass die CG Gruppe das Projekt aufgeben würde, hatten wenige erwartet. Lange hatte der Investor für eine Entwicklung nach eigenen Vorstellungen gekämpft. Ursprünglich waren auf dem Gelände am Halleschen Ufer verschiedene Formen von Wohnen mit nur zum Teil niedriger Nettokaltmiete und Gewerberaum vorgesehen gewesen. Bis Anfang 2018 war das Verhältnis 30 Prozent Gewerbe, 70 Prozent Wohnen. Dann plante die CG-Gruppe um. Es drohte der Verlust von 5000 Quadratmetern bezahlbaren Wohnraums. Der Bezirk bremste das Projekt aus.

CG-Chef Gröner ließ ein Protestplakat an sein Gebäude hängen, gegen das der Bezirk klagte, aber vor Gericht unterlag. Unter Vermittlung der Senatsbauverwaltung wurde verhandelt. Am Ende war der aktuelle Kompromiss gefunden, demzufolge das Flächenverhältnis bei 70 Prozent Gewerbe und Dienstleistung sowie 30 Prozent gefördertem Wohnen bei niedriger Miete liegt.

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