Der Vorfall ist auf mehreren Videos dokumentiert, die im Internet veröffentlicht wurden. Darin ist zu sehen, wie mehrere Beamte einen Widerstand leistenden Mann am Boden halten. Ein weiterer Beamte, der dazukommt, versetzt dem Festgenommenen zwei Tritte mit dem Fuß.
Der Vorfall ereignete sich bereits am Donnerstagnachmittag. Ein Anrufer informierte die Polizei gegen 16.20 Uhr, einen mutmaßlichen Fahrraddieb wiedererkannt zu haben. Nach Polizeiangaben nahmen die Beamten die Personalien des 22-Jährigen auf und wollten dann ihre Streife fortsetzen. Der Mann sei aber erneut auf den Streifenwagen zugekommen, habe diesen getreten und die hintere Tür aufgerissen.
Die Polizisten nahmen den Mann daraufhin fest. Daraufhin eskalierte die Lage offenbar. Nach Polizeiangaben wurden die Beamten von etlichen Personen bepöbelt und aus einer Gruppe heraus mit Steinen, Blumentöpfen, Aschenbechern und Glasflaschen beworfen. Erst als weitere Polizisten eintrafen, beruhigte sich die Lage. Vier Männer im Alter von 16 bis 36 Jahren wurden vorläufig festgenommen und in eine Gefangenensammelstelle gebracht. Drei Beamte ließen sich wegen Verletzungen ambulant behandeln.

Polizist tritt mutmaßlichen Täter zweimal
In den Videos ist erkennbar, wie ein am Boden liegender Festgenommener Widerstand leistet. Er versucht aufzustehen und wird von den Beamten erneut zu Boden gebracht. Von Passanten sind Rufe wie „Verpisst euch!“ oder „Hurensöhne“ zu hören. Auch Gegenstände werden geworfen. Weitere Videos zeigen, dass mit Reizgas ausgestattete Beamte versuchen, die umstehenden Menschen fernzuhalten. Ein Polizist, der mit der Festnahme befasst ist, ruft: „Mach die weg!“
Eine Einstellung zeigt einen Polizisten mit aus dem Holster gezogener, aber noch am Körper anliegender Waffe. Im Hintergrund ist erkennbar, wie ein Beamter hinter einem Polizeiwagen hervoreilt und dem am Boden liegenden Festgenommenen zwei Fußtritte versetzt. Es ist vermutlich diese Szene, die zu einem Ermittlungsverfahren führte. Der Polizist sieht sich dem Vorwurf der Körperverletzung im Amt ausgesetzt. Die Polizei betätigte am Freitag, deswegen gegen den Beamten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet zu haben.
Gleichzeitig wurde von der Polizei auf Twitter aber auch darauf verwiesen, dass die Videos nur einen Ausschnitt der Geschehnisse zeigten. Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, sagte, Festnahmen seien selten einfach. Beamte müssten Gewalt anwenden, um Widerstand zu brechen und um nicht selbst verletzt zu werden. „Das sieht dann auch mal blöd aus, aber unsere Kollegen sind als Einzige vom Staat legitimiert, im gesetzlichen Rahmen Gewalt anzuwenden“, sagte Jendro. „Wenn der Verdacht besteht, dass ein Kollege diesen Rahmen überstiegen hat, wird das im Nachgang genau analysiert.“
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen, sagte: „Wir werden die Ermittlungen abwarten und nicht vorschnell in die eine oder andere Richtung urteilen.“ Um mögliches Fehlverhalten sowohl von Tatverdächtigen als auch von Polizisten besser dokumentieren zu können, sagte Lux, bereitet die Koalition die Einführung der Bodycam vor.“
Diskussion um Videos nach Ausschreitungen am Kottbusser Tor
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